860 Opern, 457 Komponist*innen, 19 Millionen Besuche in fünf Spielzeiten: Das Deutsche Musikinformationszentrum (miz) visualisiert den Reichtum des Opernrepertoires auf deutschen Bühnen vor Ausbruch der Corona-Pandemie erstmals in einer detailliertenInfografik. Es zeigt damit zugleich, welche immense musikalische Vielfalt durch die Corona-Krise auf dem Spiel steht. In den Spielzeiten 2014/15 bis 2018/19 haben die Musiktheater in Deutschland 860 verschiedene Opern von 457 Komponist*innen gespielt, darunter Publikumsrenner wie „Die Zauberflöte“, aber auch Raritäten der Alten Musik sowie ein enormes Spektrum an zeitgenössischen Werken.
Wie das miz untersucht hat, bewegt sich das Musiktheater stark am Puls der Zeit: Fast die Hälfte der aufgeführten Werke stammt aus den Jahren nach 1945. Dennoch richtet sich das Besuchsinteresse vor allem auf die Opern des 18.und 19. Jahrhunderts. Allein die 20 beliebtesten Opern machten 45 Prozent aller Besuche aus, während auf die Werke nach 1945 lediglich knapp 8 Prozent entfielen. „Bühne frei für Vielfalt“ heißt das neue Infografikposter, das in Kooperation mit dem Deutschen Bühnenverein und dem von ihm herausgegebenen Theatermagazin Die deutsche Bühne auf der Grundlage der jährlichen Werkstatistiken „Wer spielte was?“ entstanden ist.
Die ganzseitige Hauptgrafik im Innenteil des Faltposters zeigt alle Opernwerke aufgeschlüsselt nach Komponist*innen, Jahr der Uraufführung, Besuchszahlen und Wiederkehr in den Spielzeiten. Vertiefende Beiträge auf der Außenseite erläutern das Repertoire im Selbstverständnis der Musiktheater und beleuchten die Rolle der zeitgenössischen Musik.
Stephan Schulmeistrat, Leiter des miz: „Mit 83 Musiktheatern in öffentlicher Trägerschaft verfügt Deutschland über eine historisch gewachsene, einzigartige Theaterlandschaft,um die uns viele Länder der Welt beneiden. Die öffentliche Förderung dieser Institutionen ist eine wesentliche Voraussetzung, dass in Deutschland das Opernrepertoire in seiner ganzen Vielfalt und Breite zu erleben ist und sich nicht nur auf die Klassiker des Kernrepertoires konzentriert. Allein 164 uraufgeführte Opern in fünf Spielzeiten sind ein Beleg für die Vitalität und Lebendigkeit des Musiktheaters in Deutschland.“
Marc Grandmontagne, Geschäftsführender Direktor des Deutschen Bühnenvereins: „Theater sind Orte der Sinnsuche und der Selbstbefragung und gerade deswegen in Zeiten wie diesen wichtig für unsere freie, offene und demokratische Gesellschaft. Die Infografik macht die Grundlage des kulturellen Reichtums greif- und erfahrbar. Sie leistet damit einen Beitrag zur empirischen Versachlichung der kommenden Debatten über die Rolle der Kultur und ihre Finanzierung.“
Begleitend zum Infografikposter veröffentlicht das miz ein neues Online-Angebot. Unter www.miz.org/opernrepertoire berichtet der Vorsitzende der Deutschen Opernkonferenz und Intendant der Oper Frankfurt, Bernd Loebe, im Interview über die künstlerischen und wirtschaftlichen Herausforderungen von Spielplangestaltungen. Der Musikhistoriker Anno Mungen vom Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth erläutert die historischen Hintergründe der Repertoireentwicklung und die Rolle, welche die Musikwissenschaft dabei spielt.
Infrastrukturdaten zu den Musiktheatern in Deutschland sowie weitere Statistiken runden das Angebot ab. Das Infografikposter zum Opernrepertoire bildet den Auftakt zur neuen Posterserie des miz „Musikleben in Zahlen“. Es liegt sowohl als handlich gefaltete Variante vor als auch im Großformat zum Aufhängen und ist kostenlos gegen eine Versand- und Servicepauschale beim miz erhältlich.Das nächste Poster erscheint im ersten Quartal 2021 und befasst sich mit „Frauen in Orchestern“. Bestellungen unter www.miz.org.