Das Festival Soundseeing eröffnete in Münster mit Klangskulpturen von Nico Parlevliet. Antje Valentin, Landesmusikakademie NRW, Nico Parlevliet und Kurator Stephan Froleyks präsentierten im Hawerkamp unter anderem das HorizontHörgerät von Parlevliet. Eine aufrecht stehende Parabolscheibe ist 3,5 Meter hoch und überträgt die Worte dessen, der auf einem Fahrradsattel unmittelbar vor ihr sitzt, zwanzig Meter quer durch das Hawerkampgelände. Viele Besucherinnen und Besucher der Eröffnung testeten es ausgiebig.
Das Ausstellungsgebäude des Hawerkamps wirkt wie auf seine Grundelemente reduziert, nicht mehr als ein umbauter Raum, der seine Kunstwerke uneingeschränkt wirken lässt. Parlevliet hat dies genutzt. Ein persischer Teppich ist locker auf dem Steinboden drapiert, mit Luftleitungen durchsetzt, die Blasebälge mit Flöten verbinden. Die Besucher bringen durch Tritte die Flöten zum Klingen. Treten sie an allen Seiten wird der Teppich zum Klang-Cluster. Kommt der Besucher dabei zu nah an das Nachbarkunstwerk, die "Kommunizierende Septime", wird der Cluster akustisch torpediert. Ein grauer Luftsack bläht sich wie ein Wesen aus einem Fantasyfilm auf, speist weitere Luftsäcke und der Luftstrom erzeugt durch Flöten eine siebentönige Skala auf Cis, während nicht wenige Besucher vor den grauen Wesen erschrocken zurückweichen.
„The Sea“ besteht aus drei sich rhythmisch bewegenden Kanus, in den Tausende von Bohnen hin und her gleiten, was wie eine Brandung klingt. „Music Making Couple-Tuning“ bringt zwei mit Saiten bespannte Klangobjekte in eine schwierige klingende Beziehung. Kurator Stephan Froleyks führte humorvoll in die Klangkunst ein. Gerhard Joksch, Stellvertretender Bürgermeister der Stadt Münster, würdigte das Engagement des Hawerkamp für die münsterländische Kunstszene. Unter den Eröffnungsbesuchern bekannte auch der Kulturpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Bernd Petelkau seine Wertschätzung für das Klangkunstfestival.
Das Klangkunstfestival "Soundseeing" hat weitere Stationen in Bocholt, Gronau, Heek, Schöppingen, Gravenhorst, Altenberge, Burg Vischering, Oelde und Münster. Am 6. September spielt das Landesjugendensembles SPLASH: Perkussion NRW im Rahmen des Festivals in der Münsteraner Musikhochschule, am 7. September um 19:30 Uhr im Maschinenhaus der Weberei des TextilWerks Bocholt und am 8. September in der Landesmusikakademie NRW in Heek-Nienborg. Diese feiert dann ihr dreißigjähriges Jubiläum. Zu den weiteren Konzerten im Rahmen des Festivals zählt die Aufführung eines "Windstücks" von Dodo Schielein durch das Jugendjazzorchester NRW und Mitgliedern des Musikvereins Nienborg.
Träger von Soundseeing ist die Landesmusikakademie NRW, Förderer sind das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW, die NRW Bank, Kulturregion Münsterland und der Westdeutsche Rundfunk.
www.soundseeing.net
rvz
Fotos: Nico Parlevliet vor der Ausstellung seiner Klangkunst am 31. März 2019 im Haverkamp Münster; Fotos: LMR NRW.
