Unter diesem Motto lud der Landschaftsverband Rheinland (LVR) am 30. Mai zur LVR-Kulturkonferenz ins MEDIO.RHEIN.ERFT nach Bergheim ein. Gemeinsam mit den rheinischen Kulturakteuren und in Kooperation mit den Koordinierungsbüros der Regionalen Kulturpolitik des Landes sollten die Potentiale und Bedarfe aller rheinischen Kulturregionen beleuchten werden.
Milena Karabaic, LVR-Dezernentin Kultur und Landschaftliche Kulturpflege, stellte schon in ihrer Begrüßung die Frage, ob sich aus der Dichotomie Stadt – Land im Rheinland überhaupt das Spannungsfeld Zentrum – Peripherie ableiten lasse. Die Leiterin der Abteilung Kultur im Ministerium für Kultur und Wissenschaft, Hildegard Kaluza, schloss in ihrer Begrüßung hier an und verwies auf die Bedeutung der kulturellen Identität, die das Rheinland in seiner Diversität prägt. Eva Fielitz, die stellvertretende Landrätin des Rhein-Erft-Kreises steuerte den Hinweis auf die nahe gelegene, vielfältige Kultur in ihrem Landkreis zwischen Metropolen zum Thema bei.
Um genauer herauszufinden, was das denn eigentlich über den geografischen Begriff hinaus ist, das „Rheinland“, hatte man einen Gast aus der Nachbarschaft gebeten, Weil P.H. Lenders, Direktor des Nationaal Bevrijdingsmuseum Groesbeek, Nijmegen, den Blick von außen auf das Rheinland zu richten. Unter dem Titel „So ist das Rheinland? Eine kulturpolitische Betrachtung aus der Ferne“ zeichnete Lenders kenntnisreich und persönlich das Bild eines historisch gewachsenen, kulturell sehr vielfältigen und in allen wesentlichen Belangen extrem offenen Landstrichs. Mit Verweis auf mehrere Landkarten, auf denen alle möglichen Regionen von der Eifel über das Sauerland bis hin zum Münsterland zu finden seien, resümierte er, dass das Rheinland seine Offenheit deutlicher in die Welt tragen müsse, damit auch im Rest der Welt der – auch touristische – Wert von Einheit in Diversität bekannt wird. Dazu hatte Lenders sozusagen als „kleines Geschenk“ drei Claims mitgebracht, die auf schmunzelndes Interesse stießen und hier nicht fehlen dürfen: Rheinland, fein raus / Sauber genießen im Rheinland / Rheinland – Feinland.
Dieser Ansatz wurde in der anschließenden Diskussion von Milena Karabaic, Hildegard Kaluza, Weil P.H.Lenders und Ernst Grigat, Geschäftsführer Metropolregion Rheinland e.V., beleuchtet und weitergedacht. Hildegard Kaluza wies hier auf die flächendeckende Wirkung der regionalen Kulturförderung hin und hob die besondere Bedeutung der Breitenkultur in der Fläche hervor, die zur Bildung einer kulturellen Identität nicht zu überschätzende Beiträge leiste. Dies, wie von Dr. Lenders gefordert, deutlicher zu kommunizieren, schickt sich der Metropolregion Rheinland e.V. an, um die „Marke“ Rheinland zu etablieren, denn, so Ernst Grigat: „Hier schlägt auch das wirtschaftliche Herz!“
Vom großen Ganzen zurück zur Frage der Zusammenarbeit der Akteure aus den Zentren und aus der Peripherie und wie sie von den Strukturen und Ressourcen des jeweils anderen profitieren können, kam die Vorstellungs- und Diskussionsrunde von Vertreterinnen aus fünf Kulturregionen, dem Köln/Bonn e.V., der Bezirksregierung Arnsberg, der Region Aachen, des Kulturraum Niederrhein e.V. und der Kulturregion Bergisches Land. Hier wurde deutlich, dass bei aller Unterschiedlichkeit der Regionen mindestens eines für alle von Bedeutung ist: Netzwerke zu schaffen und zu unterhalten. Netzwerke sind die Ermöglichungsstruktur, die Kultur bei den geringen Mitteln, mit denen sie auskommen muss, braucht. Aber selbst das ist teilweise schwierig, weil mancherorts Akteure fehlen, die vernetzt werden könnten.
Nach einem kulturpolitischen Schwerpunkt am Vormittag wurde der Nachmittag dazu genutzt, in Workshops das Spannungsfeld zwischen Peripherie und Zentrum genauer in Augenschein zu nehmen.
(Eva Luise Roth)
Foto: Live dokumentiert wurde die Konferenz von Visualisierungs-Fuchs Volker Voigt. Foto LMR NRW