Der Kultur- und Weiterbildungsausschuss der Stadt Hagen hat am 16. März in nicht-öffentlicher Sitzung beschlossen, die Theater gGmbH zu beauftragen, bis zum 30.06.2016 ein Konzept zu erarbeiten, wie eine Kürzung des Zuschussbetrags um 1,5 Millionen jährlich ab 2018 umgesetzt werden kann. Das Konzept soll auch die zeitliche Umsetzung darstellen. Die neu zu besetzende Intendanz und Generalmusikdirektion sollen in die Erarbeitung einbezogen werden. Für diese Vorlage stimmten die Vertreter von SPD, CDU, Die Grünen und Hagen Aktiv. Im April soll der Stadtrat entsprechend beschließen. Der Beschluss würde bedeuten, dass eine künstlerisch verantwortbare Arbeit des Hagener Theaters und Orchesters sowie das Kulturangebot in der Stadt existenziell gefährdet sind.
Seit 2002 sind im Hagener Theater und Orchester Stellen abgebaut und Kürzungen umgesetzt worden. Dann verband die Stadt die Gründung der Theater- und Orchester GmbH im Jahr 2014 mit Zuschusskürzungen. Der Haushaltssanierungsplan vom Herbst 2015 sieht vor, dass die Hagener Kulturinstitutionen weitere 2,25 Millionen Euro einsparen müssen, das Theater soll davon ab 2018 1,5 Millionen Euro tragen. Schon der Aufsichtsrat des Theaters Hagen sah seinerzeit einen solchen Einsparungsbetrag nur im Verzicht auf Musiktheater und Orchester als möglich an.
Die kulturelle Grundversorgung Hagens ist gefährdet. Der Theater gGmbH, beschnitten in ihren Wirkungsmöglichkeiten, winkt die Insolvenz. Die Beschäftigten würden dann aber aufgrund eines Personalüberleitungsvertrages auf die Stadt zurückfallen. Der Spareffekt wäre gering, der Schaden für das Kulturleben hingegen kapital.
Der Landesmusikrat NRW fordert Stadtrat und Oberbürgermeister auf, sich zu einer kulturellen Grundversorgung in Hagen zu bekennen, die Theater gGmbH verantwortungsvoll auszustatten und auf die Dialogangebote der Deutschen Orchestervereinigung, des Deutschen Bühnenvereins und der Künstler selbst einzugehen.
Das 1911 gegründete Theater Hagen ist ein Viersparten-Theater mit Aufführungen in den Bereichen Musiktheater, Ballett, Schauspiel und Kinder- und Jugendtheater. Das Theater hat jährlich rund 188.000 Besucher. Die Theaterzeitschrift „Die deutsche Bühne" benannte das Theater Hagen in der Spielzeit 2014/15 in gleich drei Rubriken als herausragend, mehrere Kritiker der „Welt am Sonntag" würdigten im Juli 2015 Inszenierungen und Opernhaus: „Hagen überrascht immer wieder mit exzellenten Produktionen". Setzt die Stadt ihren Kurs gegen die Kultur fort, wird sie eine andere Überraschung zeitigen.
Reinhard Knoll, Präsident des Landesmusikrats NRW
André Sebald, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Verbände für Musik in Beruf, Medien und Wirtschaft im Landesmusikrat NRW