Der Düsseldorfer Verein KABAWIL zeigte auf seinem zweiwöchigen Festival, wie sich gesellschaftlich relevante Themen mit den Mitteln Tanz, Musik, Theater, Fotografie, Gestaltung und Pädagogik erarbeiten und darstellen lassen. Nach dem Konzept der beziehungs-orientierten Kulturarbeit wurden Menschen jeder Herkunft und Bildung in die Projekte miteinbezogen. Ziel war es dabei, die Teilnehmer in ihrer Lebenswelt anzusprechen, ihre Interessen ernst zu nehmen und ihre Stärken sichtbar zu machen. Die Arbeitsprozesse wurden von einem internationalen Team von Künstlern, Pädagogen und Cultural Managern begleitet.
Die sommerlichen Temperaturen boten am 16. Oktober den perfekten Rahmen für die Abschlussveranstaltung des Festivals. Im weitläufigen Innenhof feierte das zahlreich erschienene Publikum die Künstler mit ihren Präsentationen auf der Bühne. Bei vier Projekten waren Flüchtlinge, die erst seit kurzem in Düsseldorf leben, in die kulturelle Arbeit eingebunden. Die Verpflegung der Besucher mit leckeren syrischen Häppchen, die leider sehr schnell verzehrt waren, übernahm ein junger Hobbykoch.
Spaces Speak
Unter Anleitung des Musikers Thomas Klein und des Künstlers Heribert Münch untersuchte eine Gruppe von jugendlichen Flüchtlingen und Einheimischen vertraute und ungewöhnliche Orte der Stadt. Die Exkursionen führten quer durch Düsseldorf. Es wurden Stimmen und Klänge aufgezeichnet, die dann im Studio zu Soundcollagen bearbeitet und von Songs und instrumentaler Musik umrahmt wurden. Der Blick der Teilnehmer auf die jeweilige Raumsituation wurde zusätzlich durch Bleistiftskizzen festgehalten, die auch auf dem Festival ausgestellt wurden. Zur Soundcollage ging es dann in den Keller, was fernab des Sonnenscheins eine besondere Erfahrung war. Verstärkt wurde der Effekt der Klangcollagen durch grelle verschiedenfarbige Beleuchtung der Kellerräume.
Das Projekt wurde gefördert aus Mitteln des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW durch den Landesmusikrat NRW.
SHErose Werkprobe
Acht Düsseldorferinnen mit und ohne Fluchtgeschichte zelebrierten in ihrer Werkschau die Vielfalt von Frauen, unabhängig von Alter, Herkunft, Kultur und Nationalität in Tanz und Performance. Die betreuenden Künstlerinnen sind Sônia Mota, Angela Kamara und Petra Kron.
Best of …
In dem fünftägigen Schulworkshop unter Leitung von Abiodun Odukoya erarbeiteten knapp zwanzig Schüler und eine Schülerin der Vorbereitungsklasse des Düsseldorfer Franz Jürgens Berufskollegs einen kurzen Sketch, eine Tanzeinlage sowie zwei Songs, welche mit verschiedenen Rap-Einlagen kombiniert wurden. Die Workshop-Ergebnisse zeigten sie auf die KABAWIL-Bühne. Die jugendlichen Künstler wurden mit großem Applaus und Begeisterungsrufen von dem mitgebrachten „Fanclub“ unterstützt und brachten sämtliche Besucher in Bewegung.
family band
Der Auftritt der family band von KABAWIL war der Höhepunkt der Veranstaltung. Die Band entwickelte sich 2015 aus offenen Workshops in Düsseldorfer Flüchtlingsunterkünften und im KABAWIL-Studio in der Zusammenarbeit mit 3 Dozenten und weiteren interessierten jugendlichen und erwachsenen Musikern aus anderen KABAWIL-Projekten. Nach zeitintensiver Aufbauarbeit, kontinuierlicher persönlicher Kontaktpflege und vielen Unwägbarkeiten konnte 2016 eine nicht verkäufliche CD mit acht Musikstücken produziert werden. Mit ausgewählten Songs der CD „My roots, my laws, my love, my heart, my spirit“ präsentierte sich die family band erstmalig in dieser Form der Öffentlichkeit. Bei dem Song „Jine“ gab es stimmungsmäßig kein Halten mehr und einige der geflüchteten Besucher und Teilnehmer sprangen auf die Tanzfläche und formierten sich zum Dabke-Tanz. Die jungen Männer tanzten stilecht mit schwingender Kette am einen Ende der Reihe und einem schwingenden weißem Küchenpapier am anderen Ende der Reihe, begleitet vom rhythmischen und begeisterten Klatschen des Publikums.
Die Musikstücke sind verfügbar unter: soundcloud.com/user-767816059/sets/my-roots-my-laws-my-love-my-1
Die Workshops und die CD-Produktion in den Jahren 2015 und 2016 wurden vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugendliche, Kultur und Sport über den Landesmusikrat NRW gefördert.
(Sandra Hoch)
Fotos: Soundinstallation des Projekts „spaces speak“, Werkprobe Tanz-Work „SHErose“, Schüler des Franz Jürgens Berufskollegs, KABAWIL family band (Fotos: LMR NRW).
Abschlusspräsentation des KABAWIL-Festivals in Düsseldorf-Flingern