17. November, Samstagmorgen. Es ist 10 Uhr. In der frisch renovierten Kapelle des Aachener Vinzenzheimes trudeln die ersten Sänger/-innen vom gastgebenden Chor „InCHORsiv“, einem in Aachen-Ost beheimateten inklusiven Stadteilchor, der auf Initiative der Integrationsagentur Werkstatt der Kulturen 2013 gegründet wurde, ein. Dazu stoßen Mitglieder vom „MUSAÏQ“ Chor aus Köln und die Organisatorin vom Brückenklangprojekt des Landesmusikrates, Anika Mittendorf.
Gegen noch bestehende Müdigkeit helfen musikalische Gähnübungen. Die Tonleitern werden beim Einsingen sportlich rauf- und runtergeklettert. Die Chorleiterin der Kölner Chor, Olivia Sawano, begleitet uns mit viel Geduld, Geschick und Freude durch alle Texte, Alt- und Sopranstimmen. Wir beginnen mit dem Lied „Je veux“ von ZAZ: „Ich will Liebe, Freude, gute Laune. Es ist nicht dein Geld, das mich glücklich macht“. Das Tröten der Zwischenspiele auf den gesponserten Kazoos macht uns dann doch glücklich und bringt zusätzlichen Schwung.
Und schon geht die musikalische Weltreise von Frankreich aus weiter in die Einsamkeit der spanischen Meere: „Soledad y el mar“ von Natalie Lafourcade & David Aguilar. Gerade als wir „in den Wellen einem Rumoren des Lichtes begegnen“, öffnet sich vorsichtig die Kapellentüre, eine Bewohnerin des Vinzenzheimes steckt die Nase herein, spaziert um uns herum und möchte mitsingen. Es spricht sehr für die Offenheit dieses Projektes, dass sie Minuten später froh mit Noten ausgestattet dabeisitzt und über die unbekannte Sprache staunt, in der wir da singen. So wird auch dieses eher traurige Lied von viel Lachen und Freude getragen.
Es ist flugs Mittag geworden. Wir machen einen kleinen Spaziergang durch die warme Novemberluft und werden mit einer zum Herbstlaub passenden Kürbissuppe belohnt. Dabei ist Gelegenheit mit Mitgliedern des anderen Chores ins Gespräch zu kommen.
Danach führt unsere musikalische Weltreise in den arabischsprachigen Raum. Zum Glück unterstützt uns ein Muttersprachler beim Besingen des hübschen Mädchens: „Bint El Shalabiya“ von Fairouz. Ein großer Sprung bringt uns bis Neuseeland zu einem maorischen Lied von Conon Wi Huata, dessen Text den Tag wunderbar zusammenfasst: „Tutira Mai Nga Iwi“, sinngemäß:
„Steht zusammen, Leute. Alle von uns.
Stellt Euch zusammen, Leute. Alle von uns.
Sucht nach Weisheit und Liebe von Anderen. Von Jedem!
Denkt wie Einer, handelt wie Einer. Alle von uns.“.
In diesem Sinne singen wir zum Abschluss alle vier gelernten Lieder zusammen stehend. Nach einem gemeinsamen Kaffeetrinken verabschieden wir uns, dankbar für einen eindrucksvollen Tag mit bereichernden persönlichen und musikalischen Begegnungen, mit dem Erlebnis wie Brückenklang Musikkulturen verbindet und der Verabredung für ein Wiedersehen im nächsten Jahr.
(Angela von Fürstenberg, InChorsiv)
Das Projekt „Brückenklang“ des Landesmusikrats wird gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW.
Fotos vom Chorworkshop "Brückenklang" am 17.11.2018 in Aachen: Landesmusikrat NRW. Fotos: Guiomar Marques-Ranke