Am 14. November präsentierte der Kölner Beschwerdechor seine diesjährige Arbeit in der Comedia Köln. Chorleiter und Komponist Wilfried Kaets hatte diesmal 722 Beschwerden zusammengestellt und zu einem 80-minütigen Werk vertont.
Noch mehr als in den Vorjahren ist die Kulmination der Klagen zu einem Gesamtkunstwerk geworden. Die 52 Sängerinnen und Sänger sangen und tanzten in broadwayhaften Choreographien, schwenkten Transparente und liefen telefonierend durch den Roten Saal der Comedia.
Das Instrumental-Ensemble ging über seine Begleitungsaufgabe hinaus, indem es seinerseits Beschwerden formulierte und szenisch mit Sängern agierte. Bassem Hawar an der Kniegeige Djoze, Saad Thamir an Perkussionsinstrumenten und singend, Roman Fuchß am E-Bass, Michael Pape am Schlagzeug und Gert Kapo am Flügel boten zusammen mit dem Chor mitreißende Wechselbäder zwischen Lamentatio, Burleske, Jazz und Orffschem Titanentum.
Auch das Publikum im nahezu vollbesetzten Roten Saal der Comedia war gefordert und sang willig einige Beschwerden mit. Die Komposition bestand aus Teilen der Werke von 2008 und 2009 sowie etlichen neu komponierten Beschwerden – immerhin hatte die Website www.beschwerdechor.de seit März 2008 ununterbrochen weiter gesammelt. Spitzenreiter der Beschwerdethemen war und blieb seit Beginn des Projekts der öffentliche Nahverkehr. Aber auch das Zwischenmenschliche im privaten Raum nimmt einen großen Stellenwert im Beschwerdekosmos der Rheinländer ein.
Die Organisation des Projekts lag in den Händen von Hedwig Otten, für die Projektionen der Texte sorgte Raphael Kaets. Getragen wurde der Beschwerdechor 2010 vom Landesmusikrat NRW in Verbindung mit der KölnMusik, gefördert vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW.
rvz
Fotos: Der Beschwerdechor am 14. November 2010 in der Comedia Köln unter Leitung von Wilfried Kaets (Bild 4 links), im Instrumental u.a. Bassem Hawar an der Djoze (Bild 3). Fotos: Jörg Karolat.