Alle Augen schauen gespannt und erwartungsvoll, als die arabische Trommel „Tar“ (طار) und das Tambourin „Riqq“ (رق) ausgepackt werden. Im voll besetzten Raum herrscht Stille, als eine einzelne Stimme mit dem Maqam (مقام) anfängt. Sie klingt tief emotional und sehnsuchtsvoll. Eine zweite Stimme setzt ein. Und noch ein Dritte. Mit großer künstlerischer Freiheit improvisieren die drei Stimmen eine Melodie der klassischen arabischen Musik und vermischen sich miteinander. So schön und virtuos, dass der Chor fast seinen Einsatz verpasst. Nun verwebt sich ein altes deutsches Volkslied dazu: „Guter Mond du sollst es wissen, weil du verschwiegen bist, warum meine Tränen fließen, und mein Herz so traurig ist.“ Zwei Melodien aus zwei Musikkulturen, die nicht unterschiedlicher sein können, aber trotzdem Ähnlichkeiten in ihrer Struktur sowie im Inhalt aufweisen. Alle ZuhörerInnen staunen, wie sich die europäischen und arabischen Gesangsstimmen mischen und bei aller Unterschiedlichkeit zu einem harmonischen Ganzen fügen.
Die Chöre wurden auf der Trommel begleitet von dem Perkussionisten, Sänger und Komponisten Saad Thamir. Der gebürtige Iraker, der heute in Köln lebt, hat arabische und deutsche Volkslieder für Chöre arrangiert, die eine musikalische Brücke zwischen dem Morgen- und dem Abendland schlagen. Beteiligt waren Sänger und Sängerinnen des arabischen Chores „Yalil Aman“ zusammen mit dem Jungen Chor „5nach5“, dem PopChor „RiSE UP!“ sowie der evangelischen Kantorei Iserlohn, geleitet von Hanns-Peter Springer und Ute Springer. Sie probten gemeinsam die Stücke „Guter Mond“, „Wolke“ und „Mu Minni“, die noch lange im Ohr nachklangen, als alle SängerInnen sich schon beim gemeinsamen Imbiss austauschten. Für viele Teilnehmende - Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene - war es der erste Einblick in die Rhythmen und Skalen der orientalischen Klangwelt.
Der Workshop fand am Mittwoch, 06.06.2018 im Lutherhaus an der Obersten Stadtkirche, Iserlohn, statt - eine Veranstaltung des Landesmusikrats NRW und der Landesmusikakademie NRW in Kooperation mit dem Chorverband NRW, gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW.
Haben Sie auch Interesse mitzusingen? Das Projekt „Brückenklang“ bietet Chören in ganz NRW die Gelegenheit, durch dieses neue interkulturelle Workshop-Format Orient und Okzident musikalisch zu verbinden. Sie suchen selbst den Termin aus und wir kommen zu Ihnen in die Probe! Die Organisation des Probenbesuchs wird vom Landesmusikrat übernommen. Interessierte Chöre können sich per Mail unter brueckenklang@lmr-nrw.de oder telefonisch unter 0211/862064-34 melden.
Mehr Infos finden Sie hier: www.lmr-nrw.de/fileadmin/user_upload/BK_Chorformat_Orient___Okzident.pdf