Der Landesverband der Musikschulen in NRW startet ein Projekt zur türkischen Musik an sieben kommunalen Musikschulen des Landes mit dem Ziel, diese Musik stärker in die nordrhein-westfälische Musikschularbeit einzubeziehen. Organisatorin ist Hedwig Otten, Projektleiter Ruddi Sodemann. Das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW fördert das Projekt, dessen Auftakt nun am 8. Februar die Volkshochschule Duisburg erlebte.
Das Ensemble "Roye Ma" demonstrierte, welcher musikalische Reichtum hier für die Musikschularbeit gewonnen werden kann. Koray Berat Sari (Bağlama), Thomas Kolarczyk (Kontrabass) und Eren Yilderim (Percussion) hüllen anatolische Themen in beschwingte, auch jazzige Sätze. Der Duisburger Kulturdezernent Thomas Krützberg und die Musikschulleiterin Johanna Schie begrüßten das Publikum und schilderten die Notwendigkeit, sich an Einrichtungen der musikalischen Bildung mit eingewanderten Kulturen auseinanderzusetzen.
Ruddi Sodemann, Projektleiter und Leiter der Metternich-Musikschule in Hürth, schilderte das Zusammengehen der Kulturen an seiner Musikschule. Sodemann gründete ein Ensemble mit dem Ziel, dass auch deutsche junge Musiker türkische Musik kennen lernen. Das Spielen von nur sieben statt acht Phrasen etwa muss geradezu mental erlernt werden. Nun soll das Projekt des Verbands die gegenseitige Wertschätzung landesweit befördern.
Eine wichtige Rolle spielen dabei die Eltern der Musikschüler: Denn es gibt andere Lernwelten als den Unterricht. Was hören Jugendliche im Radio, was sehen sie auf Youtube? Bektas Metin, Vorsitzender des Integrationsrats der Stadt Hürth, unterstützte dort die Zielgruppenarbeit und begleitet nun auch das Verbandsprojekt. Er forderte von den Musikschulen, das Augenmerk auf die Kommunikation zu richten: Türkische Einrichtungen vor Ort können gute Kontakte zu den Eltern beitragen. Sieben Musikschulen in Bochum, Essen, Duisburg, Böhnen, Lennetal, Monheim, Aachen und Hürth sind an „MüzikNRW“ beteiligt. Sie bilden Ensembles von unterschiedlicher Besetzung, in Hürth sogar mit einem Chor. Fachkräfte unterrichten deutsche und türkische Jugendliche in Fragen der Tonskalen und -charaktere.
Dazu zieht der Verband als Experten Kemal Dinç heran, Dozent an der Musikhochschule in Rotterdam. Für die Elternarbeit versichert er sich der Unterstützung von Nuray Ateş vom Verein für multikulturelle Kinder- u. Jugendhilfe-Migrationsarbeit in Bochum (IFAK). Aber auch musikalischen Fragen gilt die Aufmerksamkeit: Wie arrangiert man für Geige, wie für Harmonieinstrumente? Dies wird der Bağlama-Virtuose Korai Berat Sari lehren.
Aufmerksam von einer Kamera der WDR-Lokalzeit beobachtet, traten Musikschullehrerinnen und -lehrer zu einer Offenen Probe zusammen. Ruddi Sodemann erarbeitete 2013 für einen Workshop des Beethovenfests in Bonn Arrangements von türkischer Musik. Zwei Stücke hieraus probten die Musiker nun in Duisburg. Eine sehr heterogene Besetzung kam zusammen, ein Sirto erklang an drei Bağlamas, zwei Gitarren, zwei Flöten, Klarinette, Tenorsaxophon, zwei Violinen, Kontrabass, verschiedenen Perkussionsinstrumenten und am Klavier. Der Bağlama-Musiker Ali Yildirim beschloss den musikalischen Teil mit seinem Ensemble "Harman Müzik Toplulugu". Drei Stücke aus Anatolien und von der Schwarzmeerküste erklangen durch einen Chor aus drei Sängerinnen, begleitet von drei Bağlamas und einer Rahmentrommel.
Die weiteren Termine:
14.3.2014, 10 h, Ort NN, Fachtag zu Transkulturellen Netzwerken.
5.4.2014, Musik- und Kunstschule Duisburg, Seminar Arrangement.
23.5.2014, Musikschule Bochum, Seminar Elternarbeit zwischen zwei Kulturen.
14.6.2014, Musikschule Hürth, Seminar Regionalstile.
29.8.2014, Folkwang-Musikschule Essen, Seminar Organisation und Arbeit mit interkulturellen Ensembles.
25.10.2014, Musikschule Bochum: Seminar Einführung in die Maqam.
7.-9.11.2014, Landesmusikakademie NRW Heek-Nienborg, Baglama-Kongress, veranstaltet von der Landesmusikakademie mit Hochschule für Musik und Tanz Köln, Landesmusikrat NRW, Landesverband der Musikschulen u.a.
rvz
Fotos: Offene Probe von Musikschulpädagogen; Bektas Metin und Projektleiter Ruddi Sodemann aus Hürth; Kulturdezernent Thomas Krützberg, 8. Februar, Duisburg: Fotos: LMR NRW.