Das Präsidium des Landesmusikrats NRW nimmt Abschied von Hilmar Hoffmann und gedenkt eines maßstabsetzenden Kulturpolitikers. Auch das Musikleben in Nordrhein-Westfalen ist von dem Lenker und Publizisten wesentlich beeinflusst worden.
Hilmar Hoffmann entfaltete bereits vor 1960 von Oberhausen aus überregionale Wirkung. Als sechsundzwanzigjähriger Regie-Absolvent übernahm er die Leitung der dortigen Volkshochschule. Die von ihm 1954 begründeten Kurzfilmtage machten ihn nach wenigen Jahren bundesweit bekannt. Er verband dann ab 1964 als Dezernent Kultur und Soziales in einer Weise, als würde er schon die Grundlage des Mottos „Kultur für alle“ zimmern. Dieser Kultur für alle standen seinerzeit nicht nur räumliche und finanzielle Hindernisse entgegen, sondern auch die inhaltliche Ausrichtung auf einen kleinen Teil der Gesellschaft, was Hoffmann nie akzeptierte.
1970 trat er sein Amt in Frankfurt an und setzte in den nächsten zwanzig Jahren einen neuen weiten Kulturbegriff und den Grundgedanken der Partizipation in seiner Arbeit durch. Er schuf ein neues kommunales Kino, ein erstes Filmmuseum, ein Architekturmuseum – Premieren, die ohne die nordrhein-westfälische Prägung der Oberhausener Zeit kaum denkbar gewesen wären. Er holte Michael Gielen nach Frankfurt und führte damit das Publikum nicht nur an zeitgenössische Musik heran, sondern ermöglichte auch eine Erneuerung des Kernrepertoires der Oper. Sein Fokus auf eine Breitenkultur, die Opern und Konzerte ebenso umfasst wie Bibliotheken und Kunst im öffentlichen Raum, wirkte auf Nordrhein-Westfalen zurück.
Keine Kultur ohne eine entsprechende Infrastruktur der Kultur – das traf immer auch die dichte kulturelle Gemengelage an Rhein und Ruhr. Im Landesmusikrat NRW spürt man dies bis heute.
Reinhard Knoll, Präsident des Landesmusikrats NRW