Die Partitur, die in der Aula der Musikhochschule Münster entrollt wurde, war gut acht Meter lang. Ein Doppelsystem für zwei Flöten umrundet beidseitig das Papierband, zwei Helfer trugen die Partitur an zwei Stäben. Aileena Helmer und Carmen Flug interpretierten das „Lerchenlied“ für zwei Piccoloflöten von Oskar Gottlieb Blarr aus dessen Komposition „Animal triptic“.
Die ausdrucksvolle Interpretation der inszenierten und musikalischen Symmetrie Blarrs war nicht der einzige ungewöhnliche Auftritt in einer besonderen Wertung von „Jugend musiziert“: Die „Ensembles für zeitgenössische Musik“ sind ungewöhnlich zahlreich und ungewöhnlich einfallsreich in diesem Wettbewerb. Einige von ihnen haben sich Kompositionen auf den Leib schreiben lassen.
So schrieben Frank Zabel seine „Windschiefe Zeit“ und Stefan Thomas seine „Metal Skin Music“ für die Posaunistin Ann-Catherina Strehmel und den Schlagzeuger Christopher Abel. Zabels Werk erklang im Wettbewerb als Uraufführung, Thomas’ Komposition war bereits im vorgeschalteten Regionalwettbewerb in Lüdenscheid aus der Taufe gehoben worden.
Es ist bewundernswert, wie sehr sich die jungen Musikerinnen und Musiker auf die zeitgenösssische Musik einlassen. Die Blockflötistinnen Christina Franzke, Alicia Schmidt und Leonie Hilbig etwa setzten sich mit dem Werk „Dupuy Tren“ auseinander, in dem Mischa Käser einen Kampf mit dieser Krankheit vertont, die durch Knoten am Bindegewebe der Hand nicht nur das Musizieren unmöglich macht.
Rike Mersmann (Violine), Katharina Reffgen (Viola), Constantin Eitenauer (Horn), Annika Becker (Klavier) und Clemens Fieguth (Schlagzeug) boten eindringlich Bernd Hänschkes „Hommage à Debussy“, eine ebenso impressionistische wie in Teilen expressionistische Hohe Schule der Ensemblekunst, in der das Quintett mit bemerkenswerter Geschlossenheit agiert.
So viele Ensembles für zeitgenössische Musik sind es, dass ihre Kategorie die Aula der Musikhochschule von Sonntagmittag bis Dienstagabend in Beschlag nimmt – für die Jury unter Stephan Froleyks birgt dieser Parcours immer wieder neue Überraschungen.
Alle Wettbewerbsergebnisse sind unter <link http: www.jugend-musiziert.org landeswettbewerbe nordrhein-westfalen ergebnisse.html _blank>www.jugend-musiziert.org/landeswettbewerbe/nordrhein-westfalen/ergebnisse.html im Internet abrufbar.
rvz .
Fotos: Leonie Hilbig, Alicia Schmidt und Christina Franzke sowie Carmen Flug und Aileena Helmer am 28. März 2011 in der Musikhochschule Münster. Fotos: LMR NRW.