Gesprächsrunde des JugendJazzOrchesters NRW mit dem ehemaligen Chefdirigenten der Big Band des Hessischen Rundfunks
Das JugendJazzOrchester NRW (JJO NRW) setzte in der Reihe „Talk to“ am 14. Februar seine Online-Gesprächsrunden mit namhaften Künstler*innen der nationalen und internationalen Jazzszene fort. Eingeladen war dieses Mal der ehemalige Chefdirigent der HR-Big Band, Jörg Achim Keller. Keller arbeitete als Gastdirigent u.a. mit den Big Bands des NDR, des WDR und der BBC, mit der RIAS-Big Band und später auch mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg.
Seit 2018 bekleidet er eine Professur für Dirigat, Ensembleleitung Jazz und verwandte Stilbereiche an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Mannheim. Schon während seines Musikstudiums in Holland schrieb er Arrangements für Peter Herbolzheimer und das Metropole Orkest. Mittlerweile umfasst sein Schaffen mehr als 2.500 Werke jeglicher Stilistik, vom Blockflötentrio bis zum Doppelorchester aus Big Band und Sinfonieorchester.
Das JJO NRW animiert seine Mitglieder stets auch kompositorisch tätig zu werden und seine Arrangements auf Arbeitsphasen auszuprobieren. Auf diesem Wege sind bei einigen jungen Musiker*innen neben ihrer instrumentalen Karriere auch bemerkenswerte Entwicklungen auf dem Gebiet des Arrangierens entstanden. Verständlich daher der Wunsch, einen so namhaften Arrangeur wie Jörg Achim Keller einzuladen.
Kellers Weg zu beruflichem Erfolg war mühsam, so berichtete er, nicht selten auch von Rückschlägen geprägt. Sein musikalischer Werdegang begann, wie bei vielen jugendlichen Jazzenthusiasten, in heimischen Bands und Schulorchestern. Sein Hauptinstrument war das Schlagzeug. Er spielte unzählige Gigs in unterschiedlichen Formationen, war ständig auf Tour, und immer hatte er den Abgabetermin seiner Auftragsarrangements im Nacken. Die Nacht vor der Abgabe war an Schlaf nicht zu denken.
Keller fand in seinen Ausführungen den richtigen Ton, die jungen Orchestermitglieder hörten gebannt zu. Deutlich wurde sehr schnell, mit welch hohem Arbeitsaufwand der Weg zum professionellen Arrangeur verbunden ist. Da gilt es immer wieder auszuprobieren, zu verwerfen, zu korrigieren, selbst ein Gefühl dafür zu entwickeln, was gut klingt bzw. was den Vorstellungen des Auftraggebers am nächsten kommt.
Sein Auftragspensum ist nur durch konsequente Zeiteinteilung zu bewältigen. Täglich 8 Stunden Arrangiertätigkeit stehen auf dem Programm, geschrieben wird traditionell mit Bleistift und Papier, Computerprogramme kommen nicht zum Einsatz.
Die „Session“ war wieder zweigeteilt: in der zweiten Hälfte konnten Fragen gestellt werden. Jörg Achim Keller, selbst Fan des JJO NRW, wird sicherlich auch einmal für ein Kooperationsprojekt in Präsenz zur Verfügung stehen.
(Thomas Haberkamp)
Foto: Privatarchiv Keller