In ihrer letzten Mitgliederversammlung am 25.2.2023 in der Hochschule für Musik und Tanz Köln wählten die Anwesenden ein neues Präsidium. Nach bis zu 24 Jahren ertrag- und erfolgreicher Arbeit im Landesverband NRW standen Dr. Walter Lindenbaum, Susanne Kölling, Dr. Franz-Josef Ratte und Dr. Dieter Doeben nun nicht mehr zur Wahl. Als Präsident wurde Univ.-Prof. Dr. Bernd Clausen, als Vizepräsidentinnen Linda Lühn und Lotta Sukiennik-Gerritzen, zu Beisitzerinnen Maren Riegel, Teresa Schulte-Lippern, Felix Piltz, Philipp Brendt und Jan-Philipp Pflügl jeweils einstimmig gewählt. Damit sind im neuen Landesvorstand sowohl Expertise als auch Erfahrungen in der Verbandsarbeit versammelt. Susanne Kölling, vormals AfS, und Walter Lindenbaum, vormals VDS, ließen noch einmal lebhaft die Anfangszeiten des BMU aufleben und führten vor Augen, wie erfolgreich ein Zusammenschluss von einstmals eigenständigen Verbänden sein kann.
In seiner kurzen Ansprache machte Lindenbaum sehr eindringlich darauf aufmerksam, dass in den kommenen Jahren erhebliche Herausforderungen zu bewältigen seien. Der Beruf des Musiklehrers habe immer schon große Belastungen mit sich gebracht, die sich in den letzten Jahren, nicht nur durch die Pandemie, sondern auch durch andere Umstände, deutlich verstärkt hätten. Das jahrzehntelange Versagen der Bildungspolitik im Bereich der Lehrer:innenversorgung würde auf dem Rücken der Lehrer:innen und somit auch der Schüler:innen ausgetragen. Despektierliche Zuschreibungen an die Lehrer:innenschaft insgesamt sowie Vorschläge zur Stundenerhöhung missachteten schlichtweg die zu leistende Arbeit in den Schulen.
Lindenbaum beklagte auch eine zunehmende Entprofessionalisierung des Musikunterrichts an allgemeinbildenden Schulen, v. a. durch den weiter verstärkten Einsatz von Seiteneinsteiger:innen als Musiklehrenden, deren Verständnis von Musik sich häufig in einer intensiven Beziehung zu ihrem jeweiligen Instrument erschöpfe. „Musikunterricht“ sei kein Instrumentalunterricht, sondern umfassender ganzheitlicher MUSIK-Unterricht, der vielfältige Kompetenz- und Inhaltsfelder in den Blick nähme. In diesem Zusammenhang wies der zum Ehrenpräsidenten ernannte Lindenbaum insbesondere auf die Duisburger Erklärung von 2018 hin, die den professionellen Charakter des Lehramtsstudienganges hervorhebt.
Dieser erfordere ganz wesentlich ein vielfältiges Fertigkeitsbündel in den Fachwissenschaften, den Fachpraxen und der Fachdidaktik. Schnelle Lösungen, so schlussfolgerte Lindenbaum, die nicht alle Teilbereiche und Aspekte berücksichtigen, seien daher abzulehnen. Diese Thematik werde für die nächsten Jahre sicherlich ganz maßgeblich die Verbandsarbeit prägen, so Bernd Clausen, zumal weitere Bestrebungen am Horizont erkennbar seien, die nicht nur die Musiklehrer:innenbildung als Fachlehrer:innenbildung im Kerne bedrohten, sondern auch den Musikunterricht in seiner allgemeinbildenden Funktion auf einen Stand vor Kestenberg zurückversetzten.
Beide Themenbereiche stünden somit weiterhin im Zentrum der politischen Arbeit. Auch alle anderen Handlungsfelder seien, so Clausen, durch das neue Team professionell und hochengagiert präsentiert. Lindenbaum und sein Team wünschten dem neuen Vorstand für die Zukunft alles Gute und große Erfolge um den schulischen Musikunterricht im Lande. Ausdrücklich dankte das neue Team den ausscheidenden Vorstandsmitgliedern für ihren jahrzehntelangen Einsatz im VDS, Afs und im BMU NRW.
Bernd Clausen