Im Langen Haus der Landesmusikakademie NRW zeigten sechs Ensembles am Nachmittag des 6. Januars, was sie im Kurs in Nienborg erarbeitet haben. Die Arbeitsphase zu Jahresbeginn ist beim Kammermusikzentrum NRW schon gute Tradition. Seit fünf Jahren schreibt der Verein zur Förderung von Landesjugendensembles NRW diesen Kurs öffentlich aus, lädt aber auch Ensembles zur Arbeit ein, die sich bereits in vorherigen Kursen gefunden haben und nun neues Repertoire erarbeiten. Dreißig Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen in diesem Jahr zusammen, um mit einem oder mehreren von insgesamt elf Dozenten zu arbeiten. Von den neun Ensembles, die zusammentraten, stellten sich sechs im Abschlusskonzert vor. Zwischen Duo und Sextett variierte die Besetzung, zwischen 12 und 26 Jahren waren die Musikerinnen und Musiker alt.
Für die Landesmusikakademie NRW wurde die Veranstaltung zu „ihrem“ Neujahrskonzert, denn die Junge Bläserphilharmonie NRW, die noch in den Vorjahren die Westmünsterländer zum Jahreswechsel in den Konzertsaal der Akademie gelockt hatte, ist in die neue Stadthalle der zehn Kilometer entfernten Gemeinde Ahaus ausgewandert. So staunten die Kammermusiker, wie viele Besucher auf einmal in den Kammermusiksaal des Langen Hauses der Akademie drängten. Eilig schafften Helfer und Musiker zusätzliche Stühle heran, doch viele Kulturfreunde mussten stehen oder dem Konzert gar vom Vorraum aus lauschen.
Es wurde ein abwechslungsreiches Programm, die Repertoirespannbreite der sechs Ensembles reichte vom 17. Jahrhundert bis in die Moderne und sogar zu einer Uraufführung. Akademiedirektorin Antje Valentin und Kursorganisatorin Harriet Oelers stellten dem Publikum die Ensembles vor. Dabei erkannte man leicht, wie weit die Herkunftsorte der Musiker auseinanderliegen. So kommen die vier Streicher und zwei Hornisten des Sextetts, welches das Konzert mit einem Mozartschen Divertimento eröffneten, aus Köln, Neuss, Korschenbroich, Swisttal und Leverkusen. Auch andere Ensemble-Verortungen zeigten den Sinn der landesweiten Ansprache des Kammermusikzentrums.
Zu den länger bestehenden Förder-Ensembles zählen das Blockflötenduo von Sonja Fricke (16 Jahre, Bonn) und Janna Maria Schneider (15 Jahre, Leverkusen), das im vergangenen Jahr den Kammermusikförderpreis NRW gewann und diesmal eine Sonate von Johann Vierdanck aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts vortrug, ursprünglich für Violinen komponiert. Neu zusammengefunden hat sich das Duo von Fridtjof Hecken (Flöte) und Nuria Strobel (Kontrabass). Es spielte Beethovens „Duett mit zwei obligaten Augengläsern“ WoO 32 und eine Uraufführung von Dorothee Eberhard. Klangfarbenfroh kam François Deviennes Quartetts Op. 73 No. 2 für Fagott und Streicher daher und den Höhepunkt des Programms bot wohl ein Bläserquintett mit Jacques Iberts Trois Pièces brèves pour quintette à vents.
Nach dem Konzert blieben manche Besucher im Gespräch mit einigen der Dozenten zurück. Durch die Gespräche zog sich die Frage, wie lange diese Ensembles nun zusammenbleiben und ihr Repertoire weiterentwickeln – eine Aufgabe, der sich das Kammermusikzentrum NRW annehmen wird.
Das Kammermusikzentrum NRW wird kooperativ vom Verein zur Förderung von Landesjugendensembles NRW, dem Landesmusikrat NRW und der Jeunesses Musicales NRW gebildet. Dieser Kurs wurde vom Verein zur Förderung von Jugendensembles ausgerichtet und vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW und dem Landesmusikrat NRW gefördert. Organisatorin war Harriet Oelers.
rvz