Viel war während der Vorbereitungen zu „Klangfarbe Bruckner“ schon nach außen gedrungen: Bruckners Neunte mit dem Landesjugendorchester unter der Leitung von Hubert Buchberger – ok, soweit war das klar. Aber dann: „Alles in Weiß!“. Wie? Weiße Geigen, weiße Trompeten oder was?
Entsprechend neugierig waren die Besucher des Konzerts im Duisburger Theater am 20. Oktober und entsprechend zahlreich waren sie gekommen. Bei Saalöffnung ging der Blick auch gleich zur Bühne, auf der das hundertköpfige Orchester bereits Platz genommen hatte. Das Bild, welches sich schon bei Saal-Licht bot, war – weiß!
Der Bühnenboden ausgelegt mit weißem Material und leicht ansteigend, der Hintergrund strahlend weiß. Man saß auf weißen Hockern ohne Lehne an weißen Notenständern. Die Jugendlichen trugen weiße, ungeknöpfte Hemden zu weißen Hosen und weißen Schuhen, aber nein – die Instrumente, die Köpfe und die Hände der Ausführenden waren dann nicht weiß.
Und so entstand letztendlich ein sehr geschlossenes Bild des Orchesters, das große Vorfreude auf das Kommende auslöste.
Auch der Dirigent, Prof. Buchberger, trat weiß gewandet ans weiße Pult und gab sogleich den Einsatz. Die Musik begann und schlagartig änderte sich auch das Licht – von weiß zu weiß, aber halt anderes Weiß. Und nun wurde auch das Konzept der Lichtkünstlerin Lea Letzel klar: Ganz subtile Veränderungen, unmerklich von kalt nach warm, von bläulichem Weiß zu rötlichem Weiß und zurück folgten der Brucknerschen Musik über den gesamten Verlauf des Abends.
Keine plötzlichen Effekte störten den Eindruck, kein kitschiges „Son et lumière“, wie man es aus Urlauben in der Bretagne kennt, wurde hier veranstaltet, vielmehr gingen Lea Letzel und ihr Team sehr respektvoll mit dem „Opus summum“ Bruckners um (so Hubert Buchberger im Begleittext zum Programm).
Eindrucksvoll wie die Inszenierung war auch die musikalische Leistung. Hervorzuheben ist der zehnköpfige Hörnersatz, hier besonders die vier jungen Bläserinnen und Bläser an den Wagner-Tuben. Die Streicher konnten bei den urnebelartigen Tremoli ebenso ihr großes Potenzial zeigen wie im virtuosen Scherzo. Auch der Gesamtklang war fulminant und voll, wie man es sich für Bruckners letztes und leider mit nur drei Sätzen unvollendetes Werk wünscht.
Lang anhaltender Applaus belohnte die Ausführenden, das Team um Lea Letzel sowie, stellvertretend für das Orchestermanagement, Agnes Rottland am Ende des Abends.
Für alle diejenigen, die nicht dabei waren, hier Termine von zwei weiteren Aufführungen:
24. 10. 2015, 19 Uhr, in Zülpich,
25. 10. 2015, 20 Uhr, in Coesfeld,
dann aber, wie gewohnt, in schwarzer Abendgarderobe.
(Michael Bender)
Foto 1: Das Landesjugendorchester NRW spielt am 20. Oktober 2015 unter der Leitung von Hubert Buchberger im Theater Duisburg Anton Bruckners 9. Sinfonie. Foto 2: Bühne – ganz in Weiß. Fotos: Michael Bause
Das Landesjugendorchester NRW ist ein Förderprojekt des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen und steht in der gemeinsamen Trägerschaft des Landesmusikrates NRW und des Vereins zur Förderung von Landesjugendensembles NRW.