Georg Philipp Telemanns Suite zur Hamburger Ebbe und Flut trägt einen esprit-reichen Namen. Doch Wolfgang Kostujak, einer der Dozenten des Workshops Jugendensemble Alte Musik versicherte dem Publikum in der Troisdorfer Johanneskirche, dass der Komponist mit dem Beinamen wenig zu tun habe. Der Namenstribut galt seiner Zeit dem Auftraggeber der Komposition, der Hamburger Hafenbehörde. Umso mehr staunte am 3. Oktober diesen Jahres das Publikum, als das junge 15köpfige Ensemble mit seinen empfindlichen alten Instrumenten den Kirchenraum mit rasenden Tonfolgen gleich einer brandenden Woge füllte.
Gudula Rosa, gleichfalls Dozentin, dirigierte das Ensemble, das mit Blockflöten, Streichern, Harfe und Cembalo neun Werke der Barockzeit mit prallem Leben füllte. Henry Purcell’s „Fairy Queen“, ein Konzert Antonio Vivaldis für Violoncello, Streicher und Basso, Johann David Heinichens Konzert für vier Blockflöten, Streicher und Basso, Johann Sebastian Bachs Konzert für Cembalo, Streicher und Basso in d-Moll und weitere Herausforderungen erklangen, als würde ein Spezial-Ensemble für authentische Aufführungspraxis mit jahrelanger Erfahrung aufwarten.
Gearbeitet hatte dieses vom 29. September bis zum 3. Oktober im Zentrum für Alte Musik (ZAMUS) in Köln, dem Konzert bot dann Pfarrer Dietmar Pistorius in Troisdorf eine Heimstatt. Die Kirche bekam dem Programm mit ihrer warmherzigen Ausstrahlung, dem kleinen Café zwischen Eingang und Kirchenraum, dem lebensgroßen „fremden Mann“ aus Papiermaché, der an einem runden Tisch sitzend die Geschlossenheit der Gemeinde aufbricht, und der musikaffinen Akustik bestens. Und das Troisdorfer Publikum nahm das Konzertangebot gerne an. Michael Bender vom Landesmusikrat NRW stellte das volltönende Cembalo im Konzert zur Verfügung, im ZAMUS hatte das Ensemble noch mit Cembali von Concerto Köln gearbeitet.
Linn Bennhardt, Sonja Fricke, Janna Schneider, Ronja Vollmari, Anna-Maria Wempe, Mia Leonie Hohmann, Johanna Pistorius, Franziska Dreyer, Sainab Totonji, Jakob Puntel, Johannes Zipfel, Milan Thüer, Friederike Horz, Niklas Wempe und Julius Lorscheider bildeten das Ensemble. Nach fünf Tagen Zusammenleben, dem gemeinsamen Essen in der Küche des ZAMUS, für die Johann Karnowka sorgte, lebhaften Tischfußballpartien und gemeinsamer Workshop-Arbeit hatte man tatsächlich den Eindruck, ein homogenes Ensemble zu hören.
Hinter der Leistung der 15 jungen Musikerinnen und Musiker stehen neben den Lehrern ihrer Instrumentalausbildung das Dozenten-Corps des Workshops: Sylvie Kraus (Violine), Gudula Rosa (Blockflöte), Alfred Karnowka (Laute, Gambe), Martin Ehrhardt (Viola) und Wolfgang Kostujak (Cembalo).
Bereits im Frühjahr hatten sie in der Landesmusikakademie NRW gearbeitet und auch diese Tage mit einem Abschlusskonzert gekrönt. Nun tragen die Musikerinnen und Musiker das Gelernte in die Ensembles ihrer Städte zurück. An der Interpretation Alter Musik kann man ja nicht genug feilen.
Den Workshop des Landesmusikrats NRW förderte das Ministerium für Kultur und Wissenschaft.
rvz
Fotos: Abschlusskonzert des Workshops Jugendensemble Alte Musik am 3. Oktober 2017 in der Johanneskirche Troisdorf; Fotos: LMR NRW.