Der Runde Tisch Diversität NRW ist ein vom Land NRW gefördertes Fachgremium unter dem Dach des Kulturrats NRW. Das Gremium erarbeitet u.a. Strategien zu Fragestellungen im Kontext von Diversität und setzt sich für eine vielfältige und diskriminierungsfreie Kunst- und Kulturlandschaft ein.
Kein Zweifel: Es ist dringend notwendig, die bedeutsame Arbeit zu verstetigen, die seit 2015 im Bereich der Diversität aus Mitteln des Landes NRW geleistet wurde.
Die damit entwickelten Expertisen erfahren sowohl in der Szene als auch in der Verwaltung eine große Nachfrage. Dem entgegen steht jedoch, dass die Förderung für Projekte zum Thema „Flucht und Migration“ aus dem Integrationsplan des Landes zu enden droht und der Kulturetat 2024 gekürzt bzw. nicht in dem Rahmen erhöht wird, wie es der Koalitionsvertrag von CDU und Bündnis 90/Grüne 2022 festgelegt hat.
Der Runde Tisch Diversität würdigt ausdrücklich das Engagement des Landes, verweist aber auch auf die Verantwortung der Regierungsfraktionen, dieser Schwächung der Kultur insgesamt und der Diversitätsförderung im Besonderen entschieden entgegenzuwirken.
Die Mitglieder des Runden Tischs Diversität NRW, ein Zusammenschluss aus überwiegend fördernden Kultureinrichtungen des Landes und Teil der Diversitätsstrategie des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW, sehen die Gefahr, dass an denkbar problematischen Stellen gespart wird. Auch im Förderkontext bedarf es verbindlicher Rahmenbedingungen für die Stärkung von Diversität in der Kunst und Kultur. Insofern schließen wir uns der Forderung der Fraktionen der CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN aus dem Antrag „Für mehr Vielfalt - Diversität und Teilhabe in Kunst und Kultur stärken” im Landtag NRW vom 25.04.2023 an. Wir sind überzeugt, dass es einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Förderung bedarf, um die Qualität und den Umfang der diversitätsorientierten Programme fortführen und weiterentwickeln zu können.
Die Mittel werden benötigt, für u.a.:
- die Fortführung von mehrjährigen Projektförderungen, die ein wertvolles Instrument für Innovation und das Schaffen von Experimentierräumen sind.
- das Weiterentwickeln von bewährten Ansätzen. Dies ist auch die Voraussetzung für einen Wissenstransfer, der sowohl auf kultureller als auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene Relevanz entfalten kann.
- die umfassende Transformation der Kultureinrichtungen, einschließlich einer längerfristigen Planungssicherheit auf allen Ebenen, inklusive Personal.
Die Ziele sind bekannt:
- Inklusion und Chancengerechtigkeit bezogen auf die Zusammensetzung von Personal und Publikum
- Diskriminierung und Vorurteile abbauen, eine tolerante Gesellschaft fördern
- Das Potential von Vielfalt in Verbänden und Organisationen optimal ausschöpfen und hierfür praktikable Ansätze entwickeln
- Kulturschaffende in ihrer Vielfalt und unabhängig ihrer individuellen Beeinträchtigungen ertüchtigen
Die Vielfalt dieser Gesellschaft und ihrer Kultur muss jeder Kulturförderung ein Anliegen sein. Über diese Förderungen wird die Grundlage geschaffen, allen Menschen in ihrer Verschiedenheit Zugang und Mitwirkung am kulturellen Leben in NRW zu ermöglichen und eine Perspektive zu bieten. Hier nachzulassen, dürfen wir uns gerade angesichts aktueller demokratiefeindlicher Bewegungen nicht leisten.
Fördernde Einrichtungen und Verbände sowie ihre Netzwerke spielen mit ihren zahlreichen Programmen eine zentrale Rolle für die vielfältige Kulturlandschaft in NRW. Sie sind entscheidende Schnittstellen zu unterschiedlichen gesellschaftlichen Zugehörigkeiten, fördern die Teilhabechancen von marginalisierten Gruppen sowie den Dialog zwischen ihnen und wirken so den Spaltungstendenzen der Gesellschaft entgegen. Sie entwickeln passgenaue Förderprogramme, schaffen Plattformen und ermöglichen Veranstaltungen für Kunst- und Kulturschaffende. Damit sind sie auch Sprachrohr für eine vielfältige Kultur.
Zusätzlich zu weiteren Angeboten konnten mit den Fördermitteln aus dem Integrationsplan des Landes NRW seit 2015 fundierte Ansätze für eine diversitätsorientierte (Weiter-)Entwicklung von Förderstrukturen geschaffen werden. Die agierenden Einrichtungen sind zu einer wirksamen Struktur im Diversitätskontext zusammengewachsen, was sich u.a. in der Arbeit des Runden Tischs Diversität unter dem Dach des Kulturrats NRW zeigt. Die Bedeutung einer solchen Struktur ist kaum hoch genug einzuschätzen, insbesondere, da es die lange geforderte „Fachstelle Diversität” für die Koordination, Projektentwicklung und Qualitätssicherung leider weiter nicht gibt.
Die Unterzeichnenden dieses Papiers nehmen die haushaltspolitischen Entwicklungen in Kunst und Kultur mit Sorge zur Kenntnis. Das Aufgeben bereits geschaffener Programme und Netzwerke für die diverse Kunstszene aus Gründen der Mangelfinanzierung hätte verheerende Folgen, sowohl für den gesellschaftlichen Wandel und Zusammenhalt als auch für die Perspektiven vieler Kunstschaffenden.
Daher fordern wir den Erhalt und die Verbesserung eines strukturellen Rahmens, in dem der nachhaltige Weg für eine diversere und inklusivere Kunst und Kultur weiterentwickelt werden kann.
Diese Anliegen unterbreiten wir auch vor dem Hintergrund des bevorstehenden Fachkongresses des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW „VielfaltKulturNRW – Diversität und Teilhabe in Kunst und Kultur stärken” am 18.09.2023.
Der Runde Tisch Diversität NRW
Kontakt:
Kulturrat NRW, Parkgürtel 24, 50823 Köln, presse@kulturrat-nrw.de, www.kulturrat-nrw.de