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Friedrich Jaecker, Brigitta Muntendorf und Dieter Mack in der Musiknacht Köln

Das weitläufige Treppenhaus des Kölner Oberlandesgerichts ist in Halbdunkel gehüllt. Von den Galerien glimmen Pultleuchten, das Publikum sitzt auf marmornen Treppenstufen und dunklen Stühlen im Zentrum des Erdgeschosses. Von weit her wehen Klänge heran, die einander überlagern, verschmelzen und zerrinnen. Die Cluster wechseln mit Stille, die Stille mit rituell wirkenden Deklamationen. Es ist die Uraufführung von „Harry’s Dream“ von Friedrich Jaecker innerhalb der Kölner Musiknacht, realisiert vom Projektensemble 05 der Kölner Gesellschaft für Neue Musik. Laien- und professionelle Musiker, ja auch Nichtmusiker, wirken hier in der Interpretation zusammen. Friedrich Jaecker bezieht sich in seinem Werk auf den amerikanischen Komponisten Harry Partch, der ein mikrotonales System der reinen Stimmung schuf. Jede Musikerin und jeder Musiker des Projektensembles lässt einen bestimmten Ton erklingen, 33 verschiedene Töne des Systems kommen so zusammen. Die Interpreten verwenden Gläser oder sie singen – in stetiger Intonation, so dass Klangschichtungen wie ein Widerpart zur Architektur des Treppenhauses entstehen.

Kölner Musiknacht – das heißt, dass einhundert Konzerte an bis zu 25 Veranstaltungsstätten zugleich das Publikum anlocken. Der Initiativkreis freie Musik und seine Partner bieten an diesem 22. September bereits zum achten Mal eine Nacht, die die professionelle freie Musikszene der Genres komponierte Neue Musik, Improvisierte Musik, Weltmusik und Alte Musik in authentischer Aufführungpraxis präsentiert. In jeder Musiknacht erlebt man Uraufführungen, diesmal ist es neben ‚Harry’s Dream“ auch Brigitta Muntendorfs „In Sync“ und fast auch Dieter Macks „Luft“, die aus der Taufe gehoben werden. Wofür unter Leitung Peter Veales das Landesjugendensemble Studio musikFabrik sorgt, das von musikFabrik und Landesmusikrat NRW getragen wird.

„Luft“ hat das Ensemble bereits am 28. Juli 2012 bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik uraufgeführt und danach die Interpretation noch einmal verfeinert. Denn Mack fordert viel von seinen Musikern. Der Titel steht für Atmen und Blasen, womit neben der instrumentalen Klangerzeugung auch die vokale ins Blickfeld rückt und alle Facetten dazwischen. Nicht nur Blasmusiker müssen Atmen und Blasen reflektieren, auch Macks Streicher sind bei der Ausführung ihrer Partien auf den kontrollierten Umgang mit Luft bei der Klangerzeugung angewiesen.

Um „In Sync“ von Muntendorf zu realisieren, wird das Landesjugendensemble vom Ensemble Neue Musik der Rheinischen Musikschule verstärkt. Dieses Ensemble ist eigens für das Projekt gegründet worden, was den jugendlichen Musikern nicht anzumerken ist. Diszipliniert und akkurat wie professionelle Musiker stellen sie sich zusammen mit dem Studio musikFabrik der Muntendorfschen Partitur, die das Orchester nach und nach, Stimmgruppe für Stimmgruppe auftreten lässt, während das Stück bereits begonnen hat. Als die Formation komplett ist, löst sie sich wieder auf und einzelne Gruppen ziehen durch den Kirchenraum, rhythmische Tonrepetitionen spielend, die sich zu einem pulsierenden Gesamtklang ergänzen, der St. Peter bis in den letzten Winkel ausfüllt. Das Publikum ist begeistert, ruft die Ensembles mehrfach hervor und verargt es nicht, dass diese den 45-Minuten-Rahmen der Musiknachtkonzerte deutlich sprengen.

Macks „Luft“ entstand als Kompositionsauftrag der musikFabrik, Brigitta Muntendorfs „In Sync“ als Kompositionsauftrag des Landesmusikrats NRW für das Studio musikFabrik und das Ensemble Neue Musik der Rheinischen Musikschule. Das Landesjugendensemble Studio musikFabrik wird gefördert vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW. – Die Projektleitung von „Harry’s Dream“ lag in den Händen von Albrecht Zummach und John MacAlpine. Das Projekt der Kölner Gesellschaft für Neue Musik wurde vom Landesmusikrat NRW aus Mitteln des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW gefördert. – Die Kölner Musiknacht ist eine Veranstaltung des Initiativkreises Freie Musik Köln in Kooperation mit dem Kulturamt und der Stabsstelle Events der Stadt Köln und wird durch KölnTourismus GmbH, RheinEnergieStiftung Kultur und Excelsior Hotel Ernst unterstützt.

rvz

Foto: Das Jugendensemble des Landesmusikrats und der musikFabrik, das Studio musikFabrik, führt zusammen mit dem Ensemble für Neue Musik der Rheinischen Musikschule Köln unter Leitung von Peter Veale "In Sync" von Brigitta Muntendorf auf, Kunststation St. Peter, 22. September 2012. Foto: LMR NRW.