David Sarazhynskyi und Noah Reis-Ramma eröffneten die Jubiläumsfeier 25 Jahre Gesellschaft der Freunde und Förderer der Landesmusikakademie NRW im Nienborger Konzertsaal mit Mozarts Violinsonate KV 301. Und sie eröffneten mehr als eine Routine-Geburtstagsfeier: Seit einem Vierteljahrhundert profitieren die Akademie und ihre Gäste vom Engagement der Fördergesellschaft. Nicht nur, dass wesentliche Teile des Bibliotheksbestands und der Musikinstrumente bin hin zum Konzertflügel von ihr finanziert sind, auch bei der Einführung neuer Lehrgangs- und Workshopformate ging sie oft in Vorleistung und beim neuen Erweiterungsbau der Akademie dient sie mit anderen als Geburtshelfer.
So kam zum Jubiläum eine illustre Schar im Konzertsaal der Akademie zusammen. Oliver Keymis versicherte als Vizepräsident des Landtags den Anwesenden das Interesse der Landespolitik an der Akademie. Und Thomas Baerens vom Kulturministerium gratulierte der Fördergesellschaft im Namen von Ministerin Ute Schäfer. Das Ministerium sah die Gesellschaft schon oft und gerne als Partnerin bei gemeinsamen Vorhaben.
Das Engagement über 25 Jahre hinweg erfolgte unter wechselnden Rahmenbedingungen, die Flexibilität vom Vereinsvorstand erfordern. Reinhard Knoll, Vorsitzender des Trägervereins der Akademie, wies darauf hin, dass allein schon die unterschiedliche Arbeitsweise und Zielrichtung der beiden bisherigen Akademiedirektoren Ernst Leopold Schmid und nun Antje Valentin diese Flexibilität auf die Probe stelle. Sich ändernde Anforderungen in Vereinsrecht und Spendenpraxis sowie Co-Finanzierungen mit EU-Partnern kommen hinzu. Dabei ist neben der Flexibilität gleichzeitig Ausdauer gefordert. Der derzeit fertig werdende Bau – die Nienborger „Alte Schule“, zugleich „Haus 8“ der Akademie – fordert die Tugenden der Ausdauer und der Verlässlichkeit im besonderen Maße. Dass die Eröffnung noch in diesem Sommer stattfinden soll, zeigt, dass die Tugenden hinreichend durchsetzungsfähig sind.
Seitdem Karl Feldhaus, heute Ehrenvorsitzender der Landesmusikakademie, in den späten 1970er Jahren für den Erhalt des „Langen Hauses“ in Nienborg eintrat und damit verbunden landesweit für die Errichtung einer Landesmusikakademie trommelte, reißt das ehrenamtliche Engagement für das besondere musikalische Ausbildungsangebot für NRW nicht ab. Feldhaus und seine Freunde mussten viele Skeptiker davon überzeugen, dass Heek-Nienborg als kleine Gemeinde im Westmünsterland der richtige Ort für eine Landesakademie ist. An diese Überzeugungsaktionen und die ersten Taten der entstehenden Fördergesellschaft erinnerte nun Georg Kindt in einer Retrospektive.
Längst schon darf die Akademie als konsolidiert und als Erfolgsmodell angesehen werden. Gleichwohl werden die Schatztruhe der Fördergesellschaft und ihre Verbindungen zu Geldgebern kaum weniger strapaziert. Konzertflügel kann man nicht aus einem regulären Jahresetat heraus kaufen und auf der Bühne des Jubiläums-Festakts standen gleich zwei: Ein Steinway und ein Grotian Steinweg, ersterer finanziert von der Gesellschaft, beide hinreißend gespielt vom Duo Nina Gurol und Georg Razumovskij mit Mozart zu vier Händen und zum triumphalen Abschluss mit Rachmaninoffs Suite Nr. 2 für zwei Klaviere.
Akademiedirektorin Antje Valentin hatte die Ensembles des Festakts durch den Kammermusikkurs „Jumuku15“ in Heek kennengelernt. Landesmusikrat und Verein zur Förderung von Landesjugendensembles coachen in diesem Kurs alljährlich Preisträger-Ensembles aus dem Landeswettbewerb Jugend musiziert NRW für den Bundeswettbewerb. Kammermusik wird in der Landesmusikakademie groß geschrieben, und bei den Anforderungen an Instrumenten und Literatur steht die Fördergesellschaft zur Seite. Nicht minder wichtig ist ihr Einsatz für neue Lehrgangsinhalte, wie Antje Valentin mit einem Einblick in die Akademiearbeit erläuterte.
Neue Lehrgänge zur Pädagogik, dabei auch der neue Baglama-Zertifikatslehrgang für private Baglama-Lehrer, die an öffentlichen Musikschulen unterrichten wollen, der Workshop Bigbandleitung, Lehrgänge zur Seniorenarbeit oder zur Arbeit mit Kindern unter drei Jahren – die Fördergesellschaft schiebt finanziell an, was noch ungesichert erscheint. Bemerkenswert, dass fast alle Beispiele Valentins dem Zeitraum allein der beiden gerade vergangenen Wochen entstammten. Die Fördergesellschaft kümmert sich notfalls auch um nordrhein-westfälische Landesjugendensembles und erwarb einmal Instrumente für das Landesjugendorchester.
Formal gehören die Landesjugendensembles nicht zur Akademie, sondern zum Landesmusikrat und seinen Partnereinrichtungen. Doch in einer der Partnereinrichtungen, dem Verein zur Förderung von Landesjugendensembles NRW, ist die Fördergesellschaft im Vorstand vertreten, denn die Ensembles sind gerne in Heek. Neben dem Landesjugendorchester NRW spielt vor allem die Junge Bläserphilharmonie NRW regelmäßig in Nienborg, wie Raimund Pingel, Vorsitzender der Fördergesellschaft, mit Stolz herausstellte. Die Musiker kommen gerne, denn, so Pingel, die Atmosphäre stimme hier.
Zum Ende des Festakts gab es, wie es sich gehört, ein Geschenk: Hubert Steinweg, ehemaliger Gemeindedirektor, setzt sich seit 25 Jahren für die Gesellschaft als Geschäftsführer ein. Antje Valentin, Reinhard Knoll und Raimund Pingel dankten ihm mit einer kleinen alkoholischen Gabe. Nach dem Applaus zogen die Besucher zu einer Führung durch „Haus 8“, das gegenüber der Nienborger Kirche und dem Dozentenhaus gelegen ist und in seinem Erdgeschoss schon abgedeckte Stapel von Orchesterstühlen und damit Musikakademie-Geist birgt.
rvz
Fotos: Oliver Keymis begrüßt die Gäste der Jubiläumsfeier im Konzertsaal der Landesmusikakademie NRW am 14. Juni 2015; David Sarazhynskyi und Noah Reis-Ramma; Antje Valentin; Nina Gurol und Georg Razumovskij; Thomas Baerens begrüßte seitens des Kulturministeriums; Antje Valentin und der Vorsitzende der Fördergesellschaft Raimund Pingel vor Haus 8; Fotos: LMR NRW.