Rund 50 Akteure unterschiedlichster Kulturinstitutionen trafen sich am 17. Oktober in den Bochumer Räumlichkeiten der Zukunftsakademie NRW, um sich über den Status quo und Perspektiven diversitätsorientierter Arbeit im Rahmen kultureller Bildung auszutauschen. Mitveranstalter des Fachtages war die Bundesakademie Wolfenbüttel, durch den Tag moderierte Nadine Haßlöwer vom Institut für soziale Innovation Solingen.
Am Vormittag galt es zunächst im Rahmen zweier Fishbowl-Runden einen Austausch zu aktuellen Themen der Szene anzustoßen. Die Leitfragen des Tages „Viel zu tun?“, „Wer tut was?“ und „Was ist noch zu tun?“ boten ausreichend Möglichkeit der Anknüpfung. Die Vernetzungsstruktur zu Multiplikatoren und der interdisziplinäre Austausch seien einige Ansatzpunkte, die es weiter zu verfolgen gelte, so Inez Boogaarts, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Zukunftsakademie NRW. Anzugehende Herausforderungen sieht Andrea Ehlers (Bundesakademie Wolfenbüttel) vorrangig in einer diversitätsbewussten Strukturentwicklung von Organisationen. Durch die Weiterbildung von Multiplikatoren könne außerdem eine Qualitätsentwicklung unterstützt werden.
Zusammenfassende Evaluationsergebnisse zur 7-teiligen Fortbildungsreihe „VIEL - Diversität in der Kulturellen Bildung“ wurden von Constanze Schulte präsentiert. Zentrale Arbeitsprinzipien, die spartenübergreifend für kulturelle Fortbildungen im Kontext von Diversität beobachtet werden konnten, seien Biografizität, Reflexivität, Diskursivität und Leiblichkeit. Als notwendige und unterstützende Rahmenbedingungen wurden folgende vier Themenfelder herausgearbeitet: Safe space & Self care, Netzwerke & Communities, Förderstrukturen und Diversität als Querschnittsthema. Ausführliche Ergebnisse sind im Artikel „Wer sind überhaupt DIE?“ in der Schriftenreihe „Von Mythen zu Erkenntnissen? Empirische Forschung in der Kulturellen Bildung“ im Kopaed-Verlag München (2017) erschienen.
Am Nachmittag ging es im dreiphasigen Rotationsprinzip in Kleingruppendiskussionen weiter. Der Fokus richtete sich dabei auf Themenfelder wie „Programmgestaltung (Publikum, Personal und Partner)“, „Organisationsentwicklung“, „Kulturelle Bildung und Schule“, „Qualifizierungen“ und „Kulturelle Bildung und politische Bildung“. Einige Ergebnisse dieser Vertiefungsrunden wurden zum Ende der Veranstaltung im Plenum aufgegriffen. Offen ausgerichtete Fördertöpfe für mehr Kooperationsmöglichkeiten, die besondere Rolle von „irritierenden Personen“ bei Öffnungsprozessen bestehender Organisationsstrukturen, der Einsatz von mehr Kiezakteuren und die Initiierung von mehr Kleinstprojekten in den Stadtteilen, die wesentliche Bedeutung kultureller Bildungsprojekte durch direkte Erlebbarkeit von Diversität oder das Teilen von Privilegien sind nur einige zu nennende Aspekte, die final zusammengetragen wurden.
Besonders die Möglichkeit zur Reflexion und zum Austausch wurde von den Akteuren als bereichernde Erfahrung des Tages herausgestellt. Eine ausführliche Zusammenfassung der Ergebnisse des Fachtreffens soll noch seitens der Zukunftsakademie NRW erfolgen.
(Anne Tüshaus)