Vereinsmitglieder, Veranstalter und Laienmusiker trafen sich am 22. September in der Zukunftsakademie NRW in Bochum zur jüngsten Brückenklang-Begegnungsveranstaltung "Building Bridges of Sound". Seit 2015 arbeitet das Projekt Brückenklang aktiv daran, Brücken in die Laienmusikszene NRWs zu bauen, damit Musiker verschiedener Herkunftskulturen einen Bezug zueinander finden.
Zum Auftakt spielte das Avîan Quartet eine Auswahl türkischer, kurdischer und armenischer Volkslieder für Streichquartett und Gesang mit improvisatorischen Elementen. Im kurdischen Kurmancî bedeutet "Avîan" Tautropfen. Zwischen den belebenden und bewegenden Stücken erläuterten die Musikerinnen Nure Dlovani, Julia Brüssel, Pauline Buss und Beate Wolff ihren Ansatz zu den orientalischen Melodien, die sie selber arrangiert haben und damit musikalische Brücken zwischen West und Ost, zwischen Klassik und Moderne bauen.
Tuba Tunçak, Radiomoderatorin und interkulturelle Musikvermittlerin, die am kommenden Wochenende in Köln auch das Mittelmeer am Rhein Festival leitet, führte die Beteiligten durch das Programm mit Best-Practice-Beispielen der Brückenklang-Projektförderung der letzten Jahre aus den Bereichen Chor, Orchester, Workshops & Festivals. Lesley Olson präsentierte ihren interkulturellen Frauenchor Brücke, der seit 2016 regelmäßig mit Liedern auf Arabisch, Deutsch und Englisch auftritt. Für die Mitglieder, Frauen aus dem Iran, Irak, aus Syrien und Kurdistan, die nach Deutschland geflohen sind, bedeutet das Singen auch ein Stück Freiheit und Emanzipation. In ihrem Repertoire sind vor allem Lieder aus der neuen und der alten Heimat, darunter Volkslieder, Popsongs und Evergreens.
Die German Silver Singers, berühmt geworden durch einen WDR Bericht, nehmen Sängerinnen und Sänger verschiedener Herkunftskulturen auf, solange diese eine gute Stimme haben und mindestens 60 Jahre alt sind. Ursel Kipp erläuterte die interkulturellen Projekte des Chores, u.a. zusammen mit dem Chor RINA der Liberalen Jüdischen Gemeinde Oberhausen.
Die Geigerin und Vorstandsvorsitzende des Instrumentalvereins Dortmund, Angelica Erbslöh, erklärte ihre Faszination für orientalische Musik und wie sie seit 2016 interkulturelle Programme für Sinfonieorchester zusammenstellt. Dieses Jahr brachten sie das Orchesterwerk Armenische Suite von Koray Berat Sarı Uraufführung, der auch bei Brückenklang als Dozent tätig ist. Der erfolgreiche Musiker Sarı erzählte von seinen weiteren Berührungspunkten mit Brückenklang bei mehreren Konzerten und Workshops in den letzten Jahren.
Seit drei Jahren veranstaltet der Verein Mnemosina e.V. jüdisch-orientalischer Musikworkshops, berichtet Vereinsvorsitzende Dr. Jessica Kravets. Hier geht es vor allem um die Begegnung zwischen Menschen. „Musik birgt ein unbezwingbares Potential für Frieden und Verständigung über alle Barrieren hinweg und durch alle Mauern hindurch, und zwar unmittelbarer und nachhaltiger, als es den politischen Strategen dieser Welt recht sein kann“ steht es im Programmheft der letzten Veranstaltung.
Durch seine breite Vernetzung, erfolgreiche Kooperationen und viel Engagement ermöglicht der Förderverein Südstadt Leben e.V. eine große Vielfalt an musikalischen Veranstaltungen. Sonja Grupe gab einen kleinen Einblick in ihre Arbeit und sprach u.a. über die von Brückenklang geförderten Festivals wie z.B. die Gypsy Sessions und Lichter der Kulturen.
Zum Abschluss zeigte Anika Mittendorf, Projektmanagerin von Brückenklang, Wege durch das Verwaltungslabyrinth von Fördermitteln und beantwortete alle Fragen rund um das Thema Antragsstellung und Verwendungsnachweise.
Im Fazit freuten sich die Veranstalter über die vielen Begegnungen und Gespräche zwischen Akteuren interkultureller Musikgruppen aus NRW, die während der Pause zu beobachten waren.
Eine Veranstaltung des Landesmusikrats NRW und der Landesmusikakademie NRW in Kooperation mit der Zukunftsakademie NRW, gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW.
Fotos: Tuba Tunçak & LMR NRW