„Was zum Glücke uns fehlt“ war das Motto des diesjährigen Projekts des Beschwerdechors. Etwa einhundert Sängerinnen und Sänger boten in der Philharmonie im Rahmen der Kölner Musiknacht ihr neues Werk, das viele Dutzende von Beschwerden vertont. Arbeitslosigkeit, Raucher, das Schulwesen und Bedienungsanleitungen waren nur einige der Themen, die mit großer Lust am Singen angegangen wurden.
Wilfried Kaets und Dietmar Bonnen haben das Werk komponiert und den Chor einstudiert, Dietmar Bonnen leitete die Aufführung. Den Choristen zur Seite stand ein achtköpfiges Instrumental-Ensemble, das „ensemble de plainte“, das Musiker aus fünf Nationen vereinigt: Alexej Ajgi (Violine), Bassem Hawar (Djoze), Erdal Aslan (Saz, Baglama, Gesang), Gagga Deistler (Gitarre), Lothar Burghaus (Bassklarinette, Baritonsaxophon), Michael Pape (Schlagzeug), Roman Fuchß (E-Bass) und Saad Thamir (Gesang, Perkussion). Erdal Aslan und Saad Thamir brachten auch selbst Beschwerden in die Aufführung ein.
Ein besonders beeindruckender Teil des Werks übernimmt arabische Stilistika bei der Vertonung einer Beschwerde über die Automatik der Gesellschaft, die Ohnmacht nach einem Amoklauf in der Schule in die Vergrößerung der Verantwortung bei den Lehrern zu ventilieren (Erdal Aslan). Den Stilübernahmen folgte ein italienisch geprägtes Solo, das Lino Falbe aus dem Chor bravourös vortrug, worauf die arabische und italienische Partie eng geführt würden und der Chor mit Einwürfen kommentiert.
Wenn auch klamaukhafte Beschwerden nicht fehlten, war der Chor insgesamt ernsthafter als 2008 und verzichtete auf Mitmach-Aufforderungen ans Publikum. Das „ensemble de plainte“ trieb ihn oft mit harten Rhythmen voran und ließ keine kölsche Harmonieseligkeit zu. Ein gelungener Auftritt, dem lange applaudiert wurde.
Das Projekt von Landesmusikrat NRW und KölnMusik wurde vom Ministerpräsidenten des Landes NRW gefördert. Die Organisation lag bei Hedwig Otten. Die Beschwerden können nachgelesen werden auf <link http: www.beschwerdechor.de>www.beschwerdechor.de.
rvz
Foto: LMR NRW.