Harald Redmer vom Landesbüro Freie Darstellende Künste eröffnete die morgendliche Veranstaltung und nahm Bezug zu den 15 Thesen der Initiative Kulturelle Integration, die die Frage des gesellschaftlichen Zusammenhalts thematisieren. Er betonte in diesem Zusammenhang, dass Vielfalt die Stärke einer Gesellschaft sei. Zwar können prekäre Lebensverhältnisse nicht allein durch kulturelle Arbeit aufgelöst werden, doch sei die Mitwirkung an Kulturprojekten eine bedeutende Form der sozialen Teilhabe, welche die Integration von Menschen in die Gesellschaft unterstützen könne. Somit könne Kulturarbeit einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten.
Günfer Çölgeçen stellte ihre Bestandsaufnahme zu interkulturellen Theaterprojekten der freien Szene vor. Die Arbeit von freischaffenden Künstlern habe seit 2015 auch verstärkt Flüchtlinge eingebunden. Die Diskussion um Begrifflichkeiten wie Integration, Inter- bzw. Transkultur oder hybride Kunst werde lebhaft geführt. Wichtig sei es in diesem Kontext vor allem, die offene, auf gesellschaftliche Teilhabe ausgerichtete professionelle künstlerische Arbeit zu unterstützen, was durch die interkulturelle Projektförderung des Landesbüros möglich sein.
Im Zeitraum der Bestandsaufnahme (von November 2016 bis November 2017) wurden zudem vier Qualifizierungsveranstaltungen angeboten. Sie dienten vor allem dem Austausch und der Vernetzung der Akteure und befassten sich inhaltlich mit Biografiearbeit, Austausch zwischen Kunst und Journalismus, Sprache und Stimme sowie der Rolle interkultureller Guides.
Im Fokus der geförderten Projekte stand der Proben- und Arbeitsprozess. Wichtig sei die Kontinuität der Zusammenarbeit der Ensemblemitglieder, die nicht nach der Premiere beendet werden sollte, da die Arbeit im interkulturellen Bereich von einem höheren Kommunikations- und Diskussionsaufkommen geprägt sei und das Zusammenwachsen von Ensembles ausreichend Zeit benötige. Harald Redmer betont, dass ein spezieller Fördertopf für interkulturelle Projekte den besonderen Rahmenbedingungen und Anforderungen dieser Arbeit entgegenkomme.
Dorothea Reinicke und Dennis Robert skizzierten die Arbeit des Ensembles Hajusom aus Hamburg. Das freie Ensemble kann bereits auf eine fast zwanzigjährige interkulturelle Arbeit mit Flüchtlingen zurückbilden. Ein Film veranschaulichte die Arbeit des Ensembles, gab Einblick in verschiedene Projekte sowie in die Zusammenarbeit mit Musikern verschiedener Genres. Betont wurde zudem, dass für partizipative und gemeinschaftliche Performance-Arbeit Kontinuität sehr wichtig sei.
Die Veranstaltung wurde durch eine Gesprächsrunde und den regen Austausch der Teilnehmer beendet.
(Sandra Hoch)