Gestern Abend ging der fünftägige Landeswettbewerb Jugend musiziert zu Ende. Die 1.100 Teilnehmer sind abgereist, das Wettbewerbsbüro geschlossen, die Easy-Displays eingerollt, die Jurys erleichtert in ihre Fahrzeuge gestiegen. Der Studienbetrieb an der Musikhochschule Detmold nimmt unbehelligt neue Fahrt auf, und in den Detmolder Hotels gibt es wieder freie Betten. Musikhochschule, Musikschule, Verein Sezession und weitere Detmolder Stätten waren großartige Gastgeber, Wettbewerbsleiter Christian de Witt kündigte Bürgermeisterin Christ-Dore Richter an, dass Jugend musiziert NRW in einigen Jahren gerne wiederkommen wird.
Die Jurys haben 326 Erste Preisträgerinnen und Preisträger in den Bundeswettbewerb weitergeleitet. Ein guter Teil von ihnen spielt in Ensembles. Schwerpunkte der Weiterleitungen sind Ensembles für Alte Musik, Ensembles mit Harfen und Vokalensembles mit drei bis sechs Sängerinnen und Sängern. "Es ist sehr erfreulich, dass die in Nordrhein-Westfalen seit Jahrzehnten breit verankerte Bewegung zur Interpretation Alter Musik in authentischer Praxis auch zu einer sehr aktiven Nachwuchsarbeit geführt hat," stellt Wettbewerbsleiter Christian de Witt fest.
Die gesamten Ergebnisse sind abrufbar unter <link http: www.jugend-musiziert.org fileadmin user_upload laender ergebnisse20160308.pdf>www.jugend-musiziert.org/.../Ergebnisse20160308.pdf
An einem Abend des Landeswettbewerbs sind Jahr für Jahr die KiRaKa-Redaktion und ein Ü-Wagen des WDR-Hörfunks zu Gast. Diesmal zeichneten sie am 5. März im Konzertsaal der Musikhochschule ausgewählte Leistungen aus der Altersgruppe 2 des Wettbewerbs auf. Isabel Hecker moderierte durch den Abend und befragte die jungen Musikerinnen und Musiker im Alter von zehn bis zwölf Jahren auf der Bühne. Zu Beginn erläuterte der Vertreter der Sparkasse Paderborn-Detmold Tosten Kahr das Engagement der Sparkasse, die schon seit langem für den Wettbewerb fördernd eintritt. Er glaubt an den Wert der musischen Bildung, und die Leistungen der Jüngsten sind ihm stets eine besondere Freude. Gleich die ersten Interpreten, der Akkordeonist Nikolay Kiuila mit Jürgen Schmieders "Modern Tunes" und der Schlagzeuger Sebastian Schaffer mit Ludo Claesens "Warming Up" enttäuschten ihn da nicht und sie versetzten auch das Publikum im Konzertsaal der Musikhochschule Detmold in Begeisterung.
Die Marimba-Spielerin Carlotta Luise Oltmanns erläuterte der Moderatorin, was sie mit den vier Schlägern in den Händen anstellt – es müssen nicht immer vier Töne zugleich sein. Nach ihrer nüchternen Erklärung erwartete man kaum den Wirbelwind, den sie dann mit Eckhardt Kopetzkis "Bottom Line" entfesselte.
Für die Altersgruppe 2 kamen erstaunlich viele Unterrichtsjahre zusammen: Katharina Jäger etwa spielt seit siebeneinhalb Jahren Akkordeon. Sie hört gerne Tangos und klassische Musik und ein wenig Tangogestik scheint auch in ihre Interpretation von Cimarosas Sonate C-Dur zu gleiten. Die Pianistin Miriam Görzen steht seit sechs Jahren immer wieder auch auf der Bühne. Ist sie noch nervös? Sie stellt sich vor, dass das Publikum verschwunden ist, erklärte sie Isabel Hecker im gut gefüllten Konzertsaal.
Für manche der Altersgruppe ist es bereits das zweite Instrument, das sie lernen: Miriam Görzen lernt neben dem Klavier die Trompete. Die muss nur dann zurückstehen, wenn ein Wettbewerb mit Klavierspiel ansteht. Hannah Fürstenberg wechselte von der Blockflöte zur Querflöte, was eine erhebliche Umstellung war, wie sie berichtete. Mit Miriam Görzen spielte sie das Andante cantabile eines Nocturnes von Franz Hünten. Instrumentenbauprofis waren auch dabei: Michelle Blankenagel und Theresa Hill beschrieben die Konstruktion ihrer Harfen fachmännisch. Und Theresa stellte eine himmelblaue Harfe auf die Bühne, die beim Publikum Aufsehen erregte. Als Duo spielten sie Bernard Andrès Allegretto-Satz aus "Dyades".
Die Streichervirtuosität durfte nicht fehlen: Die Cellistin Hannah Franziska Bednarz und die Pianistin Sunher Kim-Nußbeck interpretierten eine Tarantelle von Daniel van Goens mit einer erstaunlichen Inbrunst. Hannah kommt aus einer Musikerfamilie mit etlichen Geigern und hat das Violoncello nur gewählt, weil ihr die Violinen zu hoch klingen. Aliena Krull hingegen spielt Geige, weil ihr Vater Geigenlehrer ist, wie sie lakonisch erklärte. Später möchte sie Medizin studieren, nicht Musik. Das hielt sie nicht davon ab, das Allegro moderato aus dem Concertino a-moll von Jean Babtiste Accolay mit rasendem Strich und kühner Phrasierung anzugehen, superb begleitet von Yuko Yamakata.
Auch größere Ensembles bildeten die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Alessia Baumgart, Sanantha Hebben, Erik Tutsch und Paulina Heinrichs formten ein Gitarrenquartett, dessen besondere Tugend Samantha so beschrieb: "Wenn jemand einen Fehler macht, dürfen die anderen nicht sauer sein, weil wir ein Team sind." Sie spielen ein "Ronde mit Hupfauf" von Tilman Susato. Ein funktionierendes Team bildeten auch Pia Bonnet, Pauline Jünger, Luise Rottland, Franziska Lindt und Roman Alert: An fünf Harfen spielten und rezitierten sie Claude-Henry Jouberts "La Princesse et la ramoneur". Vor sich hatten sie ihr Maskottchen aufgebaut, Molly, ein Stoffschaf, erworben in Detmold. Auch dafür ist ein Landeswettbewerb gut.
Der Wettbewerb "Jugend musiziert NRW“ steht unter der Schirmherrschaft der Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW und wird vom Land Nordrhein-Westfalen und von den nordrhein-westfälischen Sparkassenverbänden. In diesem Jahr förderten zudem die Stadt Detmold und die Sparkasse Detmold.
rvz
Fotos: KiRaKa-Konzert im Konzertsaal der Musikhochschule Detmold: Roman Alert, Luise Rottland, Franziska Lindt; Carlotta Luise Oltmanns am Marimbaphon; Moderatorin Isabel Hecker und Sparkassenvertreter Torsten Kahr; In der Wertung der Harfen-Ensembles: Juryvorsitzende Antje Valentin und die Harfenistinnen Linda Zachau und Annika Ida Mengelkamp im Gartensaal der Musikhochschule Detmold; Fotos: LMR NRW.