137. Arbeitsphase des JugendJazzOrchesters (JJO NRW) mit Gästen aus Lissabon und New York
Mehrmals wurde die Winterarbeitsphase verschoben, letztlich konnte sie dann doch nicht in Präsenz stattfinden, und man verabredete sich wieder einmal im virtuellen Raum.
Für das Probenwochenende 19.-21. März stellte das Leitungsteam des JJO NRW ein abwechslungsreiches Programm zusammen: die Orchesterleiter diskutierten über Themen wie „Singers with the Band“, „Jazz meets Klassik – was hat Ellington mit Debussy zu tun?“ oder auch „Inspiration und Motivation – warum schreibe ich so und nicht anders?“
Einen Schwerpunkt der dreitägigen Probenphase bildete die Einladung renommierter Gäste, die in der vom JJO NRW bereits initiierten Reihe „Talk to…“ aus ihrem Berufsleben und ihrem Wirkungskreis berichteten.
Bassist Ugonna Okegwo aus New York, in Münster aufgewachsen, wechselte 1989 in die US-Metropole. Dort gehört er zu den gefragtesten Sessionmusikern; er wirkte auf mehr als 100 Tonträgern mit und spielt u.a. mit dem Trompeter Tom Harrell. Faszinierend zu erfahren, wie konsequent er seiner Karriere von der westfälischen Metropole über Berlin nach New York verfolgte und sich dort großer Konkurrenz zum Trotz etablieren konnte.
Der Posaunist und Bandleader Lars Arens war aus Lissabon zugeschaltet. Auch er begann seine musikalische Laufbahn in Münster, studierte in Hilversum und ließ sich später in Portugal nieder. In Lissabon leitet er die Jazzabteilung und die Big Band der dortigen Musikhochschule.
Mit großem Interesse folgten die jungen Musiker*innen den Ausführungen der Gäste. Diese vermittelten anschaulich, welche Hürden es zu überwinden gilt, um im Ausland als Jazzmusiker*innen Fuß zu fassen. Die Gespräche machten aber auch deutlich, dass sich Erfolg durchaus einstellt, wenn hinreichend Bereitschaft besteht, ein Berufsziel konsequent zu verfolgen.
Frank Engel, renommierter Notensetzer aus Köln, kopierte unzählige Arrangements und Notenschriften u.a. für viele Fernsehproduktionen, für die Big Bands des WDR, des HR und des NDR. Er referierte über die Kunst des Notenschreibens von Hand und mit digitalen Programmen. Zentrale Frage seines Vortrags: wie müssen Noten aussehen, damit man sie schnell erfassen kann. Dabei wurden auch Details erörtert, die auf den ersten Blick eher belanglos erscheinen, so die Frage, welche Tönung ein Notenpapier haben sollte, damit sich darauf im Scheinwerferlicht kein Schatten bildet.
Feldenkrais, „Bewusstheit durch Bewegung“, diese Methode stellte der ehemalige Posaunist des JJO NRW, Tobias Link, vor. Nach seinem Jazzstudium an den Musikhochschulen Köln, Luzern und Essen absolvierter er eine Ausbildung zum Feldenkrais-Lehrer. Seine Unterweisungen wurden spontan in praktische Übungen umgesetzt, eine willkommene wie entspannende Unterrichtsstunde in Zeiten permanent stattfindender Online-Sitzungen.
Zum körperlichen Wohlbefinden trug auch der Yoga-Kurs von Projektassistentin Carla Köllner bei, mit dem der 2. Arbeitsphasentag begann, bevor es dann zum instrumentalen „warm up“ in aufgeteilte Räume des Online-Meetings ging.
Die anstehende Frühjahrsarbeitsphase des JJO NRW im April wird voraussichtlich in einer hybriden Version durchgeführt werden, teils in Präsenz unter strengen hygienischen Auflagen (regelmäßige Tests), teils wie gehabt an heimischen Bildschirmen.
Wie immer am Ende einer digitalen Zusammenkunft mit jungen Orchestermusiker*innen wurde der sehnliche Wunsch geäußert, endlich wieder zusammen auf der Bühne zu stehen und gemeinsam das Publikum zu begeistern – ein Vorhaben, das bei derzeitiger Infektionslage wohl noch auf sich warten lassen dürfte.
(Thomas Haberkamp)
Foto: Ugonna Okegwo (Foto: Okegwo Privatarchiv)