Das Jugendzupforchester NRW setzte sich unter Leitung von Christian Wernicke im RWE Pavillon der Philharmonie Essen mit dem Motto „Transit“ des Neue-Musik-Festivals NOW auseinander. Wernicke führte selbst durch das Programm und erläuterte die Bezüge zwischen Motto und Werken.
So ist Charles Avisons Concerto Nr. 5 die Bearbeitung einer Verwandlung von Originalen, letztlich von Sonaten Domenico Scarlattis aus dem Jahr 1744. Thomas Blomenkamps Werk "Melrhykonvar" geht von einer zarten Repetition des Tons a‘ aus und erobert sich Raum in jeder Hinsicht, einen größeren Ambitus, eine eskalierende Dynamik, komplexere Rhythmen und verfeinerte Spielweisen. Jürg Baurs "Kontraste" für Zupforchester verarbeiten im langsamen Satz eine niederländische Volksmelodie aus dem 16. Jahrhundert.
Christopher Grafschmidts "Cut" setzt schnittartig Musikfetzen und Zitate aneinander. Zitate Grafschmidts gelten „Black Sabbath“, Brubecks „Take Five“ und dem Volkslied „Oh, du lieber Augustin“. Manches andere wirkt nur zitathaft, ist aber neu komponiert, so auch die abschließende vokale und instrumentale Hommage an das Genre des Italowesterns.
Ganz neu ist Thomas Blomenkamps "The Wastes of Time" für Tenor und Zupforchester nach einem Sonett von Shakespeare. Es erklang im NOW-Festival als Uraufführung. Blomenkamp hat bereits in früheren Werken drei Sonette Shakespeares verarbeitet, dieses hier beschäftigt sich mit den Veränderungen eines Menschen durch das Geschehen der Zeit und mit der Vergänglichkeit. Eindrucksvoll sang es der Tenor Thomas Glagau und ebenso sensibel wie ausdrucksstark begleiteten ihn die Zupfmusikerinnen und -musiker. Das Werk ist ein Auftragswerk der Philharmonie Essen NRW, gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW.
rvz
Fotos: Christian Wernicke und Thomas Glagau mit dem Jugendzupforchester NRW im RWE Pavillon der Philharmonie Essen, im dritten Bild mit Komponist Thomas Blomenkamp (l.); Fotos: LMR NRW.