1. Podium zur kulturellen Vielfalt im Musikleben
Empört sei er über die Haltung der Europäischen Union gegenüber Afrika, bekennt Hans Lüdemann gegenüber Katerina Pavlakis. Die Union schottet sich ab und bewehrt ihre Grenzen gerade gegenüber Afrika. Für einen afrikanischen Musiker bedeutet es oft einen Hindernislauf sondergleichen, einer Einladung nach Europa nachzukommen.
Der Landesmusikrat richtete am 4. September im Dortmunder Solendo eine Podiumsdiskussion zum Thema "Weltmusik ohne Grenzen"" aus. Es diskutierten Ole Reitov (Stockholm, World Forum on Music & Censorship), Christine Merkel (Deutsche UNESCO) und Hans Lüdemann (Landesmusikrat NRW), moderiert von Katerina Pavlakis. Anlass war die Eröffnung des Weltmusikwettbewerbs "creole NRW", der bis zum 7. September im Solendo stattfindet. Welche Probleme haben international arbeitende Weltmusiker und wie steht es um den grenzüberschreitenden Austausch" Hans Lüdemann, Mitglied des Präsidiums des Landesmusikrats, aber vor allem umtriebiger Jazzpianist, der aus Afrika-Reisen viele Anregungen bezog, empfindet die mit den Visa verbundenen Auflagen oft als Zumutung. Nicht selten müssen Musiker mitten auf internationalen Tourneen zurück in ihr Heimatland, weil es Schwierigkeiten mit ihrem Visum gibt und diese Probleme nur vom Heimatland aus geregelt werden dürfen.
Ole Reitov empfiehlt den Ländern dringend eine Erhöhung ihrer Verwaltungskapazitäten im Konsulatsbereich, ferner die Einführung transparenter Visa-Verfahren und die eines "Artist Passports", der das internationale künstlerische Arbeiten erleichtert. Reitov spriccht für seine "FreeMuse Campaign", die gegen Zensur in der Musik und gegen die Beschränkungen des internationalen musikalischen Austauschs arbeitet. Ausgangspunkt war die 1st World Concerence on Music Censorship im November 1998 in Kopenhagen. Aus ihr ging die Gründung von FreeMuse (Freedom of Musical Expression) - the World Forum on Musical Censorship noch 1999 hervor. Seit 2000 informiert die Website www.freemuse.org über die globale Musikzensur und die Verhinderung von Künstlerreisen.
Christine Merkel fordert, dass alle Konsolatsangehörigen einmal die Rolle von antragsstellenden Musikern einnehmen und die entsprechenden Mühlen der Behörden durchlaufen müsste. Das Mindeste aber sei ein Austausch der Praktikanten von Konsulaten und Musikagenturen. Merkel sieht aber auch Licht am Horizont. Im November 2007 verabschiedete der europäische Rat eine Mitteilung zur europäischen Kulturagenda in einer globalisierten Welt. Er übergab drei Hausaufgaben an drei Arbeitsgruppen, die sich seit drei Monaten den Themen widmen: Kulturelle Bildung zusammen mit Mobilität der Künstler, die Kulturwirtschaft und die Umsetzung der UNESCO-Konvention zur kulturellen Vielfalt. Von der ersten Arbeitsgruppe erhoffen sich viele Impulse, die zu einer Erleichterung der Mobilität der Weltmusikkünstler zumindest innerhalb Europas führen.
Robert v. Zahn
Foto oben: Podiumsdiskussion mit Christine Merkel, Katerina Pavlakis, Ole Reitov (v.l.n.r.)
Foto Mitte: Birgit Ellinghaus eröffnet die "Creole NRW 2008" in Dortmund
Foto unten: Instrumentenmarkt im Hafen
<link fileadmin user_upload stumpf weltmusik_panels_2008.pdf _blank>Berichte über die vier Podiumsdiskussionen zur musikalischen Vielfalt, 4.-7.9.2008 in Dortmund (PDF-Datei, 90 KB) ...