Rund 300 Interessierte " Fachleute, darunter viele Verbandsvertreter, Politiker, Journalisten und 100 musizierende Kinder " verfolgten den "Tag der Musikpädagogik" in der Landesmusikakademie NRW in Heek. Die Veranstaltung der Landesmusikakademie NRW und des Landesmusikrats NRW sowie weiterer Partner in den Musikverbänden diskutierte die Landesprogramme im Schnittfeld von Kulturpolitik und Schule und zog eine erste Bilanz. Drohen "Jedem Kind ein Instrument", "Kultur und Schule" und die Projekte im Bereich des Offenen Ganztags den Musikunterricht in den Schulen zu ersetzen" Stehen die vielen Initiativen und Projekte einer grundlegenden Änderung in der Schulpolitik entgegen, die bittere Versäumnisse im Fach Musik dringend beheben müsste" Und ist es nicht höchste Zeit, auch in der frühkindlichen Musikpädagogik nicht nur Initiativen, sondern eine systematische Arbeit landesweit zu ermöglichen"
In drei Themenpodien zeichneten Fachleute ein überwiegend positives Bild. Die Landesprogramme und weiteren Initiativen und Projekte in der musikalischen Bildung erbringen nicht nur wichtige Ergebnisse in der praktischen Arbeit, sondern auch Erkenntnisse, die in grundsätzliche Änderungen in der Bildungspolitik und auch in eine neue Ausrichtung der Studiengänge an den Musikhochschulen münden können.
Ortwin Nimczik (Verband der Schulmusiker) hielt das Grundsatzreferat, in dem er vehement dafür warb, die Schule als Ausgangspunkt für alle Initiativen zu sehen, von dem aus alle Kinder erreicht werden und alle Initiativen ausgehen müssen, wobei er auch die Kooperationen mit den Musikschulen und den Laienmusikvereinen in der Bildungsoffensive begrüßte.
Das erste Podium beschäftigte sich mit den Landesprogrammen "Kultur und Schule" und "Jedem Kind ein Instrument" sowie der Musik im Schulunterricht. Ausgehend von einem Impulsreferat von Chris Schmidt-Hofmann (Musikreferat der Staatskanzlei NRW) und moderiert von Werner Wittersheim (WDR3) entstand ein Bild von Rahmenbedingungen, die von Schule zu Schule erheblich variieren, die aber viele neue Ansätze bergen.
Das zweite Podium fragte nach den Chancen, die die Ganztagsschule für die Musik bereit hält. Ralf Fleischhauer (Ministerium für Schule und Weiterbildung) hielt das Impulsreferat, in dem er die rasante Entwicklung der Offenen Ganztagsschule in NRW skizzierte. Die Expertenrunde lobte die Chancen, die der Nachmittagsbereich des Ganztags eröffnet, sah aber auch noch Handlungsbedarf zur Verbesserung der Rahmenbedingungen.
Das dritte Thema führte in die Kindertagesstätten und Familienzentren. Werner Beidinger (Universität Potsdam) hielt ein Plädoyer für eine qualitätsorientierte frühkindliche Musikpädagogik. Die Diskussionsrunde stellte einzelne Projekte und Initiativen vor, besonders "Kita macht Musik" der Bertelsmann-Stiftung und "Toni im Liedergarten" des Chorverbands NRW. Deutlich wurde, dass die Initiativen zur frühkindlichen Erziehung landesweit verbreitert werden müssen und dass die Ausbildung der Erzieherinnen verbessert werden muss. Mehrere Experten sprachen sich für ein Hochschulausbildung aus.
In seinem Schlusswort versprach Thomas Sternberg, kulturpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, sich dafür einzusetzen, dass die musischen Elemente an den Schulen nicht gekürzt bzw. in die Kulturförderung abgeschoben werden. Er warnte davor, die politische Unterstützung der Musikpädagogik mit Sekundäreffekten wie die Förderung von Disziplin, Konzentration und Durchhaltevermögen zu begründen. Vielmehr müsse die Musik selbst im Blick sein: "Wir werden uns dafür einsetzen, dass man mit Musik Leben bewältigen kann".
In einem "Projektmarkt" informierten die Verbände daneben über ihre musikpädagogische Arbeit an allgemein bildenden Schulen und in Kindergärten, der Chorverband NRW z.B. über "Toni im Liedergarten", der Volksmusikerbund über "Musikus", die LAG Musik über ihr Projekt "Musik und Bewegung", der Landesverband der Musikschulen über Modelle für den Offenen Ganztag in Bonn, über das "Monheimer Modell", das kostenfreien Instrumentalunterricht für alle Erstklässler vorsieht, über die Talentförderklasse Musik am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Hilden und das interkulturelle Projekt "Saitenspiel" an einer Hildener Hauptschule. Der Deutsche Tonkünstlerverband veranschaulichte in einer "erlebnisöffnenden Einheit" die Chancen musiktherapeutische Methoden beim Unterricht im Offenen Ganztag, und der Landessportbund NRW nahm die Gelegenheit wahr, die zusammen mit dem Landesmusikrat und dem Landesverband der Musikschulen auf den Weg gebrachten Modellprojekte "Sport und Musik" in der Offenen Ganztagsschule vorzustellen. Das Orchester des Clara-Fey-Gymnasiums Schleiden und das Orchester des Stadtgymnasiums Detmold sorgten für klingende Beispiele musikpädagogischer Arbeit.
Foto oben: Orchester des Stadtgymnasiums Detmold
Foto unten: Susanne Ackermann und Gudrun Neumann vom Landessportbund NRW präsentieren Modellprojekte im Offenen Ganztag zum Thema "Sport und Musik".