Am 6. und 7. Februar 2020 fanden sich in der Repräsentanz der Robert-Bosch-Stiftung in Berlin rund 100 Personen zusammen, um ein neues Netzwerk rund um die frühkindliche kulturelle Bildung aus der Taufe zu heben. Dem voran gegangen waren intensive Vorbereitungen im Laufe des letzten Jahres. Die Initiatorinnen aus der Robert-Bosch-Stiftung und der Bertelsmann-Stiftung luden eine Gruppe von 20 Teilnehmenden nach Berlin ein, um eine Denkwerkstatt zur Vorbereitung des Netzwerks und der Kick off Konferenz zu gründen. Die Mitglieder der Gruppe stammen aus unterschiedlichen Kultursparten und vertreten Institutionen, Vermittlungstätigkeit, Kitas, freie Kunst und auch Forschung und Hochschulen. Initiatorinnen waren Julia Teek (Senior Projektmanagerin Gesellschaft bei der RBS), Natalie Kronast (Projektmanagerin Kunst & Spiele), Anke von Hollen (Projektmanagerin Bertelsmann Stiftung) und Ute Welscher (Senior Projektmanagerin Bertelsmann Stiftung).
Nach anfänglicher Irritation über die Rollen und die Gründe für die Einladung zur Denkwerkstatt, die dank der höchst fundierten Moderation von Tina Gadow (Kessels&Smit) rasch überwunden war, begann eine intensive Zusammenarbeit, die auch zwischenzeitlich per Telefonkonferenzen und Mail in Arbeitsgruppen an Themen wie dem Selbstverständnis, der Zielstellung, der Trägerschaft des Netzwerks und der Vorbereitung der Kick-off-Veranstaltung 2020 arbeiteten. An insgesamt fünf Tagen wurde gemeinsam gedacht und gearbeitet. Für mich war es ein schönes Erlebnis, in dieser spartenübergreifenden Denkwerkstatt-Gruppe mitzuwirken.
Die Einladungen für die Tagung wurden auch durch die Mitglieder der Denkwerkstatt möglichst weit gestreut, daraufhin gab es weitaus mehr Anmeldungen als Plätze zur Verfügung standen. Als Träger für das zu gründende Netzwerk entschieden sich die Mitglieder der Denkwerkstatt nach ausführlicher Diskussion für die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung. Das Netzwerk soll als eigenständiges Projekt an die DKJS (Geschäftsstelle Berlin) angebunden werden, die Robert Bosch Stiftung stellt für die ersten beiden Jahre eine Anschubfinanzierung zur Verfügung. Ziel des Netzwerk ist es, die kulturelle Bildung im frühen Kindesalter zu stärken und Teilhabechancen zu verbessern.
Innerhalb der Tagung waren sowohl die o.g. Stiftungsmanagerinnen als auch die Denkwerkstatt-Mitwirkenden als Gastgeber tätig, die aktiv alle Ankommenden einander vorstellten und vernetzten. Nach einer Begrüßung durch die Bosch-Stiftung, die Stiftung Brandenburger Tor und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung war der erste Vormittag dem Kennenlernen und einem Einblick in die Vorarbeit der Denkwerkstatt gewidmet. Es folgten Arbeitsgruppen, „Topic Cafés“ genannt, die sich aus einer gemeinsam mit allen Teilnehmenden durchgeführten Themensammlung ergaben. Hochkonzentriert und bestens moderiert durch Tina Gadow wurden von fast 100 Anwesenden 10 Fokusthemen erarbeitet. Darunter waren unter anderem die Qualität frühkindlicher kultureller Angebote, die Struktur des Netzwerks, Ausbildung, Fort- und Weiterbildung, Politischer Impact, Elternarbeit. Es wurden keinerlei spartenbezogenen Arbeitsgruppen gebildet.
Ziel dieser Themengruppen war die mögliche Gründung von Arbeitsgruppen auch über die Tagung hinaus. Am zweiten Tag änderte sich der Fokus mancher AGs, die dann zum Abschluss der Tagung jeweils einen Ansprechpartner und zukünftige Vorhaben präsentierten. Als Inspiration dienten vorbereitete Fragen, die innerhalb der „Topic Cafés“ beantwortet wurden. Darunter empfand ich zwei Fragen als sehr hilfreich für die Orientierung innerhalb der Arbeitsgruppe: „Was ist eure Forschungsfrage?“ Und am zweiten Tag: „Welches Experiment wollen wir – bezogen auf die Forschungsfrage – umsetzen?“.Beide Fragen leiteten immer wieder zu realen Vorhaben und weg von allgemeinen Statements.
Am Vormittag des zweiten Tags wurde ein Impulsvortrag „Über gute Netzwerke“ durch Hinnerk Hansen eingefügt, der als Strategic Advisor am International Alumni Center der Robert Bosch Stiftung in Berlin wirkt. Er betonte, dass bei Gründung eines Netzwerks die Klarheit der Intention, Offenheit bei der Ausgestaltung und die Kraft der Einladung entscheidend wären. Im Anschluss besteht die Kunst darin, die Spannung zu halten, Leichtigkeit zu bewahren, Strukturen zu schaffen und dennoch Möglichkeiten zu geben und das Vertrauen zu haben, dass sich eine Kultur entwickelt. Im Alltag der Netzwerkarbeit sei es wichtig, Haltung zu zeigen, Prinzipien zu befolgen, Vertrauen zu geben und auch loslassen zu können. Sehr wichtig sei es, gerade zu Anfang das Prinzip der Wertschätzung hochzuhalten, um Netzwerkwachstum zu ermöglichen. Hansen ist Mitverfasser eines (englischen) Buches zur Gründung von Netzwerken: „Addressing Grand Challenges Collectively - A brief introduction to Impact-oriented Networks“. Es steht zum Download zur Verfügung: https://www.researchgate.net/scientific-contributions/2123974673_Hinnerk_Hansen
Am ersten Abend der Tagung wurde im Foyer der Komischen Oper das Buch „Positionen Frühkindlicher Kultureller Bildung“, durch 10 der insgesamt 50 Autoren vorgestellt. Es wurde herausgegeben durch die Robert Bosch Stiftung und enthält Beiträge u. a. von Wassilios E. Fthenakis, Thomas Krüger, Vanessa-Isabelle Reinwand-Weiss, Christian Rittelmeyer, Irene Sieben, Manos Tsangaris und Michael Wimmer.
Über die Struktur des Netzwerks Frühkindliche Kulturelle Bildung, die bis zur Tagung bereits organisiert wurde, informierte die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung durch Andreas Knoke. Das Netzwerk ist bereits jetzt auf einer (provisorischen) Website zu finden: https://www.dkjs.de/netzwerk-fkb/ und unter folgender Mailadresse zu erreichen: netzwerk-fkb@dkjs.de
Abschließend wurde verabredet, in AGs weiter zusammen zu arbeiten, im vierten Quartal 2020 soll eine erneute Netzwerktagung stattfinden. Neue Institutionen und Personen sind herzlich eingeladen, ab sofort im Netzwerk Frühkindliche Kulturelle Bildung mitzuwirken!
Link zur Pressemitteilung zur Netzwerkgründung:
https://www.dkjs.de/aktuell/meldung/news/mehr-kultur-fuer-die-juengsten-bundesweites-netzwerk-fruehkindliche-kulturelle-bildung-in-berlin-gegr/
Antje Valentin, 13.02.2020
Fotos: Netzwerkbildung in der Repräsentanz der Robert-Bosch-Stiftung in Berlin am 6.-7. Februar 2020; Fotos: LMA NRW