Das Motto des diesjährigen Integrationskongresses lautete "LebensArt Nordrhein-Westfalen Integration und Kultur". Rund 550 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen am 10. Dezember 2009 nach Solingen zu einem Tagungsprogramm, das Unterhaltung und Nachdenkliches bot.
"Kultur verbindet Menschen. Sie unterhält und erbaut den Menschen und sie macht neugierig – auf Neues, auf das Gegenüber, das Fremde. Und so kann kulturelles und künstlerisches Schaffen zu gegenseitigem Respekt und Kennenlernen führen", stellte Integrationsminister Armin Laschet dem 4. Integrationskongress des Landes im Konzerthaus Solingen voran.
Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff beschrieb ein Ziel seiner Arbeit der kulturellen Integration mit den Worten: "Jeder sollte die Kultur, die bei ihm vor Ort zusammenlebt, einigermaßen kennen." Im Übrigen sei Interkultur für ihn von Kultur nicht zu trennen. "Bei Kultur geht es nicht um Staatskultur. Es geht immer um die Kultur eines jeden einzelnen von uns."
Fritz Pleitgen stellt das Integrationsprogramm von "Ruhr2010" vor. Den Stellenwert von Kultur als Integrationsträger skizzierte er an einem Jazzbeispiel: Er habe ein eindrucksvolles Konzert eines Jazztrios gehört, das aus einem Afrikaner, einem Israeli und einem Deutschen bestehe, und habe sich hinterher nach der Komposition erkundigt, die so überzeugend verschiedene kulturelle Einflüsse vereint hätten. Er erfuhr, dass es keine Komposition war, sondern dass das Trio zum ersten Mal zusammen gespielt und improvisiert habe.
Die Autorin Katajun Amirpur plädierte vor allem für die Akzeptanz anderer Kulturen in Deutschland. Um das zu erreichen, müssen altersmäßig früh angesetzt und vor allem der Schüleraustausch verstärkt werden. Nach Auffassung von Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff ermöglicht Kultur dabei vor allem, "dass ich im Fremden das Eigene erkennen kann und dann auch im Eigenen das Fremde sehe."
In sechs Themenforen beschäftigten sich die Teilnehmer mit verschiedenen Genres der kulturellen Integration. Dabei stellte Birger Gesthuisen im Forum "Musikwelten NRW", die gleichnamige Studie vor, die er im Auftrag des Landesmusikrats NRW über die Musik der Einwanderer in NRW erarbeitete und die im Dezember im Verlag Klartext erschien. Das Forum leitete Anton Rütten vom Integrationsministerium.
In der Diskussion von Gesthuisens Vortrag wurde vor allem das Fehlen von Foren und Proberäumen für die Musik von Einwanderern angesprochen. Rütten erwog daraufhin, ob das Ministerium nicht die Unterstützung der kulturellen Arbeit in den Verwendungszweck der Zuwendungsbescheide an die geförderten Integrationshäuser in NRW schreiben könne. Jährlich fördert das Land solche Häuser mit 1,3 mill. Euro.
Das könnte als Konkretisierung der Forderung von Minister Armin Laschet dienen, der in seiner Eröffnungsrede die Akteure der Integrationsarbeit und der Kultureinrichtungen sowie die Kulturschaffenden aufgefordert hatte, die Potenziale von Vielfalt und Kultur stärker zu nutzen, um die Integration und das Zusammenleben in der Vielfalt zu verbessern.
Der Integrationskongress findet alljährlich zu wechselnden Themen und mit wechselnden Partnern statt. In diesem Jahr waren neben der Stadt Solingen die Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen und das Direktorium der "Ruhr 2010" Partner. Die Studie "Musikwelten" wurde wie der überwiegende Teil der vorgestellten Projekte aus Mitteln der Kulturabteilung der Staatskanzlei gefördert.
rvz