Nach einer Musik für die Zukunft, die zeitlos ist und sich weder in klassisch noch modern einordnen lässt, sucht das 8. Ambientfestival „Zivilisation der Liebe“ mit dem Motto IN ÆTERNUM (lat.: in Ewigkeit). Das Festival zelebriert an vier Tagen ein eigenes Musik- Genre an den Schnittstellen von Neo-Klassik und Neo-Elektronik und Neuer Musik: über Gitarre, Cello bis hin zum Klavier, von elektronischer Rauminstallation bis zu Orgel-Ambient ist die Elite der aktuellen Klangkunst vertreten - so international und hochkarätig wie nie zuvor. Gemeinsam ist den Festivalkünstlern, dass sie alle an einem pathetischen Sound für die Zukunft basteln. Ob elektronisch oder klassisch erzeugt, für die Musik des 8. Ambientfestivals gilt: sie ist beständig sowie voller Schönheit und Schmerz zugleich. Ein Plädoyer für die ewige Liebe – zur Musik!
Das Eröffnungskonzert „Past“ am Donnerstag beginnt rein elektronisch. Eingeladen sind zwei der bekanntesten Ambientgrößen: der Niederländer Rutger Zuydervelt bekannt als Machinefabriek, der mit Oszillatoren und Frequenzortungsgeräten Musik erzeugt, und Thomas Köner, ein Multimedia-Künstler ersten Ranges, der im Kirchenraum mystisch-dunkle Klanglandschaften kreiert.
Der Freitag zelebriert mit dem Titel „Present" Experimentalmusik der Gegenwart. Den Anfang macht der Engländer Simon Scott, indem er die Kirchenorgel als Resonanzkörper benutzt. Danach präsentiert der begnadete Pianist John Kameel Farah sein Verständnis von Ambientmusik mit arabischen Einflüssen – am Klavier mit Laptop. Moon Ate The Dark, Künstler des Sonic Pieces Labels, bestehend aus der Waliserin Anna Rose Carter und dem Kanadier Christopher Bailey, kombinieren ebenfalls Klavier und Elektronik. Während sie ihre zarten Solopiano Ausflüge vorführt, ummantelt er feinfühlig das Klavier mit elektronischen Eingriffen und zarten Halleffekten. Eine akustische Herausforderung für den Kirchenraum – und den Zuhörer.
Der Festivalsamstag „Future“ überzeugt durch futuristische Virtuosität. An der musikalischen Zukunft basteln an diesem Abend der Londoner Gitarrist James Blackshaw, der amerikanische Elektroniker Rafael Anton Irisarri und der Berliner Piano-Star Nils Frahm. Blackshaw, der mit seiner Gitarrenmusik in England zur neuen Elite der jungen Klassik gehört, spielt wunderschön - bittersüße Kammermusik aus seinem Album Love is The Plan, The Plan Is Death. Einen passenderen Titel für das Festival der zivilisierten Liebe könnte es kaum geben. Ihm folgt Irisarri, der das hybride Genre eines Komponisten verkörper, der sich mit elektronischen Klangerzeugern in einer immensen Flut von Pop, Techno und Klassik zurechtfindet. Und zu guter Letzt Nils Frahm am Klavier – aber dafür gibt es keine Worte, man muss ihn erleben.
Die Künstler des Abschlusskonzertes „Eternal“ könnte man getrost als zeitlose Symphoniker betiteln. Der letzte Abend beginnt mit dem Düsseldorfer Projekt Insa Donja Kai mit zwei Celli und präpariertem Vibraphon als ein Gefüge aus Komposition und Improvisation, oder besser gesagt eine Begegnung von gestrichenen, gezupften und geschlagenen Tönen. Auf Insa Donja Kai antwortet der kanadische Soundkünstler und Mystiker Lubomyr Melnyk mit seiner „continuous music" am Konzertflügel. Als schnellster Pianist der Welt spielt er Töne und Notenabfolgen in einer Geschwindigkeit, die schwindelerregend ist.
Das Alvaret Ensemble - bestehend aus dem Pianisten Greg Haines, den beiden Multi-Instrumentalisten Jan und Romke Kleefstra und Sytze Pruiksma am Schlagwerk - beendet das Festival mit Meditation und Konzentration zwischen Klavier-, Gitarren- und Klangkunst im Kirchenschiff. Beendet? Nein nicht ganz, denn zum Schluss spielen alle Künstler des Abends zusammen eine kleine Ambientsymphonie.
Programm unter ambientfestival.de