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Das Sparda Musiknetzwerk prämierte vier besondere Kulturprojekte

Die Verleihung der Preise des Sparda Musiknetzwerks fand am 14. November, einen Tag nach den Morden in Paris, im Partikasaal der Düsseldorfer Musikhochschule statt. Ursula Wißborn, Vorstand der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West, sprach den vielen Besuchern aus dem Herzen, als sie ihre Verbundenheit mit den Attentatsopfern in Paris ausdrückte und gleichzeitig appellierte, sich in der westlichen Lebensart nicht einschüchtern zu lassen. Dazu zählt auch die Sichtbarmachung von beispielhaften Kulturprojekten in Nordrhein-Westfalen, wie es das Sparda Musiknetzwerk nun seit mehr als einem Jahrzehnt unternimmt.

Das Netzwerk zeichnete zunächst den Kreisverband Düren des Volksmusikerbunds NRW aus. Dessen Projekt "Musikus" fördert seit zehn Jahren die musikalische Bildung von Kindern in Kindertageseinrichtungen und Grundschulen. In 31 Grundschulen und 13 Kindertageseinrichtungen des Kreises Düren richteten der Kreisverbandsvorsitzende Micha Rosenkranz und seine Mitstreiter dauerhaft musikpraktische Bildungsangebote für die Kinder ein. Dazu offeriert der Verband Handreichungen, Beratungen und finanzielle Hilfen.

Im Partikasaal der Düsseldorfer Musikhochschule befragte Moderator Nicolas Tribes Micha Rosenkranz und Lehrerin Andrea Rathmann zur Arbeit des Verbandes. Dieser setzt auf viele ehrenamtliche Musiker, die in die Grundschulen und Kindertagesstätten des Kreises Düren gehen, aber auch auf pädagogische Fachdozenten. Andrea Rathmann stellte ein Ensemble von Grundschülern vor, das beschwingt ein Potpourri von Haydns Sinfonie mit dem Paukenschlag bis zum Blumenwalzer Tschaikowskys ausbreitete. Von einer Nachwuchsarbeit dieser Qualität profitieren langfristig auch die Vereine selbst, die sie durchführen, erläuterte Laudator Raimund Wippermann.

Eine weitere Auszeichnung erhielt die Fritz-Busch-Musikschule der Stadt Siegen in Kooperation mit der offenen Jugendeinrichtung BlueBox mit dem Projekt „Classic meets HipHop meets Rock". BlueBox hatte seinerzeit die Initiative ergriffen: Wenn man HipHop mit klassischen Instrumenten ausführen möchte, braucht man die Kompetenz der kommunalen Musikschule, die Unterrichtsangebote auf diesen Instrumenten macht. Die Musikschule war dazu sofort bereit. So vereinte das Projekt Jugendliche aus unterschiedlichen Szenen mit unterschiedlichen Sozialisierungen.

Die Texte erarbeiteten die jungen Musikerinnen und Musiker selbst, beim Beat gab es Hilfestellung der BlueBox, bei der instrumentalen Grundlage halfen die Dozenten der öffentlichen Musikschule und kein Geringerer als Johann Pachelbel: Sein berühmter Kanon in D-Dur lieferte das harmonische Schema, über das Beat und gesprochene Lamentatio ergehen. Ein zweites Stück, "Lux aeterna", verarbeitet die Folie einer Filmmusik. Erst im zweiten Vierteljahr der Probenarbeit wuchs die Band zusammen, während sich die Dozenten mehr und mehr zurückzogen. Das Projekt endete offiziell nach drei Konzerten, doch die Gruppe blieb zusammen und arbeitet weiter. Klassische Instrumente in den Hiphop einzubeziehen, kann man auch als Bewahren des kulturellen Erbes in der Jugendkultur ansehen, pries Laudatorin Antje Valentin.

Prämiert wurde auch der Landesverband der Liebhaberorchester NRW. In Kooperation mit der Folkwang Musikschule der Stadt Essen schuf er 2014 das „1. Orchestertreffen der Liebhaberorchester NRW". Über 160 Teilnehmer nahmen an fünf Workshops mit Themen wie „Kammermusik für Blechbläser von Barock bis Jazz" und „Historisch informierte Aufführungspraxis" teil. Annemarie Gaede von den Dellbrücker Symphonikern und Verbandsgeschäftsführerin Katharina Weidmann berichteten im Partikasaal von der Zusammenarbeit mit Enjott Schneider, der dem Orchestertreffen ein Stück schrieb. Ganze fünf Minuten Bedenkzeit hatte er sich bei Katharina Weidmanns Anfrage genomen. Dass die Kunststiftung NRW den Auftrag förderte, mag zur schnellen Zusage beigetragen haben. Annemarie Gaede lobte die Zusammenarbeit mit Schneider, das Projektorchester musste sich mit Zuspielbändern auseinandersetzen, die Stadtgeräusche in das Werk trugen.

"City Life" erfordert viel Schlagzeug, auch Autoteile, die die Musiker vom Schrott beschafften. Sechs Perkussionisten waren insgesamt im Einsatz. Die Bereitschaft des Verbands zur Innovation im traditionellen Konzert stellte Laudator Volker Gerland besonders heraus. Für das nächste Treffen schreibt der junge Komponist Yashutake Inamori ein Werk. Die Dellbrücker Symphoniker dankten für die Auszeichnung des Verbands mit einer Interpretation des "Andante festivo" von Jean Sibelius und einem Stück aus der Filmmusik zu "Madagaskar" von Hans Zimmer.

Im April 2015 startete die Musikschule Bochum ein Projekt zur türkischen Musik in Bochum. Erstmals arbeitete sie mit der privat getragenen Orient Musikschule Bochum zusammen. Ziel war die Errichtung eines Ensembles für türkische Musik, das Musiker verschiedenster kultureller Herkunft verbinden und ein breit gefächertes Publikum finden sollte. Künstlerischer Leiter ist der Oud-und Perkussions-Spieler Ahmet Bektas, die Organisation übernimmt Rainer Buschmann von der Musikschule. Bis zu 15 Jugendliche und Erwachsene trafen sich zu Proben und erreichten durch ihre Arbeit, dass das Ensemble jetzt zum regulären Angebot der Musikschule Bochum gehört. Dass es gelang, lag auch an weiteren Kooperationen mit Einrichtungen, der interkulturellen Organisation IFAK und der Arbeiterwohlfahrt.

Der Jury imponierte die Grundlagenarbeit der Musikschule Bochum, so Laudator Robert v. Zahn. Diese begann 2006 mit Baglama-Unterrichtsangeboten, 2008 kam ein Weltmusik-Ensemble hinzu, 2013 ein Klezmer-Ensemble, und nicht zuletzt engagiert sich die Musikschule seit 2014 in Projekten für und mit Flüchtlingen. Die Qualität des Ensembles zeigte Ahmet Bektas mit zwei wunderbaren Präsentationen einer anatolischen Weise und eines Volkstanzes.

Auch der Festakt von 2015 verdeutlichte, wie vielfältig die Projektinitiativen und Kooperationen im Musikleben Nordrhein-Westfalens sind. Die Gesellschaft mag sich rasend verändern, doch die Initiativen, Vereine und Musikschulen verlieren nicht den Anschluss. Das Sparda Musiknetzwerk wird der von Stiftung für Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank-West in Kooperation mit dem Landesverband der Musikschulen in NRW und der Arbeitsgemeinschaft der Laienmusikverbände im Landesmusikrat NRW getragen. Organisiert hatte die Preisverleihung ein Team um Annegret Schwiening-Scherl vom Landesverband der Musikschulen.

rvz

Fotos: Der Musikus, Micha Rosenkranz, Nicolas Tribes und Andrea Rathmann im Partikasaal der Düsseldorfer Musikhochschule, 14.11.2015; Fotos: LMR NRW.