Gerhart Baum, Vorsitzender des Kulturrats NRW, begrüßt die Aufbruchstimmung in NRW, die durch Lockerungen der Corona-Verbote entstanden ist. Doch so wichtig Öffnungserleichterungen sind: Es fehlt ein Blick auf die gesamte Kulturlandschaft und ein deutliches Wort der Bundeskanzlerin zur Bedeutung der Kunst in der Gesellschaft. Dem angemessen wäre ein Kulturgipfel - so wie es Autogipfel gibt. Er würde bundesweit deutlich machen, dass die Bundesrepublik auch ein Kulturstaat ist – denn die Kultur ist in der Krise ebenso bedroht wie andere Bereiche.
Der Kulturrat NRW begrüßt den Beschluss der Landesregierung, weite Bereiche an Kulturveranstaltungen noch in diesem Monat wieder zuzulassen. Die damit verbundenen Auflagen werden die betroffenen Einrichtungen aus eigener Verantwortung erfüllen. Wir gehen von der Einsicht aus, dass das Gelingen der Öffnungsphase von der Verantwortung aller Beteiligten abhängt. Wir werden uns bemühen, die nicht zu unterschätzenden Probleme bei der Umsetzung in Kooperation mit den Gesundheitsämtern und Ordnungsämtern zu lösen. Mit der Öffnung werden auch höhere Kosten verbunden sein. Hilft das Land nach Beispiel des Bundes bei baulichen Investitionen? Man darf sich auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Lage einzelner Einrichtungen zwar erleichtert, aber die Folgen der Pandemiebekämpfung auch für die vielen einzelnen Kulturinitiativen und vor allem auch für die Kommunen erheblich sind. Rettungsschirme sind unverzichtbar.
Nach wie vor fordern wir wichtige Maßnahmen der Landesregierung ein. Wir warten dringend auf eine Entscheidung zur Künstlerhilfe. Soeben hat das Saarland mit seiner geringen Bevölkerungszahl ein auf Stipendien basierendes Hilfsprogramm mit 2,5 Mio. Euro beschlossen. Die Höhe des Stipendiums beträgt einmalig bis zu 3.000 Euro. Das ist ein Anfang. Kulturschaffende insgesamt sind allerdings nicht einbezogen.
Es fehlt in NRW auch ein Unterstützungsprogramm für private, gemeinnützige Kultureinrichtungen durch das Heimat- und das Kulturministerium. Auch hier gibt es Vorbilder in anderen Bundesländern. Im Übrigen sollte auch überlegt werden, ob nicht Teile der Ruhrtriennale in reduzierter und angepasster Form durchgeführt werden können. Denn Kunst und Kultur sind ein bedeutender Wirtschaftsfaktor im Lande NRW.
Informationen unter www.kulturrat-nrw.de