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Spielstättenprogrammprämien des Landes im Henkelmann, Iserlohn

Zum 15. Mal zeichnete der Landesmusikrat NRW gemeinsam mit dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen kleine und mittlere Bühnen der freien Musikszene für ihren besonderen Einsatz und ihr anspruchsvolles und engagiertes Live-Programm mit der Spielstättenprogrammprämie aus. Ort des Festakts war diesmal der Jazzclub Henkelmann in Iserlohn. 1952 gegründet und 1990 in einer stillgelegten Fabrik wiedereröffnet, ist der Jazzclub ein impulsreiches musikalisches Forum der Region um Iserlohn. Seine Betreiber Uwe Plath und Tyrid Cornellisen begrüßten das Publikum, und Plath würdigte die Einrichtung einer solchen Prämie, die gerade den kleineren Bühnen nach Corona sehr helfen würde. Finanzhilfe braucht zum Beispiel eine Jugendförderreihe, die versucht den Verlust an Entwicklungszeit der Jugendlichen durch die Pandemie auszugleichen.

Christine Siegert, Präsidentin des Landesmusikrats NRW, bestätigte, dass das Kulturministerium und der Dachverband gerade kleinere Spielstätten in ländlichen Räumen in den Blick hatten, als sie die Prämien vor 15 Jahren einführten: „Spielstätten wie diese hier, in der wir uns befinden, bieten eine wichtige kulturelle Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen, und das Mindeste, was wir seitens des Landesmusikrats, dem Dachverband der Musikverbände in Nordrhein-Westfalen, tun können, ist mit einer solchen Prämie unsere Wertschätzung für die wichtige Arbeit der ausgezeichneten Spielstätten auszudrücken,“ so Christine Siegert.

In der Coronakrise lernte die Kulturpolitik, wie existenziell es für Musikerinnen und Musiker ist, sich präsentieren zu können. Wenn sie es nicht dürfen oder nicht können, fehlt der Antrieb für Kreativität und die Möglichkeit der Weiterentwicklung. Für das „nicht dürfen“ sorgten in der Krise die Schutzvorschriften. Das „nicht können“ entsteht vielerorts durch wirtschaftliche Probleme der Clubs und Spielstätten in Folge der Pandemie.

Als Vertreter des Kulturministeriums erinnerte Thomas Baerens, Leiter des Musikreferats, daran, wie vor 15 Jahren eine Runde im Landesmusikrat zusammensaß und die wirtschaftliche Situation von Spielstätten in den Blick nahm. Fördermodelle wurden erwogen und als zu bürokratisch empfunden. Ergebnis war die Spielstättenprogrammprämie, die ohne vorgegebenen Verwendungszweck ausgegeben werden kann und nicht belegt werden muss. Baerens sieht hierin eine Wertschätzung der Landesregierung: „Clubs und Spielstätten leisten mit ihrer Arbeit eine Künstlerinnen- und Künstlerförderung. Das wiederum unterstützen wir gerne.“

Baerens erläuterte auch das neue Ziel des Kulturministeriums: „In Zukunft wollen wir den Musikern ein vertretbares Einkommen sichern. Es macht keinen Sinn, Musiker aufwändig auszubilden und im Alter in Sozialsysteme zu schieben. Deshalb führen wir Mindesthonorare in landesgeförderte Veranstaltungen ein.“ Der Fokus soll aber auch auf den Häusern bleiben. „Wir schätzen die Arbeiten der Spielstätten in NRW sehr, denn ohne sie wäre NRW ein sehr viel ärmeres Land.“

So erhalten 2024 eine Prämie in Höhe von 16.000 Euro das Loch (Wuppertal), jeweils 13.000 Euro gehen an die Klangbrücke (Aachen) und das Loft (Köln). Je 9.000 Euro bekommen das Arttheater (Köln), das domicil (Dortmund), die Goldkante (Bochum), der Jazz Club Minden, eben der Jazzclub Henkelmann (Iserlohn), die Jazz-Schmiede (Düsseldorf) und das zakk (Düsseldorf). 5.000 Euro gehen jeweils an das Atelier 21 – Produzentengalerie für globale Kunst (Aachen), die Black Box (Münster), den Bunker Ulmenwall e.V. (Bielefeld), die In Situ Art Society (Bonn), die Jazz Initiative Dinslaken e.V. und das KIT-Café (Düsseldorf).

Baerens und Christine Siegert übergaben Vertreterinnen und Vertretern der ausgezeichneten Spielstätten auf der Bühne ihre Urkunden. Danach schilderte Maik Ollhoff vom Wuppertaler „Loch“exemplarisch die multiple Herausforderungen von Spielstätten und er dankte seinem Team. Er vermisst eine auskömmliche Strukturförderung der Stätten durch Kommune und Land. Auch wenn er die Spielstättenprogrammprämien schätzt – er erhielt sowohl die des Landes als auch die der Initiative Musik auf Bundesebene –, können diese eine Regelförderung nicht ersetzen. Sie helfen ihm bei den Personalkosten des 20köpfigen, teils auch ehrenamtlich arbeitenden Teams.

Die Wuppertaler Stätte, die auch als Soziokulturelles Zentrum anerkannt ist, schafft einen Ort der Begegnung, eine Stätte des Experiments und eine Chance zur Weiterentwicklung. Diese Werte will das Loch auch in die Gesellschaft hineintragen. Sein Slogan „Nie wieder ist jetzt“ steht für Aktionen für die Gesellschaft. Die Musikszene soll laut werden, so Ollhoff. Und das Loch braucht institutionelle Mittel von Land und von Stadt, weil seine Arbeit gesellschaftlich wichtig ist.

Freya Deiting (Violine), Jörg Siebenhaar (Akkordeon) und Konstantin Wienströr (Kontrabass) sorgten für die Musik des Festakts, insbesondere für Gipsy-Jazz, Swingtitel und Jazzstandards: „savoir vivre” von Martin Weiss, „le petit oiseau“ von Jörg Siebenhaar, der Standard „Autumn Leaves“ bzw. , Joseph Kosmas Lied „Les Feuilles mortes“, Django Reinhardts „Swing 39“ und weitere Titel.

Projektleiterin Eva Luise Roth (Landesmusikrat NRW) moderierte die Veranstaltung, die vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft finanziert wurde. Die Spielstättenprogrammprämien werden vom Ministerium und dem Landesmusikrat gemeinsam vergeben. Die Fachjury bestand aus Christina Lux (Musikerin), Ulla Oster (Musikerin), Tim Isfort (moers festival) und Thomas Baerens.

rvz

Fotos: Thomas Baerens (Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW), Tyrid Cornellisen (Jazzclub Henkelmann Iserlohn) und Prof. Dr. Christine Siegert (Landesmusikrat NRW) am 23. Januar 2024 im Henkelmann; Foto: LMR NRW. 
Freya Deiting, Jörg Siebenhaar und Konstantin Wienströr im Jazzclub Henkelmann; Fotos: Andrea Bowinkelmann