Empfang beim Bundespräsidenten im Schloss Bellevue
Es sind nur knapp 150 Meter von der Sicherheitsschleuse zum Haupteingang des Schlosses Bellevue, dem Sitz des Bundespräsidenten, und doch ließ es sich der Hausherr nicht nehmen, seinen Gästen für diese Wegstrecke mehrere schwarze Limousinen zur Verfügung zu stellen.
Natürlich war auch das Personal des Bundespräsidialamtes bei Ein- und Ausstieg behilflich, eine Geste, die wie viele weitere Aufmerksamkeiten unterstrich, dass Akteure wie Publikum willkommen waren.
25 Jahre Bundesbegegnung Jugend jazzt wurde gefeiert. Geladen waren viele Gäste der bundesweiten Jazzszene, hier vor allem auch die Vertreter und Vertreterinnen der jeweiligen Landesbegegnungen, die z.T. deutlich mehr als ein Vierteljahrhundert ihre Wettbewerbe ausrichten, allen voran das Bundesland NRW, das 1978 Jugend jazzt ins Leben rief und mit dieser Fördereinrichtung als Vorreiter gilt.
Hauptakteure des Abends waren jugendliche Preisträger und Preisträgerinnen vorangegangener Landeswettbewerbe, die das interessierte Publikum in einem Wandelkonzert begeisterten. Das Duo „TimPanLaurie“ aus Bayern, „Quartertone“ aus Hessen, „Funky Friends“ aus NRW und das Quartett „Cactus in a Garage“ aus Sachsen gaben Kostproben ihres Könnens. Das Publikum, in Gruppen aufgeteilt und mit farbigen Bändern versehen, wurde vom Hauspersonal ebenso freundlich wie bestimmt durch die Räume des Hauses geführt. Dieser Choreografie war es zu verdanken, dass jede Gruppe jedes Jazzensemble erleben durfte.
Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte der Bundespräsident die jungen Musiker*innen und die Gäste im großen Empfangssaal des Schlosses. Frank Walter Steinmeier fand passende Worte. Sie wirkten nicht aufgesetzt; man spürte, dass das Staatsoberhaupt wusste, wovon es sprach, spürte, dass es ihm ein persönliches Anliegen war, diese Veranstaltung in seinem Hause stattfinden zu lassen.
Und so begann er seine kurze Ansprache:
„Programmatische Sätze scheinen Angelegenheit der Politik zu sein. Aber auch in der Kunst, in der Musik gibt es jene programmatischen Sätze, die klar sagen, wie die Dinge eigentlich sein sollten. Einer davon stammt von Duke Ellington, und gesungen wurde er unter anderem von
Ella Fitzgerald, denn dieser Satz ist in Wahrheit ein Songtitel: "It don’t mean a thing if it ain’t got that swing."Ich bin sicher, liebe Musikerinnen und Musiker: Sie swingen, egal in welcher Form Sie zusammenspielen, und, ich freue mich darauf, wir werden es hier gleich im Konzert erleben.“
Er wich von seinem Redemanuskript ab, indem er spontan den Eltern aller Jugend jazzt-Teilnehmer*innen für ihre Unterstützung dankte.
Natürlich hatte er auch ein Gespür dafür, dass lange Reden, zumal zu solchen Anlässen, ermüden, und mit einem „Vielen Dank, dass sie hier sind! Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen“ gab er den Startschuss für das Wandelkonzert.
Krönender Abschluss des musikalischen Teils des Abends war der gemeinsame Auftritt aller Ensembles im Großen Saal. Nun fast schon in Big Band-Besetzung intonierte die Großformation gemeinsam u.a. den legendären „Pink Panther“ von Henry Mancini. Als Gastsolist war Posaunist Nils Landgren geladen, der zusammen mit Sängerin Laura Detterbeck von „TimPanLaurie“ John Lennons „Imagine“ intonierte. Er ließ es sich nicht nehmen, auch eine Solonummer beizusteuern, in deren Verlauf er seine Posaune immer weiter auseinander schraubte, ohne sein Spiel zu unterbrechen. Zum Schluss demonstrierte er, dass es auch nur mit dem Mundstück und letztlich ganz ohne Teile des Instruments möglich war, seinen Groove unter die Leute zu bringen.
Das hatte durchaus unterhaltenden Charakter, war sicherlich auch so gewollt und leitete über zum anschließenden Get-together.
Der Bundespräsident, leger gekleidet und ohne Krawatte, hatte offensichtlich Spaß, sich mit den Nachwuchsjazzern und -jazzerinnen fotografieren zu lassen. Er nahm sich viel Zeit für Gespräche und fand dabei offensichtlich den richtigen Ton. Der inoffizielle Teil des Abends wurde genutzt zu regem Informationsaustausch. Einig war man sich gegen Ende der Veranstaltung, dass der Einrichtung „Jugend jazzt“ hier die Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde, die sie verdient. Der Empfang war geprägt von ausgesprochener Gastfreundschaft, die sich nicht nur in dem abschließenden Transfer in der Dienstlimousine zum Ausgang des Schlossareals widerspiegelte.
(Thomas Haberkamp)
Foto 1: BP und Saxophonist Roland Danyi von der Band „Funky Friends“ aus Soest, Gewinner Jugend jazzt NRW 2021
Foto 2: Bundespräsident Frank Walter Steinmeier zusammen mit Preisträger*innen der am Wandelkonzert beteiligten Bands und Orgateam Dominik Seidler, Bundesbegegnung Jugend jazzt
Fotos: T. Haberkamp