Ein Präsenz-Preisträgerkonzert in der Kölner Philharmonie! Es war eine erhebende Stimmung, als an die 500 Besucherinnen und Besucher im Foyer des Konzerthauses eintrafen. Viele bekannten, dass sie sich freuten, überhaupt wieder ein Konzert in den roten Sitzreihen zu erleben. Und dann noch eines, in dem so famose Preisträgerinnen und Preisträger des Bundeswettbewerbs Jugend musiziert spielten. Moderator Nicolas Tribes wusste geschickt, diese Stimmung einzusetzen und mit Interpretengesprächen von Höhepunkt zu Höhepunkt des Programms zu leiten. Wettbewerbsleiter Peter Haseley begrüßte das Publikum und ließ ein heterogenes Wettbewerbsgeschehen Revue passieren, in dem die Regional- und Landesausscheidungen als Videowertungen vor Präsenz-Jurys zusammengelegt worden waren, in dem einzelne Kategorien nachgeholt wurden und in dem eine beständige intensive Kommunikatikonsarbeit zu leisten war.
Peter Haseley dankte besonders den nordrhein-westfälischen Sparkassen und der Landesregierung, die die Förderung des Wettbewerbs in der Corona-Krise trotz aller Unwägbarkeiten aufrechterhielten, und der lange Applaus des Publikums bewies, dass jeder der Anwesenden die Lockdowns so intensiv erlebt hatte, dass er dieses finanzielle Engagement über Engpässe hinweg besonders zu schätzen wusste. Als dann Tabitha Hakenes (Flöte) und Risa Adachi (Klavier) auf die Bühne traten und Philippe Gauberts Fantasie von 1912 anstimmten, trat alles das schlagartig in den Hintergrund. Man erlebte eine hochkarätige Interpretation von musikalischer Kunst in einem Konzerthaus, das beste akustische Bedingungen für solche Darbietungen bereitstellt. Die Vor-Corona-Zeit war mit einem Mal wieder da.
Nicolas Tribes verband eine bemerkenswerte Interpretation nach der anderen mit launigen Bemerkungen: Ilya Dragunovs „Ptushki“ für Mandoline, filigran gespielt von Svenia Lienemann, Lars Erik Larssons Concertino op. 45 Nr. 7 für Posaune und Klavier, virtuos darboten von Orpheus Bothmann und Bettina Pieck, Johann Sebastian Bachs Concerto nach italienischem Gusto, tänzerisch interpretiert von Junhui Oskar Liao, Isaac Albéníz’ „Triana“ für zwei Klaviere, durch Ema Kuribayashi und Marie Lou Oswaldin mit rasenden Griffen wirbelnd.
Als Besonderheit vergaben Sabine Falke und Christina Jahn-Ibach den Ibach-Preis : Nach dem Tode von Firmenbesitzer Rolf Ibach haben die Spenden vieler Angehöriger und Freunde ein Revival des Traditionspreises ermöglicht: Drei Jahre lang erhält ein Preisträger-Kammerensemble einen Förderpreis, der mit 3.500 Euro dotiert ist. In diesem Jahr sind es der Violinist Michael Bell und die Pianistin Anny Chen, die sich mit einer mitreißenden Darbietung zweier Sätze aus Beethovens Kreutzersonate bedankten.
Eine Besonderheit gab es zudem aus der neuen offenen Kategorie von Jugend musiziert: Unter dem Namen „Baroque Drops” spielten Seema Gupta (Blockflöte), Xenia Zimmermann (Blockflöte), Luc Winkelmann (Cembalo), Leonard Schrahe (Kontrabass) mit den Tänzerinnen Senka Stau und Julie Schultz zusammen. Sie boten eine fesselnde und humorvolle Performance, die Musik von Bach, Vivaldi und AC/DC verbindet. Für den effektvollen Schluss sorgten junge Dortmunder Cellistinnen und Cellisten aus dem Schülerkreis von Mechthild van der Linde. Durch die Kontrapunktik einer Fuge von Astor Piazolla strichen beherzt und schwungvoll Alexandra Althoff, Maria Bovensmann, Maris Röhl, Ina Wietheger, Dorothea Zurhove, Marlene Kruse, Julia Kuljus Biosca, David Kusch, Isabella Weinsheimer, Nora-Franziska Lichtenberg, Cosima von Laer und Katharina Graf. Für die Organisation des Ganzen sorgte Michael Bender vom Landesmusikrat NRW.
rvz
Fotos: Die "Baroque Drops" und das "Zwölftett" mit Cellisten aus Dortmund am 25. September 2021 in der Kölner Philharmonie; Violinist Michael Bell, Moderator Nicolas Tribes, Pianistin Anny Chen sowie die Förderinnen Christiane Jahn-Ibach und Sabine Falke; Fotos: LMR NRW