In spontanen Standing Ovations entlud sich die Spannung, die im Kulturhaus Lüdenscheid herrschte nach der vom gesamten Team lang ersehnten Premiere der großen Bühnenproduktion „Don Carlos - corridos of power“. Der Don Carlos ist die erste eigene Opernproduktion und die größte, die das Landesjugendorchester je gestemmt hat. Ein gutes Jahr Vorlauf hat ein solches Projekt von den ersten Gedanken bis zur ersten Aufführung. Dazwischen liegen monatelange Vorbereitungs- Koordinierungs-, Entscheidungs- und Probenphasen mit dem Team, den Solisten und dem Orchester. Wenn sich dann am Ende alles so zusammensetzt und so aufgeht wie geschehen, löst das Glücksgefühle aus bei allen Beteiligten und beim Publikum.
Die Inszenierung von Bernd Schmitt (Regie) und Birgit Angele (Bühnenbild und Kostüm) zielt ebenso auf ein junges Publikum wie auf erfahrene Operngänger. Und diese müssen eine starke Kürzung des Werkes in Kauf nehmen, denn der komplette erste Akt entfällt aus Gründen inhaltlicher Schwerpunktsetzung. Ebenso entfällt das Autodafé, das durch eine beeindruckende Szene ersetzt wird. Statt grausamer Ketzerverbrennung wagt das Ensemble einen Akt des Widerstands gegen ein System, das Menschen aufgrund ihrer religiösen Haltung umbringen lässt. Leise stimmen die Orchestermusiker Abbas Song „Thank you for the music“ an, während sie Personen aus dem Publikum behutsam auf die Bühne führen, um sie an diesem friedensstiftenden Akt teilhaben zu lassen. Eine zentrale Szene, die in Erinnerung bleibt.
In den Solopartien begeistern Simon Stricker als König von Spanien, Raymond Sepe als Don Carlos, Vladislav Pavliuk als Herzog von Posa, Kristin Ebner als Elisabeth, Cornelia Lanz als Prinzessin Eboli und Maria Bernies als Thibault. Dazu ein sechsköpfiges männliches Gesangsensemble in verschiedenen Rollen, das auch bei der Fachpresse höchstes Lob erntet.
Don Carlos – „corridos of power“ hat im Kulturhaus Lüdenscheid eine glanzvolle Premiere gefeiert und die Mitwirkenden fiebern jetzt den Aufführungen in Gent (am 25. und 26. September) und in Düren (am 7. Oktober) entgegen. Bis dahin gibt es hoffentlich Zeit, sich ein wenig auszuruhen, um Kraft für den neuen Bühnenaufbau und die Proben vor Ort zu sammeln. Wer Zeit hat, hinzufahren, wird mit einem unterhaltsamen und musikalisch wie inhaltlich hochspannenden Abend belohnt.
Das Projekt wird gefördert und unterstützt vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, vom Landesmusikrat NRW, der Kunstiftung NRW, vom Kultursekretariat NRW Gütersloh, Bayer Kultur, vom Landschftsverband Rheinland, der Andreas und Ute Kohm Stiftung, Julian Prégardien, und von Unterstützer/innen beim crowdfunding auf startnext. Eine Kooperation von Landesjugendorchester NRW und Zukunft Kultur e.V.
Die weiteren Termine:
* 25. September 2018 und 26. September 2018, 20:00 - 22:00 Uhr, Gent (Belgien) im Rahmen des Flandern Festivals, Jan Hoetplein 1, 9000 Gent, Belgien
* 7. Oktober 2018, 20:00 - 22:00 Uhr, Theater Düren, Stefan-Schwer-Straße 2, 52349 Düren