Am Montagmorgen dieser Woche hatten 15 nordrhein-westfälische Kinder und Jugendliche außerplanmäßig schulfrei. Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers hatte in die Staatskanzlei in Düsseldorf geladen, um sich für eineinhalb Stunden mit jungen musikalischen Talenten über den Wert der Musik in deren Leben, über den Umgang mit Musik in der Schule und in der Freizeit, über die Förderung von Hochbegabten und die der Kleinsten, nämlich Grundschulkinder, zu unterhalten.
Der Einladung gefolgt waren einerseits preisgekrönte Jugendliche der Wettbewerbe "Jugend musiziert" und "Jugend komponiert", andererseits aber auch einige instrumentale Anfängerinnen und Anfänger, die ihre Musikausbildung im Projekt "Jedem Kind ein Instrument" erhalten. Das Gespräch, moderiert von Herrn Schäfer vom Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration, verlief sehr lebhaft und offen. Die Jugendlichen, auf der einen Seite, hatten keine Scheu, ihrem Landesherrn auch kritische Fragen zu stellen, andererseits fand dieser einen sehr persönlichen Zugang auch zu den Kleinsten der Runde, zwei Erstklässlerinnen aus Bochum.
Offensichtlich wurde die Chance zum Gespräch mit dem Ministerpräsidenten auch von den Jugendlichen sehr ernst genommen. Inhalte wurden vorher aus eigener Initiative im Klassenverband der eigenen Schule diskutiert und hieraus Fragen abgeleitet, die vom Gesprächspartner auch aufmerksam aufgenommen wurden. So wurde z.B. bemängelt, dass der Musikunterricht an weiterbildenden Schulen derzeit so unstet erfolgt, dass die meiste Zeit des Unterrichts mit Wiederauffrischungen des vor zwei Jahren gelernten Stoffs (etwa des Notenlesens) aufgebracht werden, was die viel zu wenigen Lehrer vom Erarbeiten neuen Stoffs weitgehend abhält. Dies führe dazu, dass in der elften Klasse vielerorts erst weniger als die Hälfte der Jugendlichen in der Lage sei, Noten zu lesen. Ein Zustand, der im Fach Mathematik, so Kiveli Dörken aus Düsseldorf, wohl undenkbar sei.
Dr. Rüttgers versprach den Jugendlichen und Kindern, die angesprochenen Themen mit den Fachministerinnen und Ministern zu erörtern. Alle Jugendlichen trugen sich ins Gästebuch des Landes NRW ein. Ob der Ministerpräsident persönlich Entschuldigungsschreiben für die Klassenlehrer unterschrieb, ist uns nicht bekannt.
Michael Bender