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Frau Musica (nova)Komponieren heute / Composing today
Köln, 28.-30. Oktober 1998

hrsg. von Martina Homma

Zeitgenössische Musik gehört nicht gerade zu den Lieblingsthemen der Musikwissenschaft, und von Frauen komponierte Werke zumal haben wenig Aussicht, ernsthaft analysiert und diskutiert zu werden. So füllte das Kölner Symposion Frau Musica (nova) eine Lücke, die schon viel zu lange bestand und viel zu groß geworden war, als daß eine Konferenz mit einer einzigen übergeordneten Fragestellung auch nur einen Teilbereich einigermaßen hätten abdecken können. Daher stand bei der Planung ein Konzept im Vordergrund, das schlaglichtartige einzelne Aspekte herausstellte und dabei mehrere Themenbereiche ansprach: Grundsatzfragen, nationale Kulturen und Traditionen, individuelle Biographien sowie die Analyse herausragender Einzelwerke.

Ein Tag des Symposions galt der analytischen Beschäftigung mit einzelnen Werken von Komponistinnen wie A. Hölszky, G. Bacewicz, M. Ptaszynska, K. Saariaho und von S. Gubaidulina.

Biographische Beiträge befaßten sich mit der russischen Komponistin G. Ustwolskaja und der amerikanischen Komponistin R. Crawford Seeger, die in den 20er / 30er Jahren zur europäischen wie amerikanischen Avantgarde gehörte und doch ihr Schaffen über Jahrzehnte völlig aufgegeben hatte.

Mit nationalen Perspektiven und Traditionen befaßten sich Beiträge u.a. über Komponistinnen aus Lateinamerika, den USA, Rumänien, Aserbaidschan und Polen. Wie erfahren wir Musik von Künstlerinnen, die sich zwischen zwei Traditionen und Kulturen bewegen, wie wirkt sich eine solche Erfahrung der Komponistinnen auf ihre Musik aus ? Auf welche Weise assimiliert die in Deutschland lebende Koreanerin Y. Pagh-Paan Momente traditioneller koreanischer Musik? Wie entsteht und klingt neue Musik von Frauen aus einem Land, von dessen Kunstmusik sie auch als Musikerinnen bis in unser Jahrhundert hinein völlig ausgeschlossen waren? Wie finden asiatische Frauen in den USA zu ihrer eigenen Stimme als Komponistin?

Welche individuellen kompositorischen Konzepte wurden von europäischen Komponistinnen entwickelt? Ein weiterer Beitrag zeigte Pionierleistungen von Frauen auf dem Gebiet der Musiktechnologie auf.

Wie wird eine Komponistin als Frau wahrgenommen – von der Öffentlichkeit und von sich selbst? Spezialistinnen aus Skandinavien gingen dieser Frage aufgrund von (feministischer) Literaturtheorie und anhand von Beispielen junger Komponistinnen nach. Wie stellt sich die Situation von Komponistinnen heute dar, wie werden sie von der Musikforschung wahrgenommen? Diese und weitere Grundsatzfragen wurden in den übergreifenden Beiträgen angesprochen.

Patricia Adkins Chiti: Tangible and Intangible: Women’s Contribution to Music and Culture - Thomas Beimel: Myriam Marbe und das Problem der Zeit - Ute Büchter-Römer: Adriana Hölszkys Bremer Freiheit – Singwerk auf ein Frauenleben ... - Danuta Gwizdalanka: Is there a problem? Women Composers and Musicologists in Poland - Maria A. Harley: Composing in Color: Marta Ptaszynska’s Liquid Light - Regina Himmelbauer: Zur akusmatischen Musik von Gabriele Proy - Elizabeth Hinkle-Turner: Lady Ada’s Offspring. Some Women Pioneers in Music Technology - Martina Homma: „In gewohnter Umgebung“ – Zur Arbeit von Carola Bauckholt - Allison Adah Johnson: The Emerging Voices of North American Asian Women Composers - Pirkko Moisala: Decentering the term ‚women composer‘ - Margaret Myers: Karin Rehnqvist and her reception - Inna Naroditskaya: Gesehen und gehört werden: Komponistinnen in Aserbaidschan - Graciela Paraskevaidis: On Women and Composing in Latin America - Dorothea Redepenning: Der Sonnengesang des Heiligen Franz von Assisi. Sofija Gubajdulinas drittes Cellokonzert - Tatjana Rexroth: Zum Schaffen von Galina Ustwolskaja - Eva Rieger: Gender und Kultur. Ein kritischer Blick auf die Situation der Komponistin heute - Ivanka Stoianova: Kaija Saariaho –spektrale Komposition und symphonisches Denken - Judith Tick: The Legacy of Ruth Crawford-Seeger - Eva Weissweiler: Zwanzig Jahre Frauenmusikforschung - Steffen Wittig: Once more about ‚Self-Quotation in the Music of Grazyna Bacewicz’ - Claudia Maria Zey: Younghi Pagh-.Paan: „Das Eigene und das Fremde“.

Diese Publikation wurde unterstützt vom Landesmusikrat NRW e.V. und vom Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen

Sinzig: Studio, 2000

ISBN 3-89564-066-2, 368 S. mit Abb., EUR 18,-

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