Am 03. Juli gab es bei einem Konzert im zakk in Düsseldorf die starken und ausdruckvollen Stimmen der beiden Sängerinnen Fatima Adeli und Naeimeh Rezaei zu hören, die aus dem Iran stammen und nun ihren Lebensmittelpunkt in Nordrhein-Westfalen haben. Das Programm umfasste Popsongs und landestypische Lieder. Musikalisch begleitet wurden die Sängerinnen bei ihrem öffentlichen Auftritt in der vollbesetzten Halle durch männliche Musiker - eine Situation, die im Heimatland Iran verboten ist und unter Strafe steht. Der kraftvolle Auftritt der Sängerinnen stand in starkem Kontrast zur Realität von Musikerinnen in deren Heimatland. Das Konzert war ein Fest der Lebensfreude und Freiheit, welches das iranische und deutsche Publikum mitriss und zum Tanzen und Mitsingen animierte.
Der verantwortlichen Projektleiterin Sableh Karinezhad gelang es bei diesem kurzweiligen und informativen Abend sehr anschaulich, auf die Unterdrückung von Musiker:innen im Iran und in Afghanistan hinzuweisen. Sie widmete diese Veranstaltung ihrem Herzensthema - der Situation von kreativen und emanzipierten Frauen im Iran und in Afghanistan - die dort in ihrem künstlerischen Wirken zur Unsichtbarkeit verdammt sind und ständige Repressalien zu befürchten haben. Vor allem in den westlichen Ländern ist wenig darüber bekannt, dass Frauen im Iran teilweise unter Lebensgefahr singen und Gefängnisaufenthalte riskieren.
In den ebenfalls geflüchteten iranischen Musikern der Band hat Sableh Karinezhad starke Verbündete gefunden, die sie tatkräftig dabei unterstützen, iranische Sängerinnen und deren künstlerische Arbeit in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Für die nahe Zukunft gibt es bereits Pläne für weitere Konzerte und Projekte. Das Engagement der Musiker Milad Mosadegh, Ardavan Hatami, Mohammmadreza Ehteshami, Alireza Naeimchabi, Navid Mohammadi, Saied Kia und Oliver Hakim trug maßgeblich zum Erfolg des Konzerts von Fatima Adeli und Naeimeh Rezaei bei.
Die Dezernentin für Kultur und Integration der Landeshauptstadt Düsseldorf, Miriam Koch, eröffnete die Veranstaltung. Sie ist eine weitere Verbündete aus dem großen Kreis der Unterstützer:innen dieses Projekts.
Yalda Yazdani gab Einblicke in das Leben von Musiker:innen im Iran und Afghanistan. Die iranische Musikethnologin forscht an der Universität Siegen über die Arbeit von iranischen und afghanischen Musikerinnen in ihren jeweiligen Heimatländern und engagiert sich für diese Zielgruppe. In teils sehr beklemmenden Interviews legten die Frauen ihre aktuelle Lebenssituation dar und berichteten, welch kreativen Wege sie finden, um musikalische aktiv zu sein. Die Interviews zeigten starke Frauen, die die Gefahr nicht scheuen und gesetzliche Vorgaben austricksen, um sich musikalisch artikulieren zu können. Musikvideos gaben einen Einblick in die vielfältige Arbeit der Frauen, die in der Regel im Verborgenen stattfindet, aber durch die Sozialen Medien zunehmend eine Öffentlichkeit vor Ort erreichen kann.
Das Projekt wird gefördert aus Mitteln des nordrhein-westfälschen Ministeriums für Kultur und Wissenschaft durch den Landesmusikrat NRW.
(Sandra Hoch)
Fotos: Auftritt Band (Landesmusikrat NRW) / Applaus Band, Sableh Karinezhad (sitzend Mitte) mit allen Projektmitwirkenden (Sableh Karinezhad); Fotos: LMR NRW.