Am 6. Oktober fand, gefördert vom Landesmusikrat NRW, der 6. Kongress des DTKV-NRW mit dem griffigen Thema: "Lust auf Neues? - Wege der Vermittlung Neuer Musik" in Düsseldorf statt.
In der Begrüßung durch die Landesvorsitzende Cornelia Sokoll wurde deutlich, dass es gerade bei dem Thema der Vermittlung von Musik auch um politisches Tun geht. Es müsse der Politik mehr Verantwortung zugewiesen werden, damit auch rechtlich eine gute Basis geschaffen werden kann, um musikalisches Leben zu erhalten und zu fördern. Viele Studierende wählten aufgrund von Unsicherheiten (Honorarverträge) nicht mehr den Beruf des Musik- oder Instrumentallehrers, was der musikalischen Bildung insgesamt das Fundament entziehe.
Wolfgang Rüdiger schlug in seiner Begrüßung daraufhin den Bogen zum Kongressablauf und betonte die Vernetzung der Künste als Basis der Vermittlung Neuer Musik. Das ausgefeilte Programm namhafter Professoren und Künstler wie dem genannten Wolfgang Rüdiger, Udo Falkner, Susanne Ristow, Wolfgang Lessing, Hauke Berheide, Astrid Schmeling, Matthias Schlothfeld, Karl-Heinz Zarius, Silke Egeler-Wittmann und Daniel Ott brachte viel Abwechslung und ließ die über acht Stunden kurzweilig vergehen.
Neben Vorträgen und Diskussionsrunden konnten in mehreren Workshops Erfahrungen in Umgang und Vermittlung Neuer Musik gemacht werden. Ebenso veranschaulichten Darbietungen die vermittelten Inhalte. Studierende führten unter anderem das „Poem für 7 Arme“ von Dieter Schnebel auf, das sehr großen Anklang fand. So wie dieses Stück aus dem Werk Schnebels stammt, so stand der gesamte Kongress unter dem Einfluss des im Mai dieses Jahres mit 88 Jahren Verstorbenen. Er hatte noch seine Zusage zum Kongress gegeben, leider ist es anders gekommen.
Die vielen Programmpunkte erläuterten in Theorie und Praxis das Leben und Werk Schnebels und anderer Künstler der Neuen Musik. In der Lebendigkeit der Darstellung machten diese auf mannigfache Weise Lust auf Neues und gaben Werkzeuge zur Vermittlung an die Hand. Ebenso wurde durch die Vernetzung mit anderen Künsten eine Vermittlungsebene geschaffen, die es weiterhin möglich macht, diese Freude am Neuen und auf Neues weiter zu tragen und zu vermitteln.
In einem Klavier-Recital brachte Udo Falkner unterschiedlichste Stücke Stockhausens, des anwesenden Georg Kröll und anderen Komponisten Neuer Musik zu Gehör.
Der Workshop von Silke Egeler-Wittmann bot Teilnehmenden die Möglichkeit, über verschiedene Warm-ups und in der Umsetzung einiger Kompositionen Schnebels Neue Musik am eigenen Leib zu erfahren. Ebenso wurde deutlich, wie die Vermittlung Neuer Musik heute z.B. in Schulen durchgeführt werden kann.
Die ›Partizipative Lecture Performance‹ von Rüdiger und Ristow bezog ebenso die Zuhörerschaft in den Vortrag mit ein, sodass das Publikum gleichsam Akteur und Rezipient war. Hier besonders deutlich: die Verzahnung der sogenannten bildenden Kunst über z.B. Mondrian, Cage, Beuys, Brown zu Musikern wie Schnebel, Stockhausen, Maciounus, Patterson.
Die nicht unkritische Abschlussrunde verwies auf die Frage, warum überhaupt nach beinahe 100 Jahren immer noch von „neuer“ Musik gesprochen werde. Hier bestehe offensichtlich Handlungsbedarf, die immer noch vorhandenen Ressentiments abzubauen und schon früher in musikalischer Bildung mit der Erarbeitung solcher Musik in einem selbstverständlichen Bewusstsein zu beginnen.
Es war ein überaus gelungener Kongress-Tag in der sehr einladenden Robert Schumann Hochschule, der in der Tat Lust auf Neues machte und so hielt, was er im Titel noch (rhetorisch) zur Frage stellte.
(Cordula Schlösser-Braun)
Workshop-Fotos vom DTKV-Kongress "Lust auf Neues - Wege der Vermittlung Neuer Musik" am 06.10.2018 in der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf, u.a. mit Prof. Dr. Wolfgang Rüdiger, Hauke Berheide und Prof. Matthias Schlothfeld. Fotos: Jacob Sokoll