Der ehemalige Industriebau in Windeck-Schladern platzte am 1. Dezember aus allen Nähten, als das Kinderorchester NRW seine Herbstarbeitsphase mit einem weiteren Konzert beschloss. Veranstalterin Gabriele Faust lotste spät kommende Windecker in die hintersten Winkel der Halle. Überall teilte sich der Esprit, mit dem dieses Orchester und Witolf Werner arbeiten, uneingeschränkt mit.
Witolf Werner hat mit dem Orchester ein assoziationsreiches Repertoire einstudiert. Es reicht vom „Dark Adventure“ von Ralph Ford, einer Reise des Komponisten durch ein Land voll Mystik und Magie, bis zu den „Bildern einer Ausstellung“ von Modest Moussorgsky. Das Orchester spielt Fassungen der Bilder, die den Möglichkeiten eines Kinderorchesters angepasst sind. Doch die Wucht des Hexenritts der „Baba Yaga“ und die Monumentalität des „Großen Tors von Kiew“ – das in der Skizze, die der Komponist sehr frei vertonte, eigentlich recht klein ist – erfassten jeden im Windecker Kulturzentrum.
Zwischen den Werken führte Witolf Werner Gespräche mit Kindern im Publikum, erfragte die Bildnisse, die die Kinder beim Hören der Musik vor Augen hatten, und erklärte die Farbenskala von Skrjabin: Jeder Ton ist in seinem Charakter mit dem Charakter einer Farbe verbunden. Spielt man einen Ton, könne man mit ein wenig Einfühlung die zugehörige Farbe sehen. Mehrfach demonstrierte das Orchester dies, indem es unisono bestimmte Töne anstimmte. Und Werner erfragte Töne von Kindern im Publikum. Nur einmal musste er antworten, dass es diesen Tonbuchstaben leider nicht gäbe.
Auch Wetter kann man in Musik umsetzen und das Wetter dann beim Hören der Musik nachempfinden. Dies zeigte das Orchester mit der Sinfonischen Dichtung „Into the Storm“ von Robert W. Smith, ein Sturm, der einem Hurrikan mit einem Auge der Ruhe ähnelt. Unheimlich erschien dann ein „Chinese Picture“ von Michael Short, „The Red Hills“. Ein Gefühl der Bedrohung geht von diesen Bergen aus. „Flöge ein Vogel vorbei, er würde unsere Seele mitnehmen“, heißt es in den Werkerläuterungen und die Kinder verstanden es, diese Vorgabe in suggestive Atmosphäre umzusetzen.
Die Musikerinnen und Musiker sind zwischen 8 und 15 Jahren alt. Viele der älteren verlassen jetzt das Kinderorchester NRW und arbeiten in anderen Klangkörpern. Andere jüngere kommen neu hinzu. Der ständige Generationenwechsel macht die Arbeit für Witolf Werner nicht einfach und auch die Organisatorin des Orchesters Lena Zimmer ist ständig neu gefordert. Dem Konzert im Schladerner Bau merkte man das nicht an. Heiter und gelöst zeigte sich die große Formation.
Am Ende des Konzerts schenkten die Musikerinnen und Musiker Witolf Werner ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Chef“ und zwei Zauberstäbe, weil er die Musik bei den Proben erzaubern würde. Ihrer Organisatorin schenkten sie ein Buch, in das alle etwas hineingeschrieben hatten. So hält Lena Zimmer nun ein persönliches Abbild der Gesamtbesetzung in Händen. Gabriele Faust bekannte, dass sie das Orchester erneut einladen möchte und hofft, dass dann auch Windecker Kinder darin mitspielen.
Das Kinderorchester NRW steht in der kooperativen Trägerschaft von Verein zur Förderung von Landesjugendensembles NRW und Landesmusikrat NRW. Es ist ein Förderprojekt des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW. Das Konzert wurde veranstaltet von der Bürgerkulturstiftung Windeck und der GastroGmbH kabelmetal.
rvz