Am Abend des 20. April luden das Bundespolizeiorchester und Dirigent Gerd Herklotz zur Uraufführung von „A Gentle Giant“ des Grazer Komponisten Stefan Hakenberg nach Berlin-Kreuzberg. 2009 hatte der Landesmusikrat NRW das Werk in Auftrag gegeben. Zwei nordrhein-westfälische Bläserphilharmonien hatten nacheinander eine Uraufführung vorbereitet, dann aber abgesetzt. Umso gespannter durfte man auf die Interpretation der Berliner in der Heilig-Kreuz-Kirche Kreuzbergs sein.
Stefan Hakenberg lebte sieben Jahre in Alaska. Seine Komposition für symphonisches Blasorchester ist von Begegnungen mit Walen auf Kajaktouren in Südostalaska geprägt: Die Wale tauchen in seiner Musik auf, werden riesiggroß, tauchen ab, verschwinden kräuselndes Wasser hinterlassend, erscheinen schemenhaft unter der Wasseroberfläche. Ein Pulsieren durchzieht die Teile des Stücks und schafft Verbindungen, wo Blöcke gegeneinander zu stehen scheinen.
Das Bundespolizeiorchester und Herklotz haben das Werk souverän interpretiert. Mehr als die Hälfte der Mitglieder sind keine Polizisten, sondern Profiinstrumentalisten. Hakenberg konnte den langen Applaus nicht selbst genießen, denn er dirigierte zeitgleich eine seiner Opern in Salzburg.
Dazu gab es Werke von Camille Saint-Saëns, Jan Van der Roost, Ottorino Respighi, Boris Blacher, Charles Edward Ives, Josef Rixner, Astor Piazzola, Leonard Bernstein, George Gershwin und Paul Lincke. Zum Schluss erklang erfreulicherweise kein Marsch, sondern „Strangers in the Night.“ Am 17. Juni gibt es die nächste Aufführung, im Juli eine dritte.