Reinhard Knoll, Präsident des Landesmusikrats NRW, hatte Mühe, bei der Ergebnisbekanntgabe den Jubel zu übertönen. Der große Saal der Historischen Stadthalle Wuppertal war Samstag- und Sonntagabend voll und viele im Publikum waren hörbar keine bloßen Zuhörer, sondern Musiker der ausgezeichneten Ensembles oder zumindest aber Teil einer Fan-Gruppe. Das ganze Wochenende haben Orchester aus Nordrhein-Westfalen den Jurys in den Sälen der Stadthalle das Beste geboten, was sie in den vergangenen Arbeitsphasen erarbeitet haben. Und es war wahrhaft überzeugend. Auch Landtagspräsident André Kuper zeigte sich Samstagabend in seiner Ansprache tief beeindruckt vom Können, das die Orchester im ersten Preisträgerkonzert boten. Die Ergebnisse des Wettbewerbs stehen rechts zum Download bereit.
Jeder darf, keiner muss ... nicht zu Unrecht hatte das Motto die Referenzen für den Wettbewerb eher tief gehängt. Denn Sorgen um das Qualitätsniveau musste man sowieso nicht haben. Ein besonderer Höhepunkt war das „Große LOW-Orchester“, das Musikerinnen und Musiker aus vielen der Wettbewerbsorchester vereinte und auch morgen vereinen wird. An beiden Tagen des Wettbewerbs, 12. und 13. Oktober in Wuppertal, jeweils von 16.30 bis 18 Uhr, standen Bühne, Chorpodest und auch die Zuschauergalerie der Historischen Stadthalle offen für Spieler aller Instrumente. Renold Quade lud ein zum ad-hoc-Musizieren in größerer Runde. Es wurden zwei populäre Werke arrangiert für dieses „Großorchester“ aus Spielern beliebiger Anzahl, die in 90 Minuten öffentlicher Probe einstudiert und aufgeführt wurden.
In sieben Hauptkategorien des Wettbewerbs traten insgesamt 48 Orchester auf. Sie wurden von fachkundigen Jurorinnen und Juroren bewertet. Die besten Orchester erhielten die Möglichkeit, 2020 am 10. Deutschen Orchesterwettbewerb teilzunehmen. Darüber hinaus wurden die interessantesten Beiträge der Tage abends im Großen Saal der Historischen Stadthalle wiederholt. Daniel Finkernagel moderierte die Konzerte.
Das erste Preisträgerkonzert umrahmte auch die Verleihung des Ehrenamtspreis der Laienmusik in NRW. Landtagspräsident André Kuper und Landesmusikratspräsident Reinhard Knoll zeichneten Reinhard Heuckmann und das Kölner Altstadtorchester sowie das Freie Musical-Theater Münster aus. Landtagspräsident André Kuper würdigte das ehrenamtliche Engagement in den Vereinen des Musiklebens:
„Die musikalische Vielfalt in Nordrhein-Westfalen ist einmalig, das ist auch das Verdienst der vielen ehrenamtlich Tätigen, die sich in Chören, Orchestern oder Musikgruppen einsetzen. Ohne sie wären die Kulturszene und das Freizeitangebot ärmer. Ehrenamtler sind die guten Seelen unserer Gesellschaft und damit auch eine Stütze der Demokratie."
Eine Jury des Landesmusikrats NRW unter Vorsitz von Regina van Dinther hatte Vorschläge der Laienmusikverbände in NRW geprüft und das Preisgeld von 5.000 Euro zwischen den beiden Preisträgern geteilt.
Das zweite Preisträgerkonzert enthielt die Vergabe eines Sonderpreises des Landes-Orchesterwettbewerbs. Zur Vorbereitung des Beethoven-Jahres 2020 hatte der Deutsche Musikrat Kompositionsaufträge für alle Kategorien des Deutschen Orchesterwettbewerbs an renommierte Komponistinnen und Komponisten vergeben, die Werke im Geiste Beethovens schreiben sollten, die für Laienmusikensembles gut spielbar sein sollen. Fast alle dieser Werke waren schon im Wuppertaler Wettbewerb zu hören und eine Wanderjury vergab einen Sonderpreis für die beste Interpretation unter diesen. Reinhard Knoll zeichnete im Konzert zwei Orchester aus, zwischen denen der Preis mit je 1.500 Euro geteilt wurde. Einer ging an Peter Wuttke und das Jugendsinfonieorchester Solingen für die Interpretation von Enjott Schneiders „Raptus - Die Freiheit des Beethoven“. Einer ging an Andrea Nolte und das Erste Dürener Akkordeonorchester für die Ausführung von "Meditationen und Allegro in D" von Lutz Stark.
Veranstalter des Landes-Orchesterwettbewerbs NRW war der Landesmusikrat NRW.
Unterstützt wurde der Wettbewerb durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft, die Jackstädt-Stiftung und die Stadt Wuppertal.
(Michael Bender und Robert von Zahn)
Foto: Der Große Saal der Wuppertaler Stadthalle, Foto Lars Langemeier