Gisela Gronemeyer, geb. am 3. Juni 1954 in Sögel/Emsland, starb am vergangenen Ostersonntag. Die Expertin für Neue Musik hat der musikalischen Avantgarde ihr Leben gewidmet. Schon zu Schulzeiten journalistisch aktiv und an der Blockflöte musizierend, studierte sie in Göttingen Musikwissenschaft, Germanistik und Publizistik. Ihre ersten Sendungen für den Deutschlandfunk machte sie als Praktikantin in den späten 1970er Jahren, schrieb dann für den Kölner Stadt-Anzeiger über Aufführungen Neuer Musik.
1983 gründeten sie und ihr Mann Reinhard Oehlschlägel die Zeitschrift MusikTexte, die bis auf den heutigen Tag ein wegweisendes Meinungs- und Wissensforum für Neue Musik ist. Über unzählige Komponistinnen und Komponisten, die späterhin international bekannt wurden, erschienen in den MusikTexten schon früh Grundlagenartikel, Diskurse über deren Ästhetik und auch Notenblätter. Zur Zeitschrift kamen viele Buchpublikationen in der Reihe Edition MusikTexte hinzu. Viele Künstlerinnen und Künstler wurden durch Beiträge in den MusikTexten der europäischen Szene bekannt, viele Aktive der Szene erhielten durch die Texte wichtige Anregungen für ihre Arbeit. Die Kölner Wohnung von Gronemeyer und Oehlschlägel wurde zum Treffpunkt der internationalen Avantgarde.
1998 begründeten Gisela Gronemeyer und die Pianistin Deborah Richards ausgehend von einem dreitägigen Festival in Köln die Konzertreihe Frau Musica (nova), die in vielen Konzerten Komponistinnen der Zeit vorstellte und dabei vor allem mit dem Deutschlandfunk zusammenarbeitete. Verbunden war das Festival mit einem von Martina Homma konzipierten Symposium, das vom Frauenkulturbüro NRW veranstaltet wurde und dessen Kongressbericht „Frau Musica (nova) – Komponieren heute /Composing today“ mit Unterstützung des Landesmusikrats und des Kulturministeriums NRW erschien. 2013 übernahm das Zepter von Frau Musica (nova) die Komponistin Brigitta Muntendorf.
Über Frau Musica (nova) e.V. war Gisela Gronemeyer auch im Landesmusikrat NRW vertreten. In der Arbeitsgemeinschaft der Delegierten der Verbände für Musik in Beruf, Wirtschaft und Medien vertrat sie die Interessen der Neue-Musik-Szene und speziell der Komponistinnen. Durch ihre zurückhaltende, aber eindringliche und überaus kenntnisreiche Gesprächsteilnahme war sie im Dachverband beliebt und respektiert.
(Robert v. Zahn und Heike Stumpf)