Im RWE-Pavillon der Philharmonie Essen gab das Perkussions-Ensemble SPLASH am 10. Oktober einen Abend, bei dem es der Frage nachging, wie Rockmusik die amerikanische Avantgarde beeinflusst hat, dabei aber auch drei neue Kompositionen für Perkussion vorstellte. Simon Limbrick, Eckhard Kopetzki und Stephan Froleyks schrieben sie für SPLASH.
Simon Limbricks „Machine for Living“ ist eine komplizierte dreiteilige Konstruktion, die die jungen Schlagzeuger in der vorangegangenen Arbeitsphase vor Probleme stellte. Der erste Teil fordert, dass drei Gruppen innerhalb des Ensembles vorgegebene rhythmische Komplexe in divergierenden Tempi gegeneinander entwickeln. Es ist gar nicht so einfach, ein Tempo gegen den Sog zweier anderer Rhythmustempi zu halten und zu verändern, doch die Schlagzeuger trieben sich und das Publikum souverän in einen faszinierenden Hexenkessel. Um dann im zweiten Teil des Werks zu Marimbaphonen und zu anderer Melodieperkussion zu wechseln und nur mit den Fingerknöcheln ein klangpoetisches Bild entstehen zu lassen, dem ein furioser Schluss folgte.
Von Eckhard Kopetzki hat SPLASH bereits in früheren Konzerten die „Night of the Moon Dances“ für Marimba Solo und Ensemble mit besonderer Lust gespielt. Nun schrieb er speziell für das Ensemble die Komposition „Marimba Splash“ für zwei Marimbas und Perkussionsquartett, eine Komposition, die über Strecken an ein traditionelles Doppelkonzert erinnert, mit ihrer vorwärts treibenden Gestik und einander überlagernden Rhythmen aber ein lautes „Jetzt!“ zu rufen scheint und vom Essener Publikum bejubelt wurde. Dass dieses übrigens trotz eines gleichzeitigen Fußball-WM-Qualifikationsspiel der deutschen Mannschaft den Pavillon füllte, sahen alle Beteiligten mit Freude.
Stephan Froleys schrieb sein Stück „not yet near day“ für sieben Schlagzeuger, die jeweils sieben Blumenkästen spielen. Wer eine nette Skurrilität erwartet hatte, ging fehl. In mehreren nahtlos ineinander übergehenden Sätzen entwickelt Froleyks rhythmische Klangstrukturen, die einerseits mit einer introvertierten Tonsprache, andererseits mit farbigem Abwechslungsreichtum fesseln. Die sieben Sets von je sieben tönernen Blumenkästen liegen, die Öffnungen zur Seite zeigend, auf Gummischläuchen nebeneinander und ermöglichen genau abgestimmte Tonskalen. Die Musiker spielten sie hoch konzentriert, der Komponist selbst hielt sie dirigierend zusammen.
Umso lauter wurde es mit dem zentralen Stück des Programms. Christopher Rouse schrieb sein Werk „Bonham“ für den Led-Zeppelin-Drummer John Bonham für Rockschlagzeug und Perkussionsensemble, ein Feuerwerk jagender Rhythmuspattern, angetrieben von dem fast sturen und gleichwohl zündenden Groove des Rockdrumsets. Im melodischen Gegensatz dazu steht der perlende „Dream of the Cherry Blossoms“ von Keiko Abe für Marimba-Solo, das Jeong Hyeon Kim vortrug.
Ralf Holtschneider und Stephan Froleyks leiteten das Ensemble und führten durch den Abend. Die Marimba-Solopartien bestritten Jeong-Hyeon Kim und Jens Ruland. SPLASH ist ein Ensemble des Landesmusikrates NRW, getragen in Kooperation mit der musikFabrik.
Das Konzert fand im Rahmen der Reihe "Entdeckungen" des Netzwerks Neue Musik Essen statt. Das Netzwerk wird gefördert von der Bundeskulturstiftung. SPLASH ist ein Förderprojekt des Ministerpräsidenten des Landes NRW, die Kompositionen von Simon Limbrick, Eckhard Kopetzki und Stephan Froleyks ermöglichte die Kunststiftung NRW.
rvz
Fotos: SPLASH spielt "not yet near day" von Stephan Froleyks (oben) und "Bonham" von Christopher Rouse (unten). Fotos: LMR NRW.