Am 25. Januar verlieh der Landesmusikrat NRW zum 15. Mal seine Auszeichnung „Silberne Stimmgabel“ für besondere Verdienste um das Musikleben in NRW. Diesjähriger Preisträger ist Karl Karst. Das Präsidium des Landesmusikrats würdigt damit dessen Einsatz für Musik und Kultur im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sowie das von ihm geschaffene einzigartige Modell der WDR3-Kulturpartner.
In seiner sehr persönlichen Laudatio beim öffentlichen Festakt in den Räumen der Musikfabrik in Köln würdigte Oliver Keymis, Vizepräsident des Landtags NRW und Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Medien, nicht nur Karl Karsts immerwährenden Einsatz für das artifizielle Hören in allen seinen Erscheinungsformen, vom avancierten Hörspiel über kunstvolle Radiodokumentationen bis zur Akustischen Kunst, er hob auch den ebenso innovativen wie verantwortungsvollen Umgang mit der Position des Programmchefs von WDR3 für die Kultur und besonders für die Musik hervor. Ob WDR Jazzfest, WDR Jazzpreis, Kulturpolitisches Forum oder die Erfindung der einzigartigen Kulturpartnerschaften, Karl Karst habe immer gestaltet und die Zukunft des Kulturradios im Blick gehabt.
In diesem Karst‘schen Sinn formulierte Oliver Keymis seine Wünsche für die Zukunft des Kulturradios:
- Das Kulturradio sollte die vielfältiger werdende Gesellschaft in ihrer Tendenz zur Segmentierung weiter ansprechen können.
- Auch wenn es zunehmend digitale Formate einbezieht, bleibt es ein inhaltliches Qualitätsradio.
- Es sollte dabei das Kulturleben in Nordrhein-Westfalen abbilden und vernetzen, dazu gehört auch der Mut zum vielleicht Unbequemen und Abseitigem, das neue Horizonte eröffnet: Kultur ist mehr als Quote.
- Jede Kulturform, gleich woher sie nach NRW gekommen ist, bringt auch eine Tendenz zur Ausformung als Kunst mit sich, die für das Kulturradio relevant und zu berücksichtigen ist.
- Das Kulturradio hat schließlich auch die Aufgabe, identitätsstiftende Live-Begegnungen zwischen den Menschen zu initiieren.
(Der vollständige Text der Laudatio steht rechts zum Download bereit.)
In seiner sehr bewegenden Dankesrede legte Karl Karst den Festgästen die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ans Herz:
„Viele, mich selber eingeschlossen, haben sich in den vergangenen Jahrzehnten darin geübt, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und seine Redaktionen konstruktiv von innen und von außen zu kritisieren. So, wie man einen guten Freund selbstverständlich kritisieren kann, um ihn nach vorne zu bringen und zu verbessern. Heute ist die Situation eine vollkommen andere! Eine Minderheit von mehrheitlich rechtsgerichteten Meinungs-Manipulatoren, zu der sich leider auch gemäßigte Politiker, Beitrags-Verweigerer und wirtschaftlich Interessierte gesellen, nutzt jede öffentlich laut werdende Kritik, um das System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu beschädigen und langfristig zu Fall zu bringen.“ (Der vollständige Text der Rede steht rechts zum Download bereit.)
Musikalisch gratulierte die Musikfabrik mit Georges Aperghis, Requiem furtif (1998) for violin and clave, das Hannah Weirich mit Dirk Rothbrust aufführte, und mit einem Auszug aus Mikrophonie I (1964) von Karlheinz Stockhausen, dargebracht von Carl Rosman, Dirk Rothbrust, Melvyn Poore, Axel Porath, Peter Veale und Norbert Krämer.
Der Festakt war eine Veranstaltung des Landesmusikrats in Verbindung mit der SK Kulturstiftung und der Musikfabrik.
Fotos (v.l.n.r.): Oliver Keymis - Karl Karst - Reinhard Knoll; Karl Karst - Reinhard Knoll; Karl Karst; Mitglieder des Ensemble Musikfabrik mit Mikrophonie I (1964) von Karlheinz Stockhausen. Fotos: Thomas Ahrendt, studio157, Köln