Der 56. Landeswettbewerb "Jugend musiziert" fand in diesem Jahr in Köln statt. 1.069 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen, um sich den fachkundigen Jurys zu stellen. Um für die große Zahl der Teilnehmer, aber auch für alle Beteiligten, eine gute Wettbewerbsatmosphäre zu gewährleisten, werteten über fünf Tage hinweg insgesamt 15 Jurys. In diesem Jahr hörten die Jurorinnen, Juroren und das oft große Publikum ein besonders hohes Niveau vor allem in den Solowertungen Violine und Violoncello sowie in der Gruppenwertung Ensemble für Alte Musik.
Aber auch in den anderen Kategorien war die Qualität hoch, was die Zahl der zum Bundeswettbewerb weitergeleiteten Teilnehmerinnen und Teilnehmer belegt. Insgesamt können 355 Kinder und Jugendliche aus Nordrhein-Westfalen zwischen dem 6. und 13. Juni am Bundeswettbewerb teilnehmen, der in diesem Jahr in Halle/Saale stattfinden wird.
„Der Wettbewerb ist für die Zukunft gerüstet. Das zeigen die auf Landesebene gleichbleibend hohen Teilnehmerzahlen und das exzellente Niveau, dies trotz erhöhter Belastung der Kinder und Jugendliche u. A. durch G8,“ sagte der Vorsitzende des Landesausschuss „Jugend musiziert“ Peter Haseley.
Köln bot den jungen Musikerinnen und Musikern beste Bedingungen. Sie spielten im Institut für Musikpädagogik der Universität zu Köln, in den Räumen des Ensembles Musikfabrik, in der Alten Feuerwache und erstmals im Großen Sendesaal des WDR im Funkhaus Wallrafplatz. Mit die schönste Akustik wies dabei ein Wertungsraum im Südturm der Alten Feuerwache auf. Die Gitarrenduos boten dort ihre Kunst und genossen den Klang eines Raumes, der im Kölner Konzertleben fast unbekannt ist.
Viele Musikerinnen und Musiker hörten einander gegenseitig zu und im KiRaKa-Konzert der jüngsten Teilnehmerinnen und Teilnehmer sah man am Abend des 9. März ganze Gruppen von „Konkurrenten“ aus den Wertungen im Klaus-von-Bismarck-Saal sitzen, die hören wollten, was die, die noch „grün hinter den Ohren sind“, zu bieten haben. So „grün“ sind sie allerdings nicht, dass sie nicht schon ganz genaue Vorstellungen von dem haben, was sie später einmal werden wollen.
Der zwölfjährige Jannes Katterbach zeigte bei Czernys „Besuch bei Herrn Czerny“ eine verblüffende Beherrschung des Akkordeons. Er kommt aus einer Familie von Akkordeonisten, doch Profimusiker will er nicht werden, versicherte er Moderatorin Isabel Hecker selbstbewusst. Vielmehr wolle er Maschinenbau und Luft- und Raumfahrttechnik studieren, um dann bei der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrttechnik zu arbeiten. Ein klarer Plan.
In der Kategorie Ensembles der Alten Musik traten diesmal gleich 17 Formationen an. Die Besetzungen sind so vielfältig, dass die Wettbewerbsleitung eine achtköpfige Jury unter Vorsitz von Antje Valentin aufbot, um auch wirklich allen Leistungen gerecht werden zu können. Da auch Werke auf dem Programm standen, die gleich zwei Cembali vorsehen, und da diese wegen einer mitspielenden Querflöte auch noch eine Stimmung auf 440 Hertz vertragen mussten, galt es instrumentenbaulich einiges aufzubieten. Auch im Einspielraum sollte ein entsprechendes Instrument bereitstehen. Dem Wettbewerbsorganisatoren Michael Bender gelang alles das, in diesem Fall unterstützt von einem der Juroren, Wolfgang Kostujak. Die Jury zeigte sich mit den Interpretationen Alter Musik glücklich. Vieles wird man im Bundeswettbewerb wiederhören können.
Am letzten Wettbewerbstag brauchte man aus der Alte-Musik-Wertung im Kammermusiksaal der Hochschule für Musik und Tanz nur wenige Schritte hinaus zu gehen, um die Ensembles für Kammermusik mit Klavier im Konzertsaal der Hochschule zu hören. Tags zuvor hatten sie noch im Großen Sendesaal des WDR gespielt. Auch diese Kategorie bot großartige Hörerlebnisse. Unvergesslich wird vielen das Allegro brillante aus Schumanns Klavierquintett Es-Dur bleiben, das Noemi Rosenthal, Marlene Lucia Palmen, Robert Stangenberg, Lucie Catherine Heiliger und Katja Stellmacher boten und das die Jury unter Vorsitz von Michael Rische mit 25 Punkten auszeichnete.
Wie viele Punkte die ganze mühsame Vorbereitung eines Wettbewerbsprogramms und der Vortrag selbst nun einbrachte, das konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Abends im Foyer der Gastronomie der Alten Feuerwache erleben. Peter Haseley verlas mit charmanten Exkursen die Ergebnisse. Für diejenigen, die seinen Vortrag wegen eines Juryberatungsgesprächs verpassten, projizierte Nepomuk Adler die Ergebnisse durchlaufend an die Wand der Jumu-Lounge, wie der oft dicht gedrängte Raum genannt wurde.
Für einen guten Teil der Juroren, die teils von weither angereist waren, sorgte dann ein Sturm dafür, dass der Jugend-musiziert-Aufenthalt länger dauerte als sie geplant hatten. Am Sonntagabend stellte die Bundesbahn in NRW den Fernverkehr ein und die Mannschaft um Samantha Bockstegen im Wettbewerbsbüro hatte zwischen schon gepackten Kisten ihre liebe Not, Hotelzimmer aufzutreiben. Montag hatte der Alltag sie wieder. Ein Wiedersehen gibt es mit vielen im Landespreisträgerkonzert am 28. April 2019, 16 Uhr, in der Tonhalle Düsseldorf. Dort werden auch die Förderpreise der Sparkassen vergeben. Im nächsten Jahr wird der Wettbewerb vom 20. bis 24. März 2020 in Essen stattfinden.
Alle Ergebnisse des Wettbewerbes finden Sie hier: https://www.jugend-musiziert.org/fileadmin/user_upload/jumudb_user/10_00/Ergebnisse_2019.pdf.
Jugend musiziert NRW ist eine Veranstaltung des Landesmusikrats NRW und wird von den nordrhein-westfälischen Sparkassen und vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW gefördert.
rvz, elr
Fotos: Andras Istvan Horvath und Lenda Hannhart an zwei Harfen im KiRaKa-Konzert, Klaus-von-Bismarck-Saal des WDR-Funkhauses Köln, 9. März 2019.
Lea Nienhaus (Querflöte), Tim Böing (Klavier) und Antonia Borgers (Horn) im Konzertsaal der Hochschule für Musik und Tanz Köln, 10. März 2019.
Die Jumu-Lounge in der Alten Feuerwache mit Peter Haseley und Michael Bender.
Justus Meinhard, Chrome Steinbach, Jan Hubert, Caspar Dieler, Coraghessan Steinbach und Sebastian Rossow am 8. März im Konzertsaal der Hochschule für Musik und Tanz Köln.
Jannes Katterbach im KiRaKa-Konzert am 9. März 2019 im Funkhaus Köln.
Tabitha Hakenes (Querflöte), Annegrit Rohlmann (Cembalo), Clara Fürniss (Violoncello) und Theresia Volbers (Cembalo) am 9. März in der Hochschule für Musik und Tanz Köln.
Warten auf die letzte Ergebnisbekanntgabe in der Jumu-Lounge.
Fotos: LMR NRW.