In Meinerzhagen trafen 29 Ensembles und Bands zum Landeswettbewerb "Folk+WorldMusic NRW" zusammen. Der Wettbewerb von Landesmusikrat und Landesverband der Musikschulen fand im Evangelischen Gymnasium statt, wobei die Durchführung vor Ort die Musikschule Volmetal übernahm. Die meisten dieser Ensembles sind an städtischen Musikschulen entstanden. Viele kommen aus Städten, die seit dreißig Jahren als Folk-Hochburgen in NRW gelten, vor allem aus Leverkusen und Ibbenbüren, aber auch aus der gastgebende Region, für die die Musikschule Volmetal steht.
Die Repertoires dieser Gruppen orientieren sich an den Repertoires von Henner Diederich und dessen geistigem Vater Ernesto Rossi, aber auch an denen von Clemens Lügger und Tom Kannmacher. Es ist erstaunlich, wie versiert sich auch ganz junge Musikerinnern und Musiker in dieser Tradition zeigen. Und so gingen etliche Preise an Ensembles, die unter der Ägide des Ibbenbürener Stellvertretenden Musikschulleiters Clemens Lügger und des Leverkusener Musikschulleiters Jürgen Ohrem arbeiten. Auch, dass die jüngste preisgekrönte Gruppe, die "Young Folks" aus der Musikschule Bonn, durch Tom Kannmacher angeleitet wird, ist wohl der pädagogischen Reife von dessen Arbeit zuzuschreiben.
Andere Gruppen versuchen, den Folk aus dem Geist der 1970er zu lösen. "Pog Mo Thóin" aus Wetter etwa hat mit elektrifizierter Fiedel, E-Violoncello, Rockschlagzeug und Gesang einen aggressiven Rock zwischen Folk, Metal und Funk entwickelt. "Nu-Folk" nennen die fünf Musiker, von denen in Meinerzhagen vier antraten, diese absolut gegenwärtige Musik. "The Missing Literacy" hingegen vereint Folk und weltmusikalische Einflüsse mit dem Singer-Songwriter-Konzept der Gegenwart. Von den vier Musikern der Gruppe traten im Wettbewerb drei an. Ihre instrumentale Vielseitigkeit gemahnt an den Folk der 1970er:
Chris Iskandar (Gitarre, E-Oud, Melodika, Gesang), Raid Iskandar (Perkussion) und Meike Krautscheid (Gitarre, Kontrabass, Gesang) förderten mit verblüffender und kantabler Vielseitigkeit Facetten eines unvermittelt aktuellen Genres zu Tage. Bemerkenswert mit welcher Selbstverständlichkeit Chris Iskandar seinen E-Oud (mit originaler Stimmung) in einige Stücke des Repertoires integriert ("My unknown Crises"). Es ist eine Band, die vor Jahren an einer allgemein bildenden Schule entstand, dem Siegtal-Gymnasium in Eitorf, und ab 2003 zu einer Band von "Ehemaligen" wurde.
Von außerhalb des westeuropäischen Folks kommt das Bağlama Quintett der Musikschule Monheim. Koray Sari, Safak Sari, Özgür Cakar, Serdest Zeydo und Aylìn Koca brachten den Hörern in der Aula des Gymnasium mit drei siebensaitigen Bağlamas, Gitarre, Perkussion und Gesang drei Stücke aus Anatolien nahe, die in der türkischen und auch in der kurdischen Kultur wurzeln, doch gleichermaßen für eine nunmehr nordrhein-westfälische andere Musikkultur stehen. So entstand zwischen Bağlama Quintett, "The Missing Literacy" und "Pog Mo Thóin" eine facettenreiche Fülle von aktueller Musik. Wenn die Juroren denen auch nicht in allen Ansätzen folgten, kam bei der Urkundenüberreichung im Abschlusskonzert auf der Bühne der Stadthalle Meinerzhagen doch eine stattliche Zahl von Preisträgern zusammen.
In der Altersgruppe 1 (bis 12 Jahre) erhielt das Ensemble "Alabanga" der Musikschule Volmetal/Schalksmühle den Dritten Preis, die Gruppe "Young folks" aus Bonn einen Ersten Preis und das Ensemble "Patchwork" der Städtischen Musikschule Ibbenbüren einen weiteren Ersten Preis.
In der Altersgruppe 2 (13"17 Jahre) ging nicht nur der Dritte Preis, sondern auch ein Sonderpreis der Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen an das Ensemble "Die wilde 13" der Musikschule Volmetal: Mit sieben akustischen Gitarren und einem Kontrabass spielte die Gruppe Tänze aus Frankreich, Norwegen und einen Palmentanz aus Israel in Arrangements von Henner Diederich. Seitens der Sparkasse freute sich Arnd Clever, seinen Preis einer so munteren Truppe überreichen zu können.
Das Bağlama Quintett der Musikschule Monheim erhielt einen Dritten Preis, ebenso das Ensemble Maracatu der Musikschule Ibbenbüren, das stilistisch zwischen Klezmer und Irish Folk chargierte und einen superben Tonsatz über das Lied "Es waren zwei Königskinder" bot. Mit kunstvoll gearbeiteten Sätzen warteten auch die "Folkfellows" der Musikschule Leverkusen auf, vor allem im Russischen Zigeunerlied "Zwei Gitarren". Auch ihnen wurde ein Dritter Preis zuerkannt, zudem ein Sonderpreis für Interkulturelles Musizieren, weil diese Gruppe in besonderer Weise Jugendliche verschiedener Nationen vereint.
Ein Zweiter Preis in der Altersgruppe 2 ging an das Klezmer Ensemble der Musikschule Leverkusen. Aus der Schmiede von Jürgen Ohrem sind schon viele Preisträger-Ensembles hervorgegangen und das jugendliche Klezmer Ensemble stellte sich geradezu souverän in diese Tradition. Ein weiterer Zweiter Preis galt der Percussiontruppe "Barulheiros de Stockum" aus der Evangelischen Kirchengemeinde Witten/Stockum, die mit furiosen Sambawirbeln das Publikum des Abschlusskonzerts in der Stadthalle mitriss.
Erste Preise gingen an die Gruppe "Ceol" der Musikschule Ibbenbüren: Kaum eine Gruppe vermochte die Hörer mit lyrischen Farben so zu verzaubern wie dieses Ensembles mit der "Bridal Ballad" in einem Arrangement von Clemens Lügger. Auch das Ensemble Musaik der Musikschule Kreis Gütersloh erhielt einen Ersten Preis.
In der Altersgruppe 3 (18"27 Jahre) zeichnete die Jury die Gruppe "Dubijaks" der Musikschule Volmetal mit einem Dritten Preis aus, das Ensemble "Shit happens" der Musikschule Leverkusen mit einem Zweiten Preis, die Klezmergruppe "Crazy Freilach" und die Band "Pog Mo Thóin" mit jeweils einem Ersten Preis.
Wettbewerbsleiter Ulrich Papencordt zeigte sich sehr zufrieden mit dem Teilnehmerfeld. Und die Musikerinnen und Musiker freuten sich über einen reibungslosen organisatorischen Ablauf, für den auf den Bühnen und im Abschlusskonzert omnipräsent Michael Bender (Landesmusikrat) und die Techniker-Crew der Musikschule Volmetal unter ihrem Leiter Bjoern Strangmann sowie im Wettbewerbsbüro Birgit Esser, Heike Deyhle und Moritz Knapp (Landesverband der Musikschulen) sorgten. WDR Funkhaus Europa entsandte einen Ü-Wagen und schnitt das Abschlusskonzert mit.
Der Wettbewerb "Folk+WorldMusic NRW" wird gefördert vom Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen.
Rvz
Fotos:
Das Ensemble "Patchwork" der Musikschule Ibbenbüren
Das Bağlama Quintett der Musikschule Monheim
Mounir Mahmalat von "Póg Mo Thóin"
Clemens Lügger und Musikerinnen und Musiker der Ensembles "Ceol", "Maracatu" und "Patchwork"
Fotos: Landesmusikrat NRW