Am Abend des Pfingstsamstags startete das seit der Vorbereitungsphase in Heek erstmals wieder versammelte Kammerorchester seine 11-tägige Konzertreise nach Portugal. In nur eineinhalb Tagen hieß es nun für das Orchester und Dirigent Fernando Eldoro aus Lissabon, der in Heek krankheitsbedingt durch Christian Fitzner vertreten worden war, sich aufeinander einzustellen und das im März erarbeitete Konzertprogramm zur Aufführungsreife zu bringen " keine leichte Aufgabe in der knappen Zeit! Sie gelang jedoch, und am Abend des ersten Konzerts im Konservatorium der nordportugiesischen Stadt Vila Real waren alle bereit.
Mit Elgars Serenade e-moll, einem Violinkonzert in C-Dur von Vivaldi in einer Bearbeitung für Cymbal und Streicher, einer neuen, extra für die Junge Kammerphilharmonie geschriebenen Komposition des Detmolder Professors Martin Christoph Redel, den Konzertvariationen für Violoncello und Streicher von Jean Françaix, Genzmers Sinfonietta für Streicher und dem Concerto in Re des portugiesischen Komponisten Joly Braga Santos stand Zuhörern und Musikern ein langes, aber sehr abwechslungsreiches Programm bevor. Das Vivaldi-Konzert mit der in Berlin lebenden Cymbalistin Enikö Ginzery wurde kammermusikalisch von einem Streicher-Doppelquartett ohne Dirigent aufgeführt. Das Solo-Cello bei den Konzertvariationen von Françaix spielte Hendrik Blumenroth, der an der Musikhochschule München bei Prof. Wen-Sinn Yang studiert, langjähriger Stimmeführer der Cellogruppe des LJO NRW. Der Komponist Martin Christoph Redel begleitete die Reise und gestaltete an einigen Konzertorten eine Einführung mit Workshop oder Podiumsgespräch zu seinem Stück Les Adieux " Hommage à György Ligeti für Streichorchester op.61, das am 29. Mai in Vila Real uraufgeführt wurde.
Dem ersten Konzert folgten ohne Pausentag sieben weitere: Im Casino des Badeorts Figueira da Foz, in der Universität von Aveiro, im Theater "Cerca de S. Bernardo" in Coimbra, im Forum Maia bei Porto (als Abschluß eines Musikfestivals) und drei Konzerte in Lissabon.
Für die Organisation und Gestaltung der Konzerte außerhalb von Lissabon spielte die Partnerschaft der Jungen Kammerphilharmonie mit dem Orquestra Clássica do Centro aus Coimbra eine entscheidende Rolle. Die Managerin des portugiesischen Orchesters, Rechtsanwältin Emilia Martins, hatte Kontakt zu den Veranstaltern aufgenommen, die Konzerte organisiert und Werbung gemacht. Freundlicherweise stellte sich auch der Dirigent des Orquestra Clássica do Centro, Maestro Virgilio Caseiro, mehrmals für die Moderation der Konzerte zur Verfügung. Unterstrichen wurde die Partnerschaft auch durch die Mitwirkung einer jungen Geigerin aus dem portugiesischen Orchester in den ersten Geigen der Kammerphilharmonie. Die Konzerte in Lissabon kamen hingegen in Kooperation mit der Deutschen Botschaft Lissabon, dem Goethe-Institut und der Deutschen Schule Lissabon zustande.
Für die letzten vier Tage der Reise zog die Gruppe nach Lissabon, wo als einer der Höhepunkte der Tournee ein Konzert im prachtvollen Queluz-Palast anstand. Im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft hatte die Deutsche Botschaft Lissabon Vertreter sämtlicher europäischer diplomatischer Missionen geladen. Im Anschluss an das Konzert fand ein Empfang statt, bei dem die jungen Musiker neben köstlicher Verpflegung viele begeisterte Reaktionen ihrer Zuhörer genießen durften.
Ein Konzert in der Aula der Deutschen Schule Lissabon und eines im Goethe-Institut mit anschließender Abschiedsfeier im wunderschönen Garten des Instituts bildeten einen gelungenen Abschluss für eine außerordentlich anstrengende, aber erfolgreiche Konzertreise.
Dorit Hekel
Foto oben: Die Junge Kammerphilharmonie NRW vor dem Queluzpalast in Lissabon
Foto unten (v.l.n.r.): Fernando Eldoro und Prof. Redel